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Inhaltsübersicht:
Ev07.124,01] »Siehe, die Sache ist also aufzufassen und zu begreifen: Berufen und zum Licht und zum Leben bestimmt ist ein jeder Mensch auf dieser ganzen Erde; aber auserwählt zum Lehrer der Menschen kann nicht ein jeder sein, da das für die Menschen auch gar nicht gut wäre. Wäre es für die Menschen - deren Hauptbestimmung darin besteht, sich gegenseitig zu dienen - gut, so ein jeder Mensch für sich alles besäße und alles zu machen imstande wäre? Dadurch würde ein Mensch dem andern ganz entbehrlich, und die Nächstenliebe wäre dabei nichts als ein eitles, leeres Wort, wie Ich das Meinen Jüngern auch schon zu öfteren Malen gezeigt habe. Ja, die Menschen bedürften dabei sogar der Sprache nicht! Wozu sollte ihnen diese dienen, wenn keiner dem andern irgendein Bedürfnis vorzubringen hätte?!
Ev07.124,02] Ich sage es dir, daß sich die Menschen bei solch einer völligen Gleichstellung ihrer Talente, Fähigkeiten, ihrer Gestalten, Wohnorte und Besitztümer bei aller ihrer gleichen Lichtklarheit dennoch völlig auf der Stufe der Tiere und eigentlich noch unter derselben befänden!
Ev07.124,03] Damit die Menschen aber Menschen und keine Tiere sind, so haben sie unter sich alles höchst verschieden verteilt. Der eine hat das und der andere jenes, und so muß einer zum andern kommen und einer in diesem oder jenem des andern Meister oder Helfer sein.
Ev07.124,04] Und so muß es auch in der Sphäre der Erkenntnis des inneren Lebenslichtes etliche besonders Erwählte geben, die den vielen Berufenen das wahre Lebenslicht zeigen, und die Berufenen haben dann zu hören, zu glauben und danach zu handeln, was ihnen von den auserwählten Lichtbesitzern gelehrt wird.
Ev07.124,05] Wenn die Berufenen aber das gläubig annehmen, was ihnen gelehrt wird, so sind sie dann ebensogut und oft noch besser daran als die Auserwählten; denn solch ein Auserwählter, der in sich das lebendige Licht trägt, aber nicht genau nach diesem wandelt, wird dereinst eine strengere Rechnung über seine schlecht verwendeten Talente abzulegen bekommen als der bloß Berufene, der nur zu hören, zu glauben und danach willig zu handeln hat.
Ev07.124,06] Siehe, die Auserwählten sind Meine Knechte, und die Berufenen Meine Diener und Kinder!«
Ev07.124,07] »Auf daß du aber noch klarer sehen magst, daß ein Auserwählter auf dieser Erde durchaus nicht besser daran ist denn ein Berufener, so will Ich dir das noch durch ein Gleichnis klarer machen. Und so höre Mich!
Ev07.124,08] Es war ein König, der zehn Hauptknechte für seinen Haushalt hatte. Dieser König aber mußte einmal in die Ferne ziehen, um dort ein neues ihm zugefallenes Reich zu übernehmen, (vgl. Lk.19,12)
Ev07.124,09] Bevor er aber abreiste, beschied er die zehn Knechte zu sich, übergab ihnen zehn Pfunde und sprach: "Handelt damit gut, bis ich wiederkomme!" (vgl. Lk.19,13)
Ev07.124,10] Als seine Bürger (Berufene) aber davon Kunde erhielten, da murrten sie, wurden dem Könige feind, weil er sie verließ und ihnen bei seiner Abreise nicht auch Pfunde und Talente zur Verwaltung übergab, (vgl. Lk.19,14)
Ev07.124,11] Sie sandten dem Könige sogar Boten nach und ließen ihm sagen: "Wir wollen nicht, daß dieser König fürder über uns herrsche; denn warum sollen wir ihm minder (weniger wert) sein denn seine Knechte, da wir ihm doch auch gleich den Knechten gedient haben!" (vgl. Lk.19,14)
