Er aber sprach: Ja, selig sind, die Gottes Wort hören und es halten. (Luk. 11,28)
JL.Path.000,01] Was meint ihr kleinen Völker auf der Erde fernen
Zonen
und ihr Geschlechter alle, die ihr seid, um Sterne zu bewohnen,
was
meint ihr Erden, Monde, und ihr alle großen Sonnen,
und ihr auch, die ihr
über allen Sonnen pflegt zu thronen -
diewelche aus der Gottheit zahllos
größten Liebetaten
als allergrößte sich im treuen Herzen möcht verraten?
O ratet nicht auf die Unendlichkeit, erfüllt von Werken,
obschon der Größe
nicht einmal die größten Engel merken!
Auch ratet nicht auf der Atome Zahl in
all den Räumen
und wie unendlich viel da im Endlosen möchten säumen.
JL.Path.000,02] O ratet nicht auf zahllos Milliarden
Hülsengloben,
in deren jede Milliarden Sonnen sind geschoben,
o ratet nicht
auf jene Zahl von großen Geister-Heeren –
und laßt euch selbst von
Engelsgrößen nicht zu leicht betören,
obschon nun eines Engels Auge spottet
allen Globen,
denn Größres faßt des Wimper schon, als all die Globen loben!
O denket nicht, wie viel in einer Stund sich Leben mehren
in allen endlos'
Räumen, ja in allen Äthers Meeren. –
O denket, daß in allen diesen nicht wird
zu erraten
da sein der ew'gen Liebe größte aller größten Taten.
3.
JL.Path.000,03] Ihr möget raten hin und her und auf und ab
gleich Blitzen
und eure Phantasie in aller Sonnenglut erhitzen –
und tun
dergleichen fort und fort durch alle Ewigkeiten,
des ungeacht't werd't ihr
der Wahrheit Spur nicht näher schreiten;
wohl aber euch entfernen mehr von
ihr zu Trillionen
und werd't verlieren noch, da ihr zu zählen habt begonnen.
Daher auch suchet nimmer ihr in all den Schöpfungsräumen,
ihr werd't nicht
finden, wo der Liebe Größtes pflegt zu keimen.
Es deckt der kleine Finger
aber an das Aug' gehalten
schon mehr, als du in allen Ewigkeiten möchtst
entfalten. – –
4.
JL.Path.000,04] Und bin Ich auch unendlich schon in einer Milbe
Leben
und größer noch in jenen Punkten, die in Räumen schweben,
von da ihr
Licht zu euch durch ungemessne Fernen blitzet,
wenn euch der Nächte Dunkel
mild vor grell'ren Strahlen schützet.
Und möcht't ihr alle die
Unendlichkeiten ängstlich treu summieren
und wie am Staube, so an Sonnen
Meine Größ' probieren;
wie schon gesagt, es würd' euch dieses alles wenig
nützen
und mögt ihr euch in Milliarden Tropfen auch zerschwitzen.
Nur eines
ist, auf das ihr alle gar getreu sollt merken,
und dieses ist: Den Größten schaun
in Seinen kleinsten Werken! –
5.
JL.Path.000,05] Was meinst du treuer Forscher in der Gottheit
Wunderhallen,
das welche Wunder ist das größte wohl in allen Allen? –
Du
sagst: Das Licht ist wohl das größte, das ein Aug mag schauen,
denn ohne
Licht wär eine Torheit, eine Welt zu bauen! –
So übel war, du Forscher, deine
Antwort wohl mitnichten;
denn nur im Lichte pflegt der Große alle Werk' zu
richten.
Doch wenn das Licht du möchtest als der Wunder größtes preisen
und
so der Wirkung statt dem Grunde deine Treu erweisen,
wär das nicht so, als
wenn da jemand ernstlich möchte sagen:
Der Tag ist größer denn die Nacht,
gemacht das Licht zu tragen.
6.
JL.Path.000,06] O wahrlich! nicht das Licht ist es, das unter
allen Taten
als aller Wunder größtes sich in Meiner Größe möcht beraten;
denn wär im Lichte wohl zu finden Meiner Taten größte,
auf daß sie dir
daselbst der Knoten allverworrnsten löste,
so wär der kleinste Funke, der dem
Lichte ist entsprossen,
als Licht dem großen Lichte gleich, das allorts
ausgegossen
ist über Sonnen, Welten und in allen freien Räumen,
in welchen
erst zu neuen Sonnen große Samen keimen.
O sieh, wie arg du treuer Forscher
so dich hast gefangen!
Daher du sollest richten nach was andrem dein
Verlangen. –
7.
JL.Path.000,07] Was meinst du trauter Späher, wühlend in der
Sterne Bahnen,
was dünkt als Größtes dir, daran dich deine Sterne mahnen? –
Du sagst: Der Raum ist es, in dem sich alle Größen messen,
in dem am End'
doch aller Größen größte wird vergessen. –
Auch du hast übel nicht, Ich sag
es dir, das Ding beraten,
denn in dem Raum sind ja vollbracht von Mir die
größten Taten;
ja ohne Raum möcht niemand auch nur eine Milb' erschaffen,
nicht einmal ein gar kleinstes Atom von der Stelle schaffen.
Doch wenn den
Raum du als das Allergrößte magst bekennen,
mit welchem Namen wirst du denn
die Ewigkeit belehnen? –
8.
JL.Path.000,08] O sieh, wie gröblich wieder du an Mir dich hast
betrogen, –
nicht Mich, nicht andre, höre! – dich nur hast du angelogen!
Denn wär der Raum das Größte, wie du irrig pflegst zu meinen,
o siehe, alle
Engel würden solche Größ' beweinen!
Sie würden sagen: Wo zwei gleiche Größen
sich aufwiegen,
wie soll da eine wohl der andern weichend unterliegen? –
Denn wo der Tatengrößen sich als Größte soll bekunden,
da wird von Raum und
Zeit und Licht fürwahr nicht viel empfunden;
denn außer Raum und Zeit
gestellt ist schon des Geistes Leben,
wie soll denn der besiegte Raum dir das
Bedungne geben?! –
9.
JL.Path.000,09] Was möchtst du heller Seher Mir als Größtes denn
besingen
und so als hoher Fragen Preis die Weisheit dir erringen?
Doch
merk, nur eines darfst aus deiner Kammer du Mir nennen;
denn zwei kann
niemand je als eine Größe gar bekennen! – –
Du sagst: Es ist ja die Unendlichkeit!
– Ich bin zufrieden,
denn Größres mag dein Mund wohl nennen nicht im Raum
hienieden.
Und wahr ist es, es wieget die Unendlichkeit die Größen
sowohl
in Zeit und Raum, und alles wird nach ihr bemessen.
Doch eines hätten wir,
Mein heller Seher, bald vergessen:
wonach die Fruchtbarkeit der Infusionen
wird gemessen?!
10.
JL.Path.000,10] Spricht denn Endloses sich in Zeit und Raum nur
aus hienieden?
Was ist denn jeder Teilung dann hernach für Los beschieden?
Und findst Endloses du bei eines Stäubchens Teilung walten
und siehst, daß
solches eigen ist den niedrigsten Gestalten,
wie mochtst du wohl erwähnet
haben, das nicht löst die Frage,
in welcher Ich für dich und alle Kinder
Liebe trage! –
Und wär Unendlichkeit das Größte, das du Mir magst nennen,
o
sieh, was möcht Mich dann, wie dich, vom losen Staube trennen?
Und möcht ein
Ding so klein und kleiner als ein Punkt dir scheinen,
Unendlichkeit ist's
innen, glaub, sonst wirst dein Irr' beweinen!
11.
JL.Path.000,11] O sieh, was zahllos Dingen ist zu gleichen
Graden eigen,
wie könnt in solchem sich denn Meine größte Größe zeigen,
wo
eines vor dem andern nicht ein Atom hat zuguten –
wie wär darinnen Meiner
Taten größte zu vermuten!?
Ist denn ein Unterschied von einer Welt zu einer
Milbe?
O sag ein endlos Mehr aus beiden Mir in einer Silbe!
Und kannst du
solches nicht zur Stell gar leicht zuwege bringen,
Ich sag, wirst leichtlich
nicht zur Lösung Meiner Frage dringen.
Denn wahrlich, im Endlosen ist das
Größte nicht begraben,
daher wirst du schon müssen an was andrem dich
erlaben. –
12.
JL.Path.000,12] Und du, Mein lieber Priester, stehend auf des
Lebens Stufen,
zu lehren vom Katheder Weisheit allem Volk berufen,
was
möchtst in deiner Lehr' von Mir als Größtes du erfassen
und solches treulich
künden dann der Kreatur auf allen Straßen?
Doch nimm, Ich sage dir, bei aller
Treu dich wohl zusammen
und nenn Mir nicht den Frühern gleich den nächsten
schlechten Namen;
denn sieh, Mein Priester, Tiefres kannst und sollst du Mir
verkünden
denn all die Frühern. Schande dir, kannst du das nicht entbinden,
darinnen du als Größten Mich dem Volke möchtst besingen.
Nun sage denn, das
klug dir deucht, ohn etwas zu erzwingen! –
13.
JL.Path.000,13] Nun gut, Ich hab vernommen deines Mundes treue
Kunde.
Du hast wohl überdacht in Treue Meines Herzens Wunde;
Ich bin
zufrieden, hast das Größte du auch nicht getroffen,
so kannst du aber doch in
deiner Antwort Größres hoffen.
Doch sieh, in Meiner Seitenwunde liegt nicht
viel zu Grunde,
als Tat von Mir zu künden sei wohl ferne deinem Munde.
Wie
möcht sich ein Erschlagner denn wohl seiner Wunden rühmen?
O solcher Ruhm
möcht sich im Herzen wie ein Wurm krümmen;
wenn Mir der Schergen einer hat
das treue Herz durchstoßen,
o sag, hab solches Ich getan, hab Ich Mein Blut
vergossen? –
14.
JL.Path.000,14] O sieh, Mein lieber Priester, kannst du solches
Mir ansinnen
als eigne größte aller Taten, das ein Scherge konnt beginnen,
und dann gar zeugen noch von Mir in aller Erde Zonen
und sagen, daß die
solchen Glaubens werden bei Mir wohnen? –
Ist denn das eigne Tat, so jemand
wird erhängt am Galgen?
O wahrlich, sieh, nach solcher Taten Ruhm gar neidig
balgen
wird niemand sich; wie magst du solches denn von Mir verkünden
und
als der Gottheit Taten größte noch dazu entbinden?! –
Weißt du den
Unterschied denn nicht von Tat und bittrem Leiden?
Du tuest besser, still zu
sein, magst solches nicht entscheiden. –
15.
JL.Path.000,15] Doch weil du näher denn die andern bist der Spur
gekommen,
so werde dir den andern gleich nicht aller Mut benommen;
Ich will
dir zeigen denn, was dich noch hält in Irr' gefangen,
es soll dir aber nicht
vor Meiner großen Treue bangen! –
Du hast das Mittel statt den Zweck allein
nur auserkoren
und hast dadurch auf eine Zeit die größte Tat verloren;
nun
denke so dem Zwecke nach und laß das Mittel laufen –
und wirst dann bald
erfahren, wie Ich pfleg mit Geist zu taufen.
Und wann du selbsten wirst von
Meinem Geist getaufet werden,
da wirst denn bald ersehen doch der Liebe Größ'
auf Erden! –
16.
JL.Path.000,16] Du frommer Dulder, siehe her, dir liegt der
Preis vor Augen!
Sag du Mir auch etwas, das möcht für Meine Größe taugen;
was ist's aus Meiner Taten Fülle, das zumeist dir dünket,
vor dem die größte
Großtat rein ins Nichts hinuntersinket? –
Denn sieh, du hast gut raten, da
von dir Ich nicht verlange,
wie von den erst'ren Weisen; rede und sei des
nicht bange,
ob du Mir recht, ob nicht die beste Antwort werdest finden.
Fürwahr, ob so, ob so sich finden wird in deinem Künden,
dein Heil, Ich sage
dir, wirst darum nimmerdar verlieren
und möchtest du in deiner Antwort noch
so weit dich irren.
17.
JL.Path.000,17] Recht gut, Mein frommer Dulder, ist die Antwort
ausgefallen!
Fürwahr, es liegt in deiner Silbe Größres denn in allen
erdachten Größen, ausgesprochen von den frühern Weisen,
obschon sie ihre
Worte schöpften aus endlosen Kreisen;
denn ist das Kreuz auch nur für sich
als kleines Ding zu schauen,
so kann man aber doch gar Großes auf dasselbe
bauen.
Es war darum auf selbem auch vollbracht zu großen Teilen,
dadurch so
viele Kranke könnten ihre Übel heilen! –
Und so war auch darauf fürwahr die
größte Tat vollzogen;
doch diese Tat wird nimmer durch das Kreuz nur aufgewogen.
–
18.
JL.Path.000,18] Denn wär die Kreuzigung die größte aller Meiner
Taten,
so hätt' Ich, um Mich so des Selbstmords schuldig zu verraten,
doch
selbsten solches Schauderwerk an Mir vollziehen müssen! –
O wahrlich, solches
würde Meinen Ruhm nicht sehr versüßen.
So aber jemand zu dem Tode ist
verdammet worden
und dann gekreuzigt von der Juden schlechter Schergen Horden
–
o sage! hat denn der auch eine große Tat vollzogen,
so ihn der Freimann
an den bittren Galgen hat gezogen?
O sieh, wie irr auch du von Mir die größte
Tat befunden!
Doch dulde nur, du wirst das Wahre bald in dir erkunden. –
19.
JL.Path.000,19] Und du Mein stiller Wandrer auf den Wegen Meiner
Gnade,
was hältst denn du fürs Größte wohl in Meiner Taten Lade?
Dir soll's
bei deinem Gnadenlicht fürwahr so schwer nicht werden,
zu künden Meine größte
Tat dem Volke auf der Erden;
denn wer wie du mit Recht in Meiner Gnade sich
kann freuen,
den soll des rechten Urteils wahrlich nimmerdar gereuen. –
Was
zauderst denn, du gnaderfüllter Wandrer Meiner Wege,
ist's billig nicht, wenn
reine Wahrheit Ich in dir nur hege?
So gebe denn, was du auf Meinen Wegen
hast gefunden –
die größte Tat, Ich sage dir, hier Mir gar hell zu Kunden!
20.
JL.Path.000,20] Nun sieh, Ich wußt es ja, du wirst das Ziel
nicht weit verfehlen,
warum sollst du, mit Licht erfüllt, Mir denn so was
verhehlen?
Gewiß und wahr, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen –
in
der Erlösung magst du wohl der Größen größte hoffen;
doch frage dich, was
ist's, das du ,Erlösung' magst benennen?
Nichts andres denn die Kreuzigung,
die alle Gläub'gen kennen.
So aber du, wie andre, auch darin das Größte
findest
und Mir auf diese Art den größten Irrtum treu verkündest –
fürwahr,
da kann auf dieser Erd' Ich nicht gar viel mehr fragen,
will Ich für euch das
schwere Kreuz nicht einmal noch ertragen!
21.
JL.Path.000,21] O sieh, du lichtbegabter Wandrer auf des Heiles
Wegen,
wie magst du Meine größte Tat denn gar so schlecht erwägen?
Wär es
also, wie du vor Mir hast fälschlich ausgesprochen,
o sieh, desgleichen haben
Meine Jünger auch gerochen –
und wär da Unterschieds wohl zwischen Mir gar
viel und ihnen?
Gewiß, auf diese Art würd' Ich nicht viel des Ruhms gewinnen!
Daher Mein lichtbegabter Wandrer magst wohl Bessres raten;
denn das du
sagst, gehöret wahrlich nicht zu jenen Taten,
aus denen du die größte Mir gar
treu hätt'st sollen künden
und so dein Gnadenlicht lebendig dieser dann
verbinden. –
22.
JL.Path.000,22] Was meinst denn du, voll Lieb' zu Mir in deinem
treuen Herzen,
da du schon oft erprobet hast der Liebetaten Schmerzen,
was
wohl das Größte ist, das Ich für dich hab treu verrichtet
und so des Todes
Anker hin zum Leben hab gelichtet? –
O scheu dich nicht zu sagen, was als
Bestes du gefunden,
du darfst nichts fürchten; denn du bist mit Meiner Lieb'
umwunden!
Und mögst auch du das Größte wahrlich Mir nicht voll erweisen,
so
wirst deshalb du doch an Meinem Kindertische speisen;
daher versuche nur
getrost auch etwas kund zu geben,
denn dich werd Ich am ersten deines Irrtums
überheben. –
23.
JL.Path.000,23] Nun sieh, fürwahr aus allen hast am besten du
geraten,
obschon auch du die größte Tat nicht mochtest ganz erraten:
In
Meiner Liebe ist das Allergrößte wohl verborgen,
denn solches kündet dir der
neu in dir erwachte Morgen, –
doch sieh in Meiner Weisheit hellsten heil'gen
Lichtes Strahlen,
wie sich die Lieb' nur pflegt als heil'ger Taten Grund zu
malen –
und wahrlich, nur zu bald, zu leicht und klar wirst du's begreifen,
wie knapp dein Urteil, Lieber, mag an reinste Wahrheit streifen!
Doch mußt
die Liebe selbst als eine Tat dir nicht erwählen,
wohl aber dich mit ihr als
reinstem Tatengrund vermählen!
24.
JL.Path.000,24] Und hast du solches dann nach Meinem Rat an dir
vollführet,
o sieh, da hast denn auch den wahren Grund schon voll berühret.
O säume nicht, du treue Liebe, Meinem Rat zu trauen,
denn dieses Größte wirst
du bald in dir gar hehr erschauen –
und denke, bei dem Fleiße aller deiner
Liebetaten
wird sich der Liebe größte Tat von selbst gar bald verraten.
Denn was den Weisen dieser Welt ist übertief verborgen,
das zeigt dem Kinde
jeder heitre neu erwachte Morgen;
daher auch achte du des Morgens, der dir
aufgegangen,
fürwahr, darin wird Stillung dir für jegliches Verlangen! – –
25.
JL.Path.000,25] Und du Mein kleines Volk auf dieser mag'ren
finstren Erde!
Was meinst denn du in deiner Not und großen Leidbeschwerde,
was sich denn wohl als Taten-Größtes dir an Mir möcht zeigen?
Denn hör! Des
Volkes Wort muß göttlich sich zur Wahrheit neigen!
Und wüßten Einzelne Mir
solches nicht getreu zu künden,
so müßten alle doch, fürwahr, die Wahrheit
treulich finden! –
Doch sieh, das Volk, es zaudert, mag nach Meiner Tat nicht
raten,
wer wird's dann raten, so die Völker stumm darob ermatten? –
Der
eine dies, der andre das, was sind denn das für Gaben?
Ich sehe schon, im
Volke ist die Wahrheit nicht begraben! – –
26.
JL.Path.000,26] Ich sehe schon, bei all den Menschen wird sich's
wohl nicht finden,
darum will Ich die Erde nun zur Lösung denn verbinden! –
So sag du düstrer Kerker, sag du Grab von all den Toten,
was sah dein weites
Meeres-Aug' und dessen feuchte Boten,
und was vernahmst wohl du in deine weit
geklafften Ohren,
die da nicht selten tief und weit in deine Gräber bohren? –
O donnre du aus deinen überweiten Feuerschlünden! –
Ob du nicht magst der
Taten größte bebend Mir ergründen?
Daß deine läst'gen Gäste darob alle
zittern sollen,
da sie Mir auf die Frage keine Antwort geben wollen! – – –
27.
JL.Path.000,27] Auch du in allen deinen Meeren, Feuerschlünden,
Klüften
bist still wie eine Maus auf ihres Feindes wohlbekannten Triften;
du faule Trägerin von einer Unzahl höchster Greuel,
auch du magst lösen nicht
als Zeugin Meiner Liebe Knäuel?! –
So fahr denn hin zufrieden über deine
finstren Bahnen,
so schnell nur magst, aus Meinem Aug' und Licht von dannen!
Denn wenn dein weites Aug' und vielfachs Ohr nicht mocht erspähen,
um was
sich Meiner Taten größte allzeit pflegt zu drehen,
da bist du Erde selbst in
alle Sünden übergangen
und schwer wirst sagen je: Ein Licht ist neu mir
aufgegangen! – –
28.
JL.Path.000,28] Du weinest – blasse Sündenmutter – über Meinen
Eifer!