Ev07.124,12] Es begab sich aber, daß der König, nachdem er das neue Reich eingenommen hatte, wiederkam. Als er in seine Burg eingezogen war, da ließ er alsbald dieselben Knechte zu sich fordern, welchen er bei seiner Abreise das Geld anvertraut hatte, um zu sehen, was ein jeder damit gewonnen hatte. (vgl. Lk.19,15)
Ev07.124,13] Da trat der erste zu ihm und sagte: "Herr, siehe hier! Dein Pfund hat mir zehn Pfunde getragen!" (vgl. Lk.19,16)
Ev07.124,14] Da sprach zu ihm der König: "Ei du frommer Knecht! Weil du mir im geringsten treu gewesen bist, so sollst du nun Macht haben über zehn Städte!" (vgl. Lk.19,17)
Ev07.124,15] Darauf kam ein anderer und sagte: "Herr, dein Pfund hat mir fünf Pfunde getragen!" (vgl. Lk.19,18)
Ev07.124,16] Und der König sprach zu ihm: "Darum sollst du über fünf Städte gestellt sein!" (vgl. Lk.19,19)
Ev07.124,17] Da kam aber ein dritter und ein letzter der zehn Knechte und sagte: "Herr, sieh, dein mir anvertrautes Pfund habe ich im Schweißtuche aufbewahrt, bis du wiederkämest! (vgl. Lk. 19,20) Ich fürchtete mich vor dir, dieweil du ein harter Mann bist; denn du nimmst, was du nicht hingelegt hast, und erntest, wo du nicht gesät hast." (vgl. Lk.19,21)
Ev07.124,18] Da aber sagte der König zu ihm: "Höre, aus deinem Munde richte ich dich! Du bist ein Schalk! So du wußtest, daß ich ein harter Mann sei und nehme, dahin ich nichts gelegt, und ernte, wo ich nichts gesät habe (vgl. Lk. 19,22), - warum hast da denn mein Geld nicht in die Wechselbank gegeben, damit ich, so ich gekommen wäre, mein Geld wieder mit Wucher zurückerhalten hätte?!" (vgl. Lk. 19,23)
Ev07.124,19] Darauf sprach der König weiter zu denen, die als Diener bei ihm waren: "Nehmet diesem trägen Schalk das Pfund ab und gebet es dem ersten, der schon zehn Pfunde hat!" (vgl. Lk. 19,24)
Ev07.124,20] Und die Diener sprachen zum Herrn: "O König, der hat ja schon ohnehin zehn Pfunde! Wozu ihm noch dies eine Pfund überantworten?" (vgl. Lk. 19,25)
Ev07.124,21] Ich Selbst aber sage nun euch allen darauf: Wer da hat, dem wird noch mehr hinzugegeben werden, daß er es dann in der Fülle habe; wer da aber nicht hat, dem wird auch genommen werden, was er hatte (vgl. Lk. 19,26). Die aber da nicht wollten, daß der König über sie herrsche, die haben gesündigt, und sie sollen darum erwürgt werden mit aller Nacht und Finsternis des Gerichtes und des Todes der Seele! (vgl. Lk.19,27)
Ev07.124,22] Siehe, du Mein Freund, so stehen die Sachen bei Mir unabänderlich! Wer da hat, dem wird noch viel mehr gegeben werden, daß er in der Fülle habe! Wer aber da nicht hat, dem wird auch das wenige Anvertraute genommen werden, und es wird dem gegeben, der da schon ohnehin viel hat.
Ev07.124,23] Die vielen Berufenen aber, die auf die Stimme der Knechte nicht merken wollten und den Herrn des Lichtes und des Lebens nicht haben wollten, daß Er allbelebend über sie herrsche, die werden erwürgt werden durch die Nacht ihres eigenen Herzens; der faule Knecht aber wird lange darauf warten können, bis ihm wieder ein Pfund anvertraut wird.«
Ev07.124,24] »Und nun sage du Mir, wie dir dieses Gleichnis behagt! - Bist du mit dem König einverstanden oder nicht?«
Ev07.125,01] Sagte der Magier: »Herr, da bin ich nun auf einem Punkte, bei dem der Verstand einem Menschen die Dienste versagt und sich sogar dem Geduldigsten die Haare gen Berge zu sträuben anfangen! Du bist doch der König nicht, der da als ein Tyrann nimmt, dahin er nichts gelegt, und ernten will, wo er nicht gesät hat?! Denn mir kommt es nun vor, daß eben von Dir alles herstammt, und daß eben Du allenthalben gesät hast und darum auch überall nehmen und ernten kannst, weil alles Dein ist und auch Dein sein muß.