O weine nur, doch werd in deiner Fassung mürb und reifer,
zu zeugen
dann von Mir, wenn solches Ich von dir entbitte,
nicht starrend taub im
trotz'gen Schein auf deinem Kreisgebiete! –
Denn weißt du zu reden nicht von
Meiner Tatengröß' hienieden,
bekenn die Nacht in dir, und sieh, Ich werd
damit zufrieden!
Doch stumm Mich lassen lang genug auf eine Antwort harren,
darum möcht lassen Ich sobald dein wogend Aug' erstarren;
und wenn du
fernerhin Mir keine Antwort möchtst erfinden,
so magst doch deine Dummheit
treu ergeben Mir entbinden! –
29.
JL.Path.000,29] Da Mich der Staub, die Erd' genannt, nicht
rechtlich hat verstanden,
so wend Ich Mich zu dir, du Sonn', gelöst von
deinen Banden; –
du große lichtumflossne Weltenfackel magst Mir sagen,
die
größte Tat von Mir vollzogen ward in welchen Tagen?
Denn so du vieler Erden
Tagesmutter in den Kreisen,
wirst leichtlich doch an dir der Tage größten Mir
erweisen!
Denn als Ich wandelte dir treu zur Kunde auf der Erde
und trug
als Mensch auf selber treulich jegliche Beschwerde,
da warst du Zeuge ja von
allen Meinen großen Werken,
selbst Meinen Tod hast du beweint und konntst den
Tag dir merken. –
30.
JL.Path.000,30] Nun sieh, du starrer Erdenweiser, hin zu Meiner
Sonne
und horch der großen lichtbegabter Erden-Tage Krone,
wie sie aus
allen ihren zehen Erden weiten Schlünden
ihr Licht anfängt zu treiben, um
dadurch Mir zu verkünden,
wenn auch die Tatengröße nicht, doch jene Zeit der
Zeiten,
in welcher – höre! – alle Toten um das Leben freiten. –
Auch lerne
Achtung, du bestaubtes Nichts! – aus lichten Tiefen
mit Mir zu reden aus der
Demut, nicht in Hochmuts-Kniffen;
denn wenn die große Mutter bessrer Kinder
vor Mir bebet,
was ist es dann, das dich, du Nichts! in deinem Stolz belebet?
– –
31.
JL.Path.000,31] Nun hör! Sie spricht in ehrfurchtsvoll gemessnen
schönen Tönen,
die wie ein Globen-Sphärensang zu Meinem Ohr sich dehnen!
Vernimm die großen Worte, die aus fernen Tiefen hallen,
hör! wie die großen
Welten gleichwie Kindlein lallen; –
denn diese klein Belebten wissen, Wer da
fragt nach Taten;
nur ihr, die Meine Kinder seid, konnt't unter Mir ermatten!
– –
Die Sonne spricht: „O großer Gott und Schöpfer überheilig!
O fordre
nicht von mir die große Antwort gar zu eilig;
gewiß, o Herr! die Frag' wird
selbst die größten Engel schlagen –
gleich mir, dem Staub; sie werden über
ihre Blindheit klagen! – –
32.
JL.Path.000,32] „O Herr! Ich sah aus meinen weiten Flammen
gleichen Augen,
ich sah Dich, meinen Schöpfer, an der Brust der Erde saugen;
mein Licht, es floh fürwahr in meinen weiten Schoß erschrocken
vor dem
gewalt'gen Erdenglanz, gleich Kindlein mußt ich's locken, –
ich wußte nicht,
was dieses soll für hohe Deutung haben,
warum mein Licht vor Furcht anfängt
in mir sich zu begraben? –
O Herr, es fing gar große Angst mich da zu
übermannen,
als selbst die Erden da getreten sind aus ihren Bahnen! –
Es
war auf meiner weiten Fläch' damals kein Punkt ohn Beben,
ja selbst in meinen
alten Kratern zuckte neues Leben! – –
33.
JL.Path.000,33] „O Herr! als so ich Staub vor Dir war meiner
Lösung nahe
und meinen Untergang ins Nichts vor mir gar ängstlich sahe,
da
kam ein wonnemüder Engel schnell zu mir geflogen
und hat mich armes Stäubchen
aus der Todesangst gezogen,
indem er sprach: O fürchte nichts, du
treuerfüllte Sonne!
Denn sieh, was deine alten Krater beben macht, ist Wonne,
ja übergroße Wonne! Nicht der Erd' nur – allen Sternen
ist aufgegangen gar
ein mächtig Licht aus heil'gen Fernen, –
o sieh, der große Gott, dein
Schöpfer, hat die Erd' erkoren
und ward von einem Weib alldort als schwaches
Kind geboren! – –
34.
JL.Path.000,34] „O Herr vergib, als solche Gnad' der Erd' ich
hab vernommen,
daß ich damals aus frommem Neid ins Zanken wär gekommen;
denn, dacht ich mir: In meinen lichterfüllten weiten Räumen
möcht würdiger
doch eine solche heil'ge Frucht erkeimen! – –
Doch, sprach der wonnetrunkne
große Engel lieblich weiter:
Fürwahr, du treue Sonne zankst, und kennest
nicht die Leiter,
auf welcher unsres großen Gottes Liebe pflegt zu gehen,
gar wenig achtend, wie dabei sich solche Sonnen drehen;
denn so der Herr die
größte aller Taten will vollziehen,
da braucht Er wahrlich nicht zu dir – du
neid'ge Sonn' – zu fliehen! – –
35.
JL.Path.000,35] „Als solches aber ich vernommen hab vom
Engels-Munde,
da ward ich hoch erfreut ob solcher großen heil'gen Kunde;
und all mein Licht verließ gedankenschnell die Zufluchtstellen,
ergoß sich
dann nach allen Seiten erdengroß in Wellen
und glänzte dann wie neu gezeugt
hinab zur kleinen Erde
und horchte auch gar furchtsam froh dem Wort, dem
neuen Werde –
mit der allschärfsten Achtsamkeit gar tief und froh entgegen. –
–
Doch sieh und hab Erbarmen mit mir Armen! Von dem Segen,
der damals von
der Erd' zu übergroß ist ausgegangen,
konnt ich darob des Kleinstes nur zur
Schau fürs Aug' empfangen.
36.
JL.Path.000,36] „Daher, o großer Gott, verlange nicht von Deiner
Sonne,
was Engel nicht erfassen selbst in ihrer höchsten Wonne;
wie könnt
und möcht von Deiner größten Tat ich vollends künden,
da ich für Deine
kleinste nimmer Lösung möchte finden?! –
O sieh, obschon auf meinen Glanzes
weit gedehnten Triften
sich ganze Erdenheere räumlichst könnten fröhlich
lüften
und wohnen oft zu Tausenden in meinen Äther-Quellen,
und ob mein
Licht auch fernste Tiefen reichlich mag erhellen;
doch was die endlosen Räume
und die Engel nicht erfassen,
o Gott, wirst gnädigst ja vom nicht'gen Staub
nicht künden lassen!" – –
37.
JL.Path.000,37] O Sonne! wahrlich du bist nicht die kleinste
unter Sonnen;
denn sieh, Der Brüste einstens Ich gesogen, zu bewohnen
hat
Diese dich aus Trillionen freudig auserkoren,
um da im Geist zu warten der,
die kaum noch sind geboren! –
Denn gleichwie du als stille Hüterin die Deinen
führest
und dich mit deinem Licht in ihre Gräber gar verlierest,
o sieh,
desgleichen sorgt auf deinem Boden voll der Gnaden
auch eine andre Sonne
noch, mit Kindlein voll beladen! –
Hast du dem Erdenkindlein treu geleuchtet
in den Zeiten,
wird's Kindlein dir wohl auch dereinst ein herrlichs Los
bereiten! – –
38.
JL.Path.000,38] O hört und seht, ihr groß- und allbelebten
Menschenlarven,
die klein belebte Sonn', sie preiset Mich mit Engelsharfen!
Doch ihr geweckten Kinder, stete Zeugen Meiner Liebe,
könnt stehlen nur im
Heiligtum als lose faule Diebe! –
Ihr wißt, wie gut der heil'ge Vater ist den
treuen Seinen,
ihr wißt, an Seinem Herzen hört man nie die Kinder weinen!
O
ihr verstockten Satansknechte! Was treibet euch von dannen?
Warum denn wollt
euch kehren nicht zu Meiner Liebe Fahnen?
O seht, wie schnell die Zeiten sich
verschlingen, nicht mehr kommen! –
Ihr Zeit- und Weltgesinnten, hört! – die
Zeit hat euch erklommen! –
39.
JL.Path.000,39] An wen soll nun denn Ich ob Meiner Größe fragend
wenden
Mein liebend Wort, wohin den großen Preis der Lösung senden? –
Wen
soll die Liebe denn noch fragen und die Lösung suchen?
In jenen, euren Augen
fernen Licht- und Feuerkuchen? –
Fürwahr, wenn nahe Zeugen solches nicht
erweisen mögen,
woher dann sollen erst die fernen treue Lösung hegen!? –
Doch Meiner Größe halber werd die Mittelsonn' noch fragen,
sie wird in ihrer
Größe und in ihren großen Tagen
wohl nicht zu schwer des großen Schöpfers
größte Tat erzielen
und wird auf ihren weit'sten Flammentriften nichts
verhüllen. –
40.
JL.Path.000,40] So horch, du großer Feuerherd, du alte
Mittelsonne,
der du im Hunde prangst als deiner Sonnen Glanzes Krone;
was
hast denn du mit deinen endlos weit geworfnen Strahlen
von Mir, das allzumeist
dir dünkt, erschaut in deinen Allen? –
Denn sieh, zu Trillionen Sonnen, jeder
Monde, Erden,
Kometen beigefügt zu Millionen, dich umfährten,
daß jede als
ein All in ihrer Sphäre könnte walten,
da wohl aus jeder zahllos Werke sich
gar hehr entfalten;
daher wirst du in allen diesen endlos vielen Werken
wohl auch Mein größtes unter denen irgend weilend merken! –
41.
JL.Path.000,41] O laß dir Zeit, dein Schöpfer kennt den
weitgedehnten Boden;
auf deinen Billionen Meilen weiten Feuerhoden,
auf
deinen Trillionen Meilen g'raumten Flammentriften,
wie auch aus deinen
tausend Sonnen weiten Ätherklüften
läßt sich so schnell die große Antwort
nicht zusammen finden,
doch sollst du Mir darob dieselbe nicht zu spät
verkünden! –
Willst du die große Antwort auf die Frage schneller treffen,
da mußt die vielen Sonnen, deine Kinder, du nicht äffen;
dafür in deinen
Mittelpunkt des Feuergeistes dringen,
von da wirst du gar bald und schnell
die rechte Antwort bringen. –
42.
JL.Path.000,42] O hört, ihr starren Völker, eines tiefen Donners
fernes Rollen,
da sehet hin, im Feuermeer durch Ätherwogen grollen,
wie
schnell die große Sonnen-Mutter treu sich hat gefunden; –
die Trillionen
Meilen Ferne bringt schon in Sekunden,
das alle Völker dieser Erd' so lang
nicht finden wollten,
doch dafür lieber faul und träge Meine Liebe
schmollten! –
Doch hört die große Antwort nun zu euch herüber wehen
aus
jenen fernen stillen licht- und trosterfüllten Höhen;
und wird in selber auch
getreu Vollendung sich nicht künden,
doch wird sie euch den stolzen Mund gar
jämmerlich verbinden! –
43.
JL.Path.000,43] Und nun, so laß denn hören, was du Große hast
gefunden,
und was du alles deinen ungemessnen Tiefen hast entbunden?
Doch
merk, in allzu sanften Tönen sollst du Mir's nicht künden,
denn sieh, auf
diesem Erdenstaube gibt's gar harte Sünden;
darum gebrauch du nur die starke
Sonnenwelten-Stimme
und meld bei der Gelegenheit auch was von Meinem Grimme!
Auch Feuerbrände, groß genug die Erde zu entzünden,
magst füglich auch an
deine groß und starken Worte binden;
denn Ich muß Meinen Blinden ohnehin ein
Feuer bringen,
so tu im voraus du, und gib, wonach die Toten ringen! –
44.
JL.Path.000,44] „O großer Gott und Schöpfer, welche Gnad' hab
ich gefunden! –
Du hast mein weites Flammenfeld mit Deinem Wort umwunden,
und eine Frage hast Du Heil'ger mir zur Lös' gegeben!
Was bin ich denn vor
Dir, daß Du so groß mich willst beleben? –
O sieh, was soll ich winz'ger Staub
vor Dir Endlosem machen
und meine Fünklein gar zum nicht'gen Wort vor Dir
anfachen? –
O gnädig, barmherzig sei mir armem Sonnenstaube
und leg mich
Nichts vor Dir nicht unter Deiner Allmacht Schraube.
Fürwahr, zu klein und
wertlos hab ich mich vor Dir befunden;
denn eine solche Kost, fürwahr,
geziemet nicht den Hunden!" –
45.
JL.Path.000,45] O hör, du treue alte vielerfahrne Sonnen-Mutter,
auch treuen Hunden wird gereicht gar oft ein nährend Futter, –
darum, wenn
dir dein Herr die große Gnade hat erwiesen
und dich zur Deutung Seiner
Tatengröße auserkiesen,
sollst du ohn all Entschulden, wie auch ohne all
Bedenken
sobald, das Ich begehrt, herab zur finstren Erde lenken!
Denn Ich,
dein Herr, kenn ohnedies ja deine Feuerblößen
und hab darob die Frag' genau
nach deiner Kraft bemessen;
so tu getrost, und handle nach des Schöpfers
heil'gem Willen,
und wie zu jeder Zeit auch diesmal Mein Gebot erfüllen! –
46.
JL.Path.000,46] „Es sei, Du Mächt'ger, wer kann Deinem Worte
widerstreben!? –
da schon vor Deinem leis'sten Hauche alle Engel beben.
Ich
will daher getreu mich nun nach Deinem Worte richten
und was in meinen
Kräften steht, der Erde Irrtum schlichten.
Doch, wenn als Mittelsonn' ich
werd der Erde Worte führen,
die nur von meiner mächt'gen angeschaffnen Größe
rühren –
fürwahr, o großer Gott, nicht Eitelkeit wird's mir entlocken,
nur
weil Dein Wille, will vor Deiner Erde ich frohlocken,
damit so diese dann
durch meinen großen Feuereifer
für Deiner großen Kinder Wohnung möchte werden
reifer. –
47.
JL.Path.000,47] „Du weißt, o Herr! aus jenen überalten
Zeitgebieten,
als noch die Hartgefangnen um die Lebensfreiheit stritten;
als Du aus Deiner Lieb' Dein großes Mitleid ließest fließen,
daraus wir noch
in dieser Zeit all unsre Kinder grüßen
und ihnen zu Äonen vielen noch die
Nahrung geben,
die wir damals empfingen aus des Mitleids heil'gem Leben,
das Deinem Vaterherzen unbegreiflich ist entflossen! –
Recht bald nach dieser
Zeit ward ich von Deiner Macht gestoßen,
da zuckten zahllos Fünklein über
meine Flammengauen
und sind als Kindlein noch gar lieb um mich herum zu
schauen! –
48.
JL.Path.000,48] „Ich weiß gar wohl, daß ich sogar und alle
meinesgleichen
noch selbsten größre Mütter haben in den tiefren Reichen;
doch hier sag ich so viel nur, was aus mir all's ward genommen
und nur soviel
davon dem Stäubchen Erde möchte frommen!
O Herr! – Du weißt und kennst den
Sand an meinen Lichtgestaden,
wer möcht ihn zählen, wer summieren seine Menge
zu Triaden?
Doch muß ich sorgsam hüten, daß auch eins mir nicht entfalle
und leicht dadurch zermalme eine Tochtersonn' im Alle.
Wie groß demnach zu
stehn die Erd' auf meinem Grund möcht kommen? –
Ich weiß es nicht; ich hab
sie nie erschaut und wahrgenommen!
49.
JL.Path.000,49] „O Herr! Ich möcht es wissen – dieser Deiner
Erde Größe,
bevor ich noch nach Deinem Wort dieselbe gar zerstöße;
denn,
wenn ein glühend Stäubchen ich zur selben möchte senden,
o sag, wird's nicht
zu schwer, zu schnell die arme Erd' zerenden? –
Doch Herr, ich seh das
Nicht'ge meiner eitel tollen Fragen –
das Stäubchen, welches Deine Vaterhände
schützend tragen,
es wird so klein nicht sein; daher will ich mich bald
entschließen
und einen glühen Punkt von meinem Grund nach selbem schießen.
Und soll zu groß und schwer der Punkt dasselbe treffend rühren:
Die Hand, die
selbes trägt, wird alles schon zurechte führen. –
50.
JL.Path.000,50] „So hör denn du Atom von einer Welt, du nicht'ge
Erde,
du tolles Nichts, dich weidend unter meiner Kinder Herde;
was bist du
denn vor mir, du Staub des Staubes meiner Kinder,
du scheuß'ger Boden, der
nichts trägt denn tiefst gefallne Sünder?
O sag, ist's wahr, daß du den
Allerhöchsten hast getragen,
du eitles Nichts, vernimm! – nicht zweimal laß
dich darum fragen!
Wie ist's denn möglich, daß der Allerhöchste, dich zu
retten,
zerreißen konnte Seiner Allmacht ewig mächt'ge Ketten? –
zu suchen
dich, die nie und nirgends etwas ist gewesen
und dich zudem noch für die
größte Tat gar auszulesen! – ? –
51.
JL.Path.000,51] „Zu was das Fragen, Wortverschwenden,
Sünde-Boden rühren? –
Und käm die Antwort auch, gewiß ich würd' sie nicht
verspüren;
darum will lieber ich durch alle Räume donnernd künden –
und
möcht auch meine Antwort allen Weltenstaub entzünden,
es wird mich wenig
stören; könnt ich nur dem Herrn bringen,
das Ihm gefiele, könnt ich Seine
größte Tat besingen;
gar wenig würd' ich da nach allen Erdatomen fragen
und
möchte ihre Größ' selbst meine Punkte überragen.
Ist ohnehin ja an der
Klumpen Größe nichts gelegen –
warum soll da dem Staube ich denn noch
Erbarmung hegen? – –
52.
JL.Path.000,52] „So sei's denn! – Hört ihr Sonnen in den weiten
Räumen,
ja hört ihr, meine Kinder, hört's in eures Lichtes Keimen!
Der
Allerhöchste, der Unendlichewige, der Gott! –
der heilig, heilig, heilig ist,
– der mächt'ge große Gott,
vor dem die stärksten größten Engel
ehrfurchtzitternd beten,
vor dessen Hauch wie Spreu zerstäuben unsre
Angelketten, –
derselbe große Gott, den Ewigkeiten nicht erfassen,
hat Sich
von Seinen ew'gen Höhn zum Staub hinabgelassen! – –
Ja Er, vor dem die ew'gen
wesenvollen Räume beben,
verbarg Sich gar in eines Sünders endlos schwaches
Leben! – – –
53.
JL.Path.000,53] „Noch mehr, wie ich's vernommen hab von meinen
Kindern allen,
ließ Sich der Allerhöchste Seiner Lieb' zur Folg' gefallen –
bedenket wohl ihr alle Myriaden und Äonen,
bedenkt es wohl ihr alle
übergroßen Muttersonnen! –
Was meint ihr wohl, woselbst der Allerhöchste so
verborgen
erscheinen ließ des größten ew'gen Tages Lebensmorgen? –
Fürwahr,
sag ich's euch nicht, ihr werd't es ewig nicht ergründen:
Da seht hinab, in
finstrer Tiefe ist ein Punkt zu finden,
des Größ' kaum den äonsten Teil von
meiner Fläch' möcht decken!
Dort wohnet Er – der große Gott, um Tote zu
erwecken! – –
54.
JL.Path.000,54] „Ein nicht'ger Staub, die Erd' genannt, bewohnt
von schmutz'gen Wesen,
ward auserwählt, um da die toten Klumpen zu erlösen
und sonach diesen finstren Wesen eine Größ' zu geben,
vor welcher selbst die
größten Engel ehrfurchtsvoll erbeben! –
Und hört! – ich sag es euch, so treu
und wahr ich's hab vernommen:
Als dort der Allerhöchste zu den Toten ist
gekommen
und hat daselbst gar deren Niedrigkeit auch angezogen –
o glaubt,
was ich euch künd, denn keine Silbe ist erlogen –,
da hat die Erd' – nicht
Erd' – denn so was hat ja keinen Namen,
des Höchsten Lieb' zum Tod verdammt!
und die zu Ihm da kamen! – – –
55.