Ev07.125,02] Daß die Frevler gezüchtigt werden, das finde ich ganz in der besten Ordnung; denn es ist da eben die göttliche Langmut unerträglich, durch die der Böse immer mehr Zeit und Raum für die Zustandebringung seiner Greuel gewinnt, während der ganz ordentliche Mensch in ein stets größeres Elend versinkt, am Ende allen Glauben verliert und genötigt ist, das ihm anvertraute Pfund im Schweißtuche seiner Not dem strengen und unbarmherzigen Herrn unbeschädigt und ehrlich wieder zurückzustellen. Ja, in solcher Hinsicht und Beziehung ist es freilich wohl besser, ein Berufener denn ein Knecht zu sein!
Ev07.125,03] Es ist schon ganz recht, daß der tätige Knecht auch nach seiner Tat belohnt wird; aber daß der etwas trägere und furchtsamere Knecht für die unbeschädigte Rückgabe seines Pfundes ganz leer ausgehen muß, das kommt mir von Deinem Könige sehr hart vor!
Ev07.125,04] Ich bin ein Menschenfreund und kann niemanden leiden sehen, besonders wenn er seine Leiden nicht als irgendein Erzbösewicht wohl verdient hat. Der Knecht mit dem einen Pfunde, der es im Schweißtuche wieder also dem Herrn anheimstellte, wie er es empfangen hatte, hat offenbar nicht die Einsicht und den Verstand des ersten gehabt, auch nicht einmal des zweiten, der mit dem einen Pfunde die fünf Pfunde gewonnen hat. Denn hätte auch er den gleichen Verstand gehabt, so hätte auch er zehn oder wenigstens fünf Pfunde gewinnen können; aber aus Mangel an Licht, an rechtem Verstände und am dazu geeigneten Mute hat er sich aus dem einen Pfunde nichts anderes zu machen getraut, als es seinem Herrn ganz unversehrt wieder zurückzustellen. Ich finde in diesem Handeln wahrlich noch nichts Verbrecherisches, und ich möchte Dich sehr fragen, was dann weiter mit diesem Knechte, den sein König einen Schalk nannte, geschehen ist.«
Ev07.125,05] Sagte Ich: »Der blieb denn, was er ehedem war: ein ganz einfacher und gewöhnlicher Knecht, weil er aus sich heraus für eine höhere Dienstaufgabe keine Fähigkeit besaß! Denn auch ein Auserwählter bekommt nur gleich einem jeden andern Menschen die Fähigkeit oder das Talent, das er dann selbst auszubilden hat, damit sein freier Wille keinen Schaden leide.
Ev07.125,06] Wer ein solches ihm verliehenes Talent mit allem Fleiße ausbildet, der hat dann auch den rechten Schatz, zu dem ihm noch immer mehr hinzugegeben wird; wer es aber nicht ausbildet und sich von seiner Trägheit nicht losreißen will, der hat es sich dann nur selbst zuzuschreiben, wenn er am Ende samt seinem im Schweißtuch aufbewahrten Pfunde noch dümmer wird als jene, die da nicht wollten, daß der König des Lichtes über sie herrsche.
Ev07.125,07] Darin liegt dann der Grund, daß solche trägen Knechte nicht weiterkommen und die berufenen Diener in ihrer Nacht liegenbleiben und es für sie am Ende nichts Ärgeres geben kann, als wenn sie der Lärm des hellsten Tages aus ihrem trägsüßen Schlafe weckt. Oder sollte etwa die Sonne vorher Boten zu den Langschläfern senden und sie fragen, ob es ihnen angenehm sei, daß sie über die Berge heraufsteige?! Sieh, das wird die Sonne infolge der allgemeinen die Welten erhaltenden Ordnung ebensowenig tun, als es der König des Lichtes und des Lebens tun wird!
Ev07.125,08] Wer das Pfund überkommt, der hat schier auch die Ordnung des Königs überkommen. Das Sich-danach-Richten liegt im freien Willen des Knechtes, und der König ist da nicht schuld an der Trägheit des Knechtes, sondern der Knecht selbst, weil der König des Lichtes es nur zu gut weiß, welche Fähigkeiten er einem Knechte verliehen hat. Und so ist da allzeit der König und nie ein fauler und träger Knecht in seinem wahren und durchaus nicht etwa eingebildeten Rechte.