JL.Path.000,55] „Was hätte ich und ihr getan, so ER zu uns wär
kommen? –
Fürwahr, mit Milliarden Psalmen würd' ER aufgenommen!
Ich hätt'
aus allen meinen Myriaden Flammen-Schlünden,
aus allen meinen tiefsten
Feuergeistes glüh'sten Gründen
in größter Unzahl neue Sonnen weit von mir
getrieben,
auf daß ein solcher Gast, wenn kurz auch, wär bei mir geblieben!
Doch da ER von den nicht'gen, schmutz'gen bösen Scheusalshorden
noch bis zu
dieser Stund trotz aller Tat verkennet worden
in aller Seiner Liebe ist! – –
da wohnt ER noch bei ihnen!!!
Und will sogar ihr Vater – Bruder! – sein nach
allen Sinnen!!! – – –
56.
JL.Path.000,56] „O hört ihr alle meinesgleichen, hört ihr alten
Sonnen,
o hört selbst ihr, die ihr im ew'gen Zentrum pflegt zu wohnen:
Es
mag der Herr noch neue endlos große Räum' erschaffen,
ja Ewigkeiten selbst
auf einen Punkt zusammenraffen,
auch unermeßlich große Engel aus dem Nichts
gestalten,
ja selbst in Milliarden machen Seine Stärke walten!
Fürwahr, in
jeder Tat wird ER Sich immer überbieten, –
jedoch, als Gott zu werden –
Vater, Bruder, – Liebe bieten
dem Staub, dem Nichts, dem Tod, in aller
Sanftmut dulden, leiden!!! –
Ich sag's: Das Größte ist! – O Sonnen, glaubt es
mir in Freuden!!! – – –
57.
JL.Path.000,57] „Und Du, mein großer Gott und Schöpfer, gnädig
sei mir Armen
und hab mit meinem kleinen Dienst, ohn allen Wert, Erbarmen; –
ich weiß, wie unerforschlich Du in Deinem Rat und Wegen
und unergründlich
bist in Deinen Tiefen – voll von Segen! –
Daher nimm gnädigst auf, das ich
Dir treulich hab besungen
und so auf Deiner Erde auch ins Leben bin
gedrungen, –
denn Größres könnt ich kleine Sonne nimmerdar ermessen,
auch
allen meinen Tiefen noch ein größres Wort erpressen;
denn wahrlich, was als
Größtes ich da treulich mocht benennen,
will ich in meiner tiefsten Tief' als
ewig wahr bekennen!" –
58.
JL.Path.000,58] Gewiß und wahr, du treue Sonne, du hast wohl
gesprochen
und hast dabei der Erde Völker Übel hart gerochen;
Ich sag, wie
niemand bist der Wahrheit du zur Spur gekommen,
und wie du sagtest, ist
getreu und wahr aus Mir entnommen.
Doch was da Meine größte Tat im Geist'
möcht anbelangen,
das hast auch du mit keiner Silbe treffend angefangen;
denn was du sagtest, ist die Folge nur von solchen Taten. –
Doch daß du
nimmer möchtest fälschlich dich von Mir beraten,
so will Ich sagen dir ein
sinnvoll Wörtlein im Vertrauen:
Der Große wird in sich das Größte wahrlich
nimmer schauen! – – –
59.
JL.Path.000,59] Ihr habt vernommen, was die euch am nächsten
stehnde Sonne
für eine treue Rede hat geführt in hoher Wonne;
ihr habt das
große Wort der großen Mittelsonn' vernommen, –
seid ihr dadurch zur Lösung
Meiner Frage wohl gekommen?
Müßt ihr nicht selbsten sagen doch bei euch:
Fürwahr mitnichten,
denn selbst die große Mittelsonne wußte nicht zu
schlichten
die Zweifel alle, die an euer Herz gelegt sich haben.
O welche
Torheit ist's, zu suchen Meine großen Gaben,
da Ich sie nicht verwahret habe,
in den weit'sten Räumen! –
statt treu zu suchen, forschen, wo Ich liebend
pfleg zu säumen. – – –
60.
JL.Path.000,60] Um euch so recht zu zeigen doch, wie Großes sich
nicht eignet,
zu fassen Meine größte Tat, so es sich auch verleugnet, –
will Ich euch zeigen noch die größte Sonne in der Globe;
auch dieser große
Kern soll euch künden was zur Probe.
Bevor Ich ihn doch werd mit Meiner
großen Frag' belegen,
will Ich vor euren Blicken leis nur seine Größ'
zerlegen.
Doch nicht darum, als sollte sie von Meiner Größe zeugen,
denn
wahrlich, Milliarden müßten darob furchtsam schweigen;
wohl aber, daß ihr so
recht hell möcht't treu in euch erschauen,
wie wenig da auf alle toten
Klumpen ist zu bauen. – – –
61.
JL.Path.000,61] Nun seht, wollt euch von solcher Sonnengröße
Wahres denken,
müßt ihr zu einer übergroßen Feuerkugel lenken
all eure
Blicke, Sinne und Gedanken und bemessen
mit des Gefühles tiefsten Gründen,
und ja nicht vergessen:
die Klumpengröße solcher Körper, die im Zentrum
stehen,
nach Meilen nicht bemessen; nie ein End' würd't ihr ersehen! –
Wohl
aber mit des Lichtes Schnelligkeit könnt ihr's probieren,
da zählt auf die
Sekunde achtsam, ohne sich zu irren,
gerade fünf und vierzig Erdenweiten für
die Einheit,
so werd't gelangen ihr gar bald und treu zur reinen Wahrheit. –
62.
JL.Path.000,62] Da wär der größte Feuerball ganz nah vor euren
Blicken
gestellt zu überschauen; doch um euch nicht zu erdrücken,
noch fern
genug, o glaubt's, es sind Äonen Sonnenweiten!
Von seinem Süd- zum Nordpol
hin den Lichtstrahl zu verbreiten,
möcht eure Zeit zu Trillionen Jahren kaum
ausreichen. – –
Nun könnt ihr mit der Einheit dieser Sonne Größ' vergleichen,
es wird nicht fehlen, euch wird schauderhaft zumute werden,
ihr werd't
verschwinden ganz samt eurer Sonn' und allen Erden;
und möcht die ganze Glob'
voll Sonnen auf den Koloß fallen,
wie schütt're Flocken nur möcht das des
Fläch' bemalen! –
63.
JL.Path.000,63] Es ist genug, nehmt zehen Trillionen, zu
bestimmen,
wie lang von Pol zu Pol der schnelle Strahl da hätt' zu klimmen;
doch wär noch größer eine Sonne wo als eine Globe,
könnt mehr sie tun zu
Meinem allgerechten größten Lobe?
Gewiß und wahr in Ewigkeiten, all die
Weltenmassen,
sie sind zum eignen Nutz der Körperwelt so groß gelassen;
doch daß sie darum, weil Ich sie so groß da hab geschaffen,
ein größres
Zeugnis Meiner Macht und Größe möchten schaffen
denn eine Milbe – hört, um Meine
Herrlichkeit zu heben,
müßt klein Ich werden, und noch vielmal kleiner euer
Leben! –
64.
JL.Path.000,64] So ihr doch aber fragen möchtet, wie die Ding'
erhalten,
geordnet werden von dem endlos mächt'gen Liebeswalten?
Und das
von dem Atome an bis zu den Weltenheeren?
Und wie das Licht der ältern Sonnen
stets sich pflegt zu mehren,
so zwar, daß alles Licht von Nebensonnen in der
Globe
zu Milliarden so auf einen Punkt gedrängt zur Probe,
nicht einmal
einem Fünkchen nahe käme jener Sonne,
von der Ich eben spreche? – Hört, da
sag Ich euch zur Wonne:
Urteilt, was leichter ist, entweder Sonnen ordnend
schaffen,
denkt, – oder eine Mücke zu beleben, und zu strafen? – – –
65.
JL.Path.000,65] Ist denn für Den, der's hat, eins schwerer denn
das andre?
Was ist der Aar, ob über nahe oder weit er wandre?
Er hat das
Flügelpaar nicht über Kiesel nur zu fliegen,
auch über Meere, Alpen, Berge
kann er damit siegen! –
So aber Ich, der Herr und Schöpfer aller dieser
Dinge,
unendlich bin und all's mit Meiner Gegenwart durchdringe,
was soll
für Unterschied wohl sein, ob Sonnen oder Milben
hervor Ich ruf mit einem
Worte – oder mit drei Silben?
Darum zeig Ich die Größen aber, um euch klein
zu machen
und euer Aug' zu lenken dann auf größre heil'ge Sachen.
66.
JL.Path.000,66] Ich will euch nicht mehr zeigen, ob bewohnt sind
solche Sonnen,
denn solches könnt euch denken wohl, umsonst sind nicht Äonen
von solchen Klumpen – oder nur fürs Licht erschaffen worden;
doch Näh'res
euch zu künden von den dort'gen Wesenhorden,
ist hier der Ort und nicht die
rechte Zeit dafür beschieden.
Auch nichts von großen Ländern, Stürmen,
Meeren, Wesenfrieden,
denn das gehöret alles nicht zur Sache, nicht zum
Zwecke,
dessen Übergröß' Ich euch allhier vor eure Augen stecke, –
wohl
aber, euch zu zeigen nun die große Zeit der Zeiten,
muß Ich durch Meiner
Schöpfung Weiten so euch vorbereiten.
67.
JL.Path.000,67] Nach all dem Vorgegangnen will zur Probefrag'
Ich schreiten,
doch müßt ihr euch auf eine große Antwort nicht bereiten.
Wird auch der große Sphärendonner euch das Mark erdrücken,
so wird des
Schwere doch in euch anfüllen nicht die Lücken,
die noch in eurem Herzen nach
des Geistes Leben trachten
und sehnsuchtsvoll – o hört! – nach der Erlösung
schmachten.
Doch haltet auch nicht für gar zu gering der Sonne Sprache –
fürwahr, Geringes wird genommen nicht zur großen Sache;
gewiß, wenn Sonne,
Mond das Licht verlieren, Sterne fallen
herab zur Erde! – kann ein solches
Bild Geringes malen?! – – –
68.
JL.Path.000,68] Und nun, du einsam Wesen, flammend in der Welten
Mitte,
du sahst den Schöpfer doch – und bebtest unter Seinem Tritte,
als Er
herab zur tiefst gesunknen Erd' Sich hat begeben,
um da den Toten zu bereiten
hehr ein neues Leben? –
So hör, dein großer Gott und Herr gibt dir die große
Frage,
woraus Des größter Taten Ruhm, das Größte glänzendst rage?
Was
ist's, das dir am meisten dünkt, du wirst es Mir wohl sagen,
da du aus deiner
Mitte leuchtend alles kannst erjagen;
denn bist auch weit von allen
deinesgleichen du gehalten,
so mußt zuerst aus dir sich doch der Weltenstaub
gestalten! –
69.
JL.Path.000,69] Nun horcht, schon rollen ferne Donner bebend
durch die Welten,
die große Antwort tragend zu des Staubes Neubeseelten!
Wie beben sie von tiefster Ehrfurcht durch und durch ergriffen,
daß sie sich
kaum getraun herabzusenken in die Tiefen,
in denen Ich mit Fleischesaugen
Meine Werk' geschauet
und eine neue Wohnung Mir da leidend hab erbauet,
ja
gar ein bleibend Haus erbaut aus Lieb' und treuem Glauben
und ward zum
Weinstock gar mit vielen Reb'n und reifen Trauben! –
Doch horcht, der Donner
naht der kleinen Erde sich bescheiden,
vernehmt die Antwort, nehmt die fromme
Botschaft auf mit Freuden! – –
70.
JL.Path.000,70] „O großer, überheil'ger Gott und Schöpfer aller
Dinge!
Wie soll ich Nichts vor Dir! – Ich bin zu klein und zu geringe!
Ich
kann's nicht wagen, nur ein einzigs Wort von Dir zu sagen,
Dir eine Frag' zu
lösen, zeigen Dir aus allen Tagen
den größten Tag, die große Zeit aus allen
ew'gen Zeiten! –
O großer Gott, – wie könnt ich das aus meinem Staub
erbeuten,
was alle Ewigkeiten nimmer mögen zu erfassen?!
Daher möchtst
gnädigst Du die große Antwort mir erlassen
und nicht verlangen, daß ich Deine
Kinder solle lehren,
von denen eins mit einem Blick mich gänzlich könnt
zerstören!
71.
JL.Path.000,71] „Erhöre Heil'ger Du, erhöre Deiner Urka Flehen,
o lasse Gnade mir von Deiner heil'gen Erde wehen!
Bin ich auch klein und
nichtig unter Deinen zahllos' Wesen,
kann auch mit Deinen Lebenskleinsten
ewig mich nicht messen;
doch als die Großen Du gesetzet hast auf ihre
Thronen,
bin arme Urka ich aus Deiner Hand ja auch geronnen! –
Darum
vernicht mich Schwache nicht vor Deiner großen Erde,
erlös auch mich von meiner
Not und großen Angstbeschwerde;
Du weißt ja ohnehin, wie viel des Lebens mir
zu Teile
geworden ist, – o halt nicht ferne mich der Erde Heile! – – –
72.
JL.Path.000,72] „Doch daß Du Heil'ger Deine Urka nicht also
möchtest finden,
als wär sie ungehorsam, – laß sie etwas Dir verkünden,
wodurch sie ihretwegen Dir möcht ihre Ehrfurcht zeigen,
die sie vor Deiner
Erde hegt und nimmer mag verschweigen. –
Es war zur Zeit, als Du vollendet
hast Dein Haus auf Erden
und Deine großen Kinder lehrtest Dir ganz gleich zu
werden,
da zuckten Deine großen Engel oft an mir vorüber, –
noch schauderts
mich, noch bebt mein Ganzes durch ein heilig Fieber,
wenn ich gedenk, wie ein
Atom der Erd' auf mich gefallen,
gebracht von einem Engel, mich beinahe hätt'
zermahlen!
73.
JL.Path.000,73] „Am Fuße eines solchen Boten mußt das Heil'ge
kleben,
ohn daß er's merkte so in seines Amtes eil'gem Streben.
Im Anfang
merkt ich's nicht, es war zu klein und nicht zu sehen;
in kurzer Frist doch
fing es an aus sich da zu erstehen
und anzuwachsen so zu einer unerhörten
Größe,
daß es gar bald anfing zu überdecken meine Blöße,
mit seinem Licht
zu unterjochen all mein matt Geflimmer
und mich zu brechen allenthalben in
bestaubte Trümmer.
Mit aller meiner Kraft, die alle Sonnen überbietet,
wär
ich erlegen, hätt' ein großer Geist mich nicht behütet!
74.
JL.Path.000,74] „Ein Engel war der große Geist, zur Rettung mir
beschieden,
er kam zu Hilfe mir und brachte mir den heil'gen Frieden.
Ich
weiß, er ward von Dir gesandt, die Urka zu beschützen
und solche heil'ge Last
zu etwas Bessrem zu benützen.
Als ich nun frei geworden bin von dieser
mächt'gen Klammer
und aufgehöret hat auf meinen Triften der
Vernichtungsjammer,
da zeigte mir ein Engel dann nicht ferne von mir stehend,
sich eine mächt'ge Sonne neu im freien Wirbel drehend. –
O Herr, wenn schon
Atome Deiner Erd' die arme Urka drücken,
wie sehr müßt dann sich erst sie vor
der ganzen Erde bücken! – – –
75.
JL.Path.000,75] „Darum, weil solches ich, o Herr! von Deiner Erd'
erfahren,
bewahr Du guter Schöpfer mich vor ferneren Gefahren!
Und laß
nicht zu, daß tiefe Blicke Deiner Erd' mich träfen,
noch weniger, daß ich die
Weisheit derer sollte äffen,
die Deine Kinder sind in Deiner ew'gen Kraft der
Liebe –
und eines stärker schon denn alle meine Sonnentriebe.
O Herr, Du
großer Gott und Schöpfer heilig überheilig,
erlaß zu reden mir von dem, was
Engeln ist zu heilig,
und laß mich Arme friedlich ruhn in meiner fernen
Tiefe,
da ich im Stillen stets von Deiner großen Gnade triefe." –
76.
JL.Path.000,76] Habt ihr vernommen, wie die großen Werke mit Mir
reden?
Und auch vernommen, welche Demut in dem All, ihr Spröden?! –
O
glaubt, die großen Sonnen allesamt in ew'gen Räumen,
auch sie nicht minder
euch für Meine große Liebe keimen.
Es wird noch kommen, ihr werd't euch gar
treulich überzeugen,
daß diese großen Lämmer aus den Triften werden säugen
die Lebensmilch, auf welchen viele sind zugrund gegangen,
die da berufen
waren, hatten aber kein Verlangen,
das Leben zu erlangen, da sie sich
lebendig dachten
und sagten: Sieh, das Leben braucht des Lebens nicht zu
achten! –
77.
JL.Path.000,77] Du aber, Meine große Urka, brachtest rechte
Gaben,
du sagtest mehr denn alle Räume fassen, – und erhaben
war jede Silbe,
würdig Deinen Schöpfer zu besingen.
Es wird so tief in Mich zu dringen
wenigen gelingen,
denn bist du größer auch denn jede Sonne deinesgleichen
und muß dir jede Weltengröße tief erschauert weichen;
doch weil du deiner
Übergröße nicht gedenkst, dich prahlend,
wohl aber in der tiefsten Demut,
gleich den Kindlein lallend,
mir zeigst, wie wenig alle eitle Größ' vor Mir
mag gelten,
so bist die Größte du aus allen endlos vielen Welten! – –
78.
JL.Path.000,78] Auf deinen Quintäonen Sonnen weiten Flammengründen,
die da noch alle frei sind von der Erde frechen Sünden,
will Ich dereinst
auch eine große Stadt errichten
und dann in selber all's nach Meiner Liebe
weise schlichten.
Und Meine weisen Kinder werden diese dann bewohnen
und
werden sitzen da auf deiner Demut goldnen Thronen,
damit sie nebst der
Weisheit auch die Demut sollen schmecken
und fliehn vor deiner Größ' – in
sich gleich mühevollen Schnecken.
Und so werd Ich auf deinem Boden eine
Schul' errichten,
da all die Weisheitstoren werden ihren Irrtum lichten. – –
79.
JL.Path.000,79] Doch denen Deinen, die da leben auf den
Freigebieten,
auf denen nicht, wie auf den andern Stellen, Flammen wüten –
o siehe, diesen körpergroßen, geisteskleinen Wesen
werd Ich auch Meine Liebe
bieten und sie dann erlösen,
und das auf eine Art, von der das Kleinste keine
Großen,
ja nicht einmal die Engel ahnen! – Werd setzen neue Sprossen
aus
Meiner Liebe Ich, die werden deine großen Weisen
gar sanft in aller Liebe
ganz lebendig unterweisen,
und selbe führen dann in Meiner Liebe freie Kreise
und ihnen zeigen Meine Werke auf der Lebensreise. – – –
80.
JL.Path.000,80] Nun seht, Ich habe angefangen alles neu zu
machen;
Ich will umstalten geistig alle alten Ding' und Sachen!
Muß Ich
denn nicht alljährig alles Gras und Bäum' erneuen?
Fürwahr, was Ich da tu,
wird ewig niemals Mich gereuen.
Würd' aber Ich die Bäume nicht erneu'n, woher
dann Früchte? –
Daher muß all's umstaltet werden neu in Meinem Lichte,
damit es einst nicht fruchtlos solle vor den Kindern stehen.
O hört, wie
schon von allen Seiten andre Winde wehen,
wie sie die Wetterfahne nach dem
ew'gen Morgen drehen –
o merkt, ihr werdet bald die neue große Zeit erspähen!
– – –
81.
JL.Path.000,81] Nun habt ihr auch vernommen, was die allergrößte
Sonne
von Mir geredet hat in ihrer Demut Glanzes Krone;
auch diese konnte
nicht erraten Meine Tat der Taten. –
Was meint ihr wohl, wer ist's, den Meine
Frag' nicht wird ermatten,
an wen soll Ich mit Meiner Frage Mich noch ferner
wenden,
wer wird in seiner Antwort Meine Frage treu vollenden? – – –
Ihr
meint, die sel'gen Engel werden sich hierin nicht irren,
sie werden sicherst
Meines Kleides Saum zuerst berühren. –
Nun wohl, es sei! – Auch diese sollen
ihre größte Probe
bestehn und raten durch die größte aller Globen Globe! –
82.