Ev07.125,09] Denke du nun darüber reiflich nach, fasse das Bild wohl auf und sage Mir dann, ob der König hernach noch ein unbarmherziger Tyrann ist! - Hast du Mich aber nun auch wohl verstanden?«
Ev07.125,10] Sagte der Magier: »Ja, das o Herr, habe ich nun wohl verstanden, und Dein aufgestelltes Gleichnis hat dadurch eine volle Lichtseite erhalten, während es als ein pures Bild schwer zu verstehen war. Wer demnach irgendein besonderes Talent in sich verspürt, der soll es mit allem Fleiß ausbilden, und das einmal wie durch und aus sich selbst. Hat er das getan, so wird er das Weitere schon von dem Könige des Lichtes erhalten und wird sodann ein wahrer Lehrer vieler Menschen, die Du als Berufene bezeichnet hast, werden können. Denn wer einmal schon für sich ein rechter Lehrer war, der wird es dann auch für viele andere leicht werden und sein; wer aber schon für sich selbst träge war, der wird es dann auch um so mehr für andere sein, und er wird auch nichts haben, was er seine Nebenmenschen irgend lehren könnte, und es ist darum höchst wahr und richtig, daß dem, der da hat, noch vieles hinzugegeben wird, auf daß er dann in der Fülle habe. Wer aber nicht hat, dem wird auch noch das, was er hatte, genommen werden«
Ev10.219,03] »Sagte Ich euch nicht, daß es euch, als den von Mir erwählten Jüngern und Mir nachfolgenden Volkslehrern, gegeben ist, die Geheimnisse Meines Reiches zu verstehen? Denn ein jeder Lehrer und Meister muß offenbar mehr kennen und verstehen als sein Jünger, sonst könnte er kein Lehrer und Meister sein!
Ev10.219,04] Es würde, so der Meister nicht klüger wäre denn der Jünger, also gehen und stehen, wie wenn ein Blinder den andern führte, so lange, bis eine Grube da wäre, in die dann beide zugleich hineinfallen würden; darum sind nur wenige auserwählt, wennschon viele berufen.
Ev10.219,05] Sie sollen anfangs nur mit der ganz einfachen Milch Meiner Lehre genährt werden; werden sie dann männlich und kräftig, da kann man ihnen denn schon auch eine männlichere und kraftvollere Kost verabfolgen. Daher habt auch vor allem darauf acht, daß sich nicht irgend nur bloß Berufene erheben und zum Volke sagen: "Auch wir gehören zu den Auserwählten!", um dasselbe dann zu belehren um irdischer Vorteile willen; denn da würde auch ein Blinder den andern führen!
Ev 10.219,06] Wer aber unter den Menschen ein Erwählter ist, das werdet ihr daraus erkennen, daß er von Meinem Geiste gleich wie auch ihr erfüllt ist und eine wahre Liebe zu Gott und zum Nächsten predigen wird.
Ev10.219,07] Predigt er aber, gleichwie da im Tempel predigen die Pharisäer, so ist er auch ein von den Pharisäern Erwählter und ist gleich ihnen von dieser Welt und gleich ihnen ein Teufel; denn wer da nicht durch die wahre Liebe und Weisheit aus Mir sammelt, der zerstreut und ist ein Falschlehrer und stürzt die Menschen in den Aberglauben, aus dem sie dann auch, besonders so die Menschen älter geworden sind und sich in die Finsternis des Aberglaubens so recht fest hineingewachsen haben, alle Engel des Himmels nicht mehr in die Sphäre der reinen Wahrheit bringen können, durch die sie dann frei würden in allen Dingen. Und Ich sage es euch, daß da alle Übel leichter von einem Menschen zu entfernen sind als ein Aberglaube, denn bei jedem andern Übel ist die Seele des Menschen nur teilweise gefangen, aber durch den finsteren Aberglauben ganz!
Ev10.219,08] Darum, wie Ich euch schon einmal gesagt habe, daß sogar noch zu eurer Lebenszeit eine Menge falscher Lehrer und Propheten und mit ihnen auch eine Menge falscher Christusse aufstehen, das Volk belehren und sagen werden: "Siehe, hier ist Christus!" oder "Dort ist Er!" oder "Er wohnt in den Tempeln!" oder "in den Kammern!", so saget es solchem Volke, daß es mit solcher Lehre betrogen sei!«
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