JL.Path.000,82] Doch wenn auch diese es nicht treffen sollten in
der Tiefe
und lösen nicht der großen Frage heil'ge Liebeskniffe –
o sagt,
was wird da uns noch übrig bleiben? Wen dann fragen?
Wer wird uns dann aus
der Unendlichkeit das Rechte sagen? –
O ja, wenn Ich euch's sage, werd't das
Rechte wohl erfahren;
denn Ich der große Meister möcht es wohl in Mir
verwahren! – –
Allein – zu wissen nur, was Ich als Größtes hab verrichtet,
wie Ich durch Meinen Tod den Tod der Hölle hab zernichtet –
o hört, das würd'
euch wenig heil'ge Lebensfrüchte tragen,
und wär dann sicher besser, ewig nie
darnach zu fragen! –
83.
JL.Path.000,83] Es solle aber solches sich in Meinen Kindern
zeigen
und ihren Herzen solches übergroße Heil entsteigen;
dann würde es
des höchsten Segens Lebensfrüchte bringen
für jene, welche wahrhaft nach der
Lebenspalme ringen! –
So aber solches ihr nur möcht't zur Wissenschaft
erkunden,
da könnt ihr noch nicht sagen: Sieh, das Leben ist gefunden! –
Daher, Ich sag es euch, ist besser solches nicht zu wissen,
als nur zu wissen
und dadurch das Leben einzubüßen!
Es sei denn, daß durch Meine Fragen jemand
möcht erwachen,
o ja, der wird bald finden in der Tat die größten Sachen! –
84.
JL.Path.000,84] Dem wird's nicht schaden dann, wenn Ich das
Größte möcht verkünden,
dem wird's fürwahr das Leben nur aus seinem Schlaf
entbinden.
Allein zu tauchen nur mit Mir, dem Judas gleich, die Hände
in
Meine Lebensschüssel, wahrlich, dem wird jenes Ende
zuteile werden, welches
Mein Verräter hat erfahren
zur Zeit, als Satan ist in seinen Leib und Seel'
gefahren! –
Doch da Ich solches zu euch Kindern treu und traulich sage,
mit
denen Ich das größte Mitleid habe, Liebe trage;
ihr sollet darum euch nicht
allzu sehr und groß erschrecken,
denn euch will Ich dadurch zum ew'gen Leben
nur erwecken. –
85.
JL.Path.000,85] Und nun, es sei die Frage den Engeln noch
gegeben,
auch sie soll neue Furcht und Liebe neu und groß beleben;
wir
wollen sehen noch, was diese alles von Mir wissen,
in ihren Händen wird sich
solche Kunde doch nicht missen!
Sie werden sicher Meine größte Tat getreu
besingen
und leicht mit ihrem schärfsten Blick in Meine Tiefe dringen!
Doch
eins muß Ich vorerst vor euch gar treulich noch enthüllen,
und dieses ist:
Den freien Engeln bleibt ihr freier Willen,
um das nur, was sie wollen und
auch können, zu verkünden
und so nichts Fremdes, sondern Eigenes nur zu
entbinden.
86.
JL.Path.000,86] So sagt ihr übertreuen Boten Meines Willens all
zusammen
des Vaters größte Tat im Sohne, nennt Mir ihren Namen!
Ihr wart
doch Zeugen, habt durch der Propheten Mund gesprochen,
ihr halft in Liebe
Meinem David seine Psalmen kochen.
Selbst zu der Jungfrau mußtet ihr die
mächt'gen Grüße bringen
und dann sie zu Äonen treu geleitend stets umringen;
–
und als sie vollends erst geboren hat das Licht der Erde
in einem Stalle
unter Schmerz und großer Angstbeschwerde,
da waret ihr, nicht einer
ausgenommen, all zugegen,
lobsingend solche Tat auf all den lichterfüllten
Wegen! – –
87.
JL.Path.000,87] Daher, o säumet nicht! sollt nun den Menschen
auch verkünden,
was sie nicht können, und die ganze Schöpfung nicht,
ergründen!
Doch merkt: In eurer hohen Weise müßt ihr nicht beginnen,
auch
nicht zu lange gar nach einer niedren wirre sinnen.
Ihr wißt die Art der
Menschen ja, und alle ihre Weisen
ihr kennet wohl und wisset auch, wie Mich
die Kindlein preisen;
auf solche Art, Ich sag es euch, werd't leicht verstanden
werden
von allen frommen Menschen, euren Brüdern auf der Erden. –
Und nun
beginnet eure Stimmen auf die Erd' zu streuen,
und macht, daß eure Brüder
sich der Liebe möchten freuen. – – –
88.
JL.Path.000,88] „O heil'ger Vater! So Du uns zur Hölle möchtst
bescheiden,
Du weißt es, heil'ger Vater, solches tun wir ja mit Freuden.
Ja, wenn wir alle Menschen müßten stets auf Händen tragen,
in aller Liebe
täten wir's! – nie nach Erholung fragen,
obschon Du sie zu unsrer größten
Wonne hast bestimmet,
in welcher nichts als nur Dein heil'ger Name wird
gerühmet! –
O heil'ger Vater! sieh, kein Opfer soll zu schwer uns fallen
im
Himmel, wie in allen Deinen großen Schöpfungs-Allen!
Denn Deine Vaterliebe
ist zu voll von Süßigkeiten, –
wer könnt derselben widerstehen je in
Ewigkeiten!? – – –
89.
JL.Path.000,89] „O heil'ger Vater! Lasse uns all die Atome
zählen,
die Fünklein alle in der größten Sonnen Flammen-Wellen;
o laß uns
Lieberfüllten alle Deine Globen schütteln
und zu Atomen sie in einem Nu zusammenrütteln;
laß Welten uns gleich Erbsen scherzend durcheinander schmeißen,
ja selbst
die ganze Höll' mit ihrer Brut in Stück' zerreißen –
und noch dazu den
Fürsten selbst so ganz zunichte machen,
daß Ewigkeiten nichts mehr finden
sollen von dem Drachen! –
Denn Deine Macht, in der wir alle leben, wollen,
fühlen,
muß alles ja im Augenblick auf einen Punkt erfüllen! – ! – – –
90.
JL.Path.000,90] „Doch Deiner größten Frage durch die Antwort
Lösung finden,
Dir sagen etwas, das die Ewigkeiten nicht ergründen, –
die
größte Deiner größten Taten treulich zu besingen,
dieselbe wohlverständlich
unsern Brüdern zu verdingen –
o heil'ger Vater, Dir ist's ja bekannt, was wir
vermögen,
denn was wir haben, haben wir ja nur von Deinem Segen!
O sicher hast
Du nur, um Deine Lieb' in uns zu mehren,
uns gnädigst wollen eine solche
große Frag' bescheren!
O nehme gnädigst diese große Last von unsren Lenden,
denn ewig nimmer würden wir vor Dir sie je vollenden! –
91.
JL.Path.000,91] „Wer möchte Deine Taten mustern, eine größer
finden
denn eine andre, wer die Tiefen Deines Rats ergründen?
O heil'ger
Vater, da wir sehn vom Kleinsten bis zum Größten,
wie all's unendlich ist,
womit dann sollten wir uns trösten?
Womit die ew'gen Kreise Deiner
Taten-Größe messen?
Mit welcher Zahl bestimmen solche Fülle und vergessen –
daß man ja selbst zur großen Zahl gehört! – O Worte, Worte! –
Ihr kleinen
Worte, leicht zu hören hier am heil'gen Orte –
doch wer wird je in euch die
Tiefe, Fülle, Größ' ergründen!
O Vater! Du allein nur kannst in uns das Licht
entzünden! – – –
92.
JL.Path.000,92] „Daß Du Dich Selbst zu einem Erdenmenschen hast
umstaltet
und da mit aller Deiner Macht und Heiligkeit gewaltet;
und hast
als Mensch die allergrößte Niedrigkeit erwählet,
wie gänzlich auch aus
größter Lieb' die Herrlichkeit verhehlet;
auch hast nicht zugelassen, daß Dir
jemand solle dienen,
wohl aber dientest Du den Armen treu, sie zu gewinnen
für Deine heil'ge Liebe, – wolltest sterben gar für Sünden,
um so für die Verlornen
ganz ein neues Reich zu gründen! –
O heil'ger Vater! Das ist alles, was wir
sagen können,
doch, was das meiste ist darunter, können wir nicht nennen!" –
93.
JL.Path.000,93] O Meine lieben treuen Diener, ihr habt es
genennet,
ihr habt ganz unbewußt der größten Tat getreu erwähnet.
Doch wenn
ihr's nicht bestimmt und klar in euch wohl mögt erschauen,
worin das Größte
ist verborgen, harret im Vertrauen –
Ich werd euch allesamt hinab zur kleinen
Erd' bescheiden,
dort werd't zu eurer größten Wonne ihr gewahr in Freuden,
fürwahr, dergleichen ihr bis jetzt noch niemals habt empfunden;
von euch
gewählt – ein Kindlein wird das Größte euch bekunden!
Und hört, was allen
Ewigkeiten blieb bis jetzt verborgen – –
o kleinste Welt! für dich ward aufgespart
der große Morgen! – – –
94.
JL.Path.000,94] Denn was den Weisen aller Sphären Ich voll Recht
verborgen
und sie ergründen nimmer mögen trotz der Weisheit Sorgen, –
das
hab den Schwachen und den Kindlein treu Ich vorbehalten,
und legte selbst in
ihre ersten Tränen schon ein Walten,
das größer ist und mächtiger denn aller
Weisen Zungen;
denn sie sind nicht wie diese Dünste – mühsam nur erzwungen,
wohl aber wahr, so rein sie da dem schuldlos Aug' enttriefen,
allwo sie ihrer
Alten Lieb' und Sorgfalt perlend prüfen.
In solche kleine Zartgefäße hab Ich
es verscharret, –
wohl dem, der diese Schätze nirgends denn nur da gewahret!
– – –
95.
JL.Path.000,95] Nun eilt herbei, ihr treuen wonnerfüllten
Liebediener,
kommt alle, die ihr seid aus Meiner Liebe weis' und kühner
in
euren Haaren schon, denn alle Weltenmacht der Weisen,
die nur zum eignen
Frommen möchten alle Welt bereisen,
um aus der Schöpfung Wunderfülle dann
nach Licht zu haschen
und statt der Lebenskost nur Weisheitsleckereien naschen.
–
Daher, da weiser ihr und kühner seid denn alles Licht der Welten
und wart
vor aller Welt der Lieb' und Weisheit treue Helden,
so kommt herbei ihr alle,
euch ein zartes Kindlein wählend –
o kommt und seht, wie ohne Mich und euch
die Welt ist elend! –
96.
JL.Path.000,96] Doch wenn sie erst von Mir und euch wird bald
und kurz erfahren,
woran es liegt, daß sie sich nicht aus allen den Gefahren
entwinden mag und statt des Lebens nur den Tod verlanget –
nicht ahnend,
daß das wahre Leben nicht in Weisheit pranget,
wohl aber in der Liebe samt
der Weisheit ist verborgen,
und daß in Liebe nur verborgen ist der Weisheit
Morgen,
wie alle Lebenswonne und des Gnadenlichtes Wunder – –
darum will
nun Ich geben allen einen Lebens-Zunder;
wer sich vom selben in dem Herzen
wird entzünden lassen,
fürwahr, der wird dann nimmer vor dem ew'gen Tod
erblassen!
97.
JL.Path.000,97] Und wenn sie solchen wird in aller Wahrheit
Geist empfangen
und auch dadurch nach Liebe, nicht nach Weisheit ein
Verlangen,
so wird der Elenden gegeben, was sie nie mocht ahnen – –
Ich
sage: mehr, denn aller weiten Schöpfung Reich' umspannen!
Doch vorderhand
sei's wenigen nur treulich anvertrauet,
und das zwar jenen, die schon früh
auf Meine Lieb' gebauet;
doch wenn die Zeit der Weltenreife wird vor euch
erscheinen,
die ihr erkennen werd't an aller Erdenvölker Weinen,
da nehmt
den jetzt gereichten Zunder, zündet alle Erden,
und laßt so lang sie brennen,
bis die Frevler Asche werden! –
98.
JL.Path.000,98] Und nun, da ihr zugegen seid auf dieser kleinen
Erde
und sehet auch die große Not auf diesem Sündenherde,
auf welchem schon
so mancher Greuel ist gekochet worden
von Mein und eures Feindes bösen
fluchbeladnen Horden,
so bringet schnell ein Kind hierher von etwa sieben
Jahren,
doch muß es sein voll Armut, ja sogar nicht reich an Haaren! –
Ich
sage euch: Mit großer Lieb' und Achtung müßt ihr's führen
hierher zu Mir;
denn bald werd't alle ihr gar stark verspüren,
welch einen großen Lehrer ihr
mit Händen habt umfangen –
fürwahr, aus seinem Mund werd't ihr die größte
Lehr' empfangen!
99.
JL.Path.000,99] Und ihr auch, Meine lieben Kinder, eilet – dürft
nicht fehlen
dahier; denn wahrlich, dieser Lehrer wird euch nichts verhehlen!
Wie alle Engel, so auch ihr, mit offnen Ohren, Augen
müßt sorgsam nun die
große Wahrheit in das Herz einsaugen,
so werd't auf einen Wunderschlag die
größte Tat erschauen –
so wunderschnell und hell, daß ihr den Sinnen kaum
werd't trauen!
Fürwahr, Ich werd euch ferner nicht zu zeigen nötig haben,
daß nur darin die größte Tat, Gelingen, Zweck und Gaben
verborgen sind, als
reinste größte Folge Meiner Liebe – –
der Mittagssonne gleich werd't ihr in
euch erschaun die Triebe!
100.
JL.Path.000,100] Ich sage euch: Die Triebe, solche ihr noch nie
empfunden,
auch Engel nicht, denn solches gab Ich keinem Geist zu Kunden
auf diese Zeit – ihr könnt es glauben, wie's geschrieben stehet:
Wann aber
kommen wird die Lösezeit, dies wohl verstehet! –
,Die große Stunde' weiß wohl
niemand weder auf der Erde
noch in den Himmeln, denn nur DER da trägt das
große Werde –
und der auch, dem's der Vater offenbaren wird im Geiste;
doch
keinem, der zuvor nicht an dem Kindertische speiste! –
Und nun, der großen
Kunde Zeit ist nah zu euch gekommen,
erwachet nun ihr Toten, laßt euch Meine
Liebe frommen! – –
101.
JL.Path.000,101] Nun seht, da ist das Kindlein schon in Meiner
Engel Mitte,
wie furchtsam fromm es tut, noch ungewohnt der Himmel Sitte, –
da sehet hin, wie sorgsam es die Engel mustert, prüfet
und horcht, ob nicht
ein Wort vom Vater durch die Scharen triefet!
O seht, in keinem Engel will
den Vater es erkennen,
es weint, es schreit, es mag der Engel sich nicht
angewöhnen;
es sucht den wahren Vater, ja den Liebsten sucht das Kleine, –
o seht, wie emsig es die Augen drehet, dieses reine,
unschuld'ge Kindlein! –
Hört, o hört es weinend „Vater" rufen!
O Engel, führt es her zu Meines
Thrones Liebestufen! – – –
102.
JL.Path.000,102] O seht, wie kaum es sich von einem Engel lässet
lenken!
Es trägt zu folgen ihm im Herzen ein gar groß Bedenken;
nur da er
sagt: „O komm! Ich will dich ja zum Vater führen",
läßt sich das Kleine von
der öden harten Stelle rühren! –
O hört, wie es den Engel fragt: „Bist du ein
gutes Wesen?
Bist wohl, um mich zu führen, nur vom Vater auserlesen?
Und
bist du das, so zeig mir, wo der gute Vater weilet!
Ich hör Des Stimme schon!
– Wo kommt sie her? – O eilet, eilet! –
O zeigt mir schnell! – wo weilet Er?
Ich muß zu Ihm ja kommen!
O führt mich hin, o führt mich schnell, ja schnell,
ihr lieben Frommen!"
103.
JL.Path.000,103] Nun gebet acht, Ich werd's beim rechten
Liebenamen rufen,
wie schnell wird's Meine Stimm' erkennen, laufen zu den
Stufen
des wahren Vaters ew'ger Liebe unter lautem Jubel;
denn selbst die
Engel scheinen ihm behaft't zu sein vom Übel,
darum mißtraut es ihnen, – nur
den Vater will es haben
und sich an Seiner angewohnten ew'gen Liebe laben! –
– –
Und nun: So komme, komme lieber Pathiel geschwinde,
laß wehen dich zu
Mir von Meiner Stimme Liebewinde –
o sieh, schon lange harr Ich deiner mit
gestreckten Händen!
So komm, und helfe Mir all deine Brüder nun vollenden! –
– –
104.
JL.Path.000,104] „O Vater, Vater, Vater, lieber Vater! – O mein
Vater! –
Wo bist Du denn gewesen, lieber Vater?! – Bester Vater! –
Ich hab
so lange weinend Dich schon überall gesuchet
und konnte Dich nicht finden, –
hab die Fremden auch ersuchet,
daß sie zu Dir mich armen Pathiel schnell
möchten bringen,
doch keiner wollte alsobald mir dieses Opfer bringen.
Nur
einer schien mich Schwachen in der Liebe zu verstehen,
und als ich einmal
suchend fiel, macht dieser mich erstehen;
o lieber Vater, mußt mich nimmer,
nimmer von Dir lassen!
Behalte mich bei Dir – mußt nimmer, nimmer mich
verlassen!" – – –
105.
JL.Path.000,105] O schauet her, ihr großen Scharen, hört ihr alle
Frommen!
Vernehmt ihr Menschen alle! Dieses Kind, von euch genommen,
von
eurer Erde! – wie gar schnell hat es ohn alles Fragen
vor euch und Mir ohn
alle Scheu, ihr werd't es kaum ertragen –
o hört und staunt – und weint! –
die allergrößte Tat gefunden!
Was Ewigkeiten, Menschen, Sonnen, Engel nicht
empfunden,
das hat der kleine Pathiel im ersten Wort bekennet,
als er vor
Überfreude Mich als „Vater" hat benennet!
O wahrlich, wahrlich, wahrlich! –
Keiner kann Mich größer preisen,
im Vater nur läßt Tat, Gelingen, Zweck sich
größt erweisen! – – –
106.
JL.Path.000,106] Doch, daß ihr klarer möchtet schauen und getreu
begreifen
und nicht wie sonst gewöhnlich an der Wahrheit nur zu streifen,
so will zum Überfluß den Kleinen Ich vor euch noch fragen,
auf daß er möchte,
was zumeist an Mir ihn dünkt, da sagen.
Und so denn merket! – Pathiel! Ich
werd dir etwas geben
in einer Frage; sagst du Mir's, wirst alle Brüder heben!
–
Was hältst denn du an Mir fürs Größte, sag, was dich erfreuet
am
allermeisten, sag, was dich von aller Angst befreiet? –
„O lieber Vater, wissen
das die Großen nicht, die Brüder,
daß Du der gute Vater bist? – O das sind
arme Brüder!
107.
JL.Path.000,107] „Ich lernte das auf Erden schon im Vaterunser
kennen,
da muß ja jeder doch zuerst Dich ,unser Vater' nennen!
Du warst
wohl Gott von Ewigkeit voll Liebe und Erbarmen,
doch Vater bist geworden erst
durch Jesum Du mir Armen!
Und das ist mehr, als wenn Du ewig Gott nur wärst
geblieben
und hätt'st als solcher alle Kinder weit von Dir getrieben!" –
Nun Pathiel, wo ist denn dein bezeugter Jesus? – Sage!
Wo ist er hingekommen?
Gebe Antwort noch der Frage!
„O lieber Vater, was ist das für Frag'! – Ist ja
Dein Name,
denn Du und Jesus ist – wie ich und Pathiel – ein Name!" – – –
108.
JL.Path.000,108] Hör Pathiel, und sage Mir: Ist denn die Welt
nicht größer
und alle Sonnen, – war dein Erdenvater denn nicht besser
als
Ich? O sage Mir, Ich möcht es wissen, was du glaubest! –
„O lieber bester
Vater, so Du gnädigst mir erlaubest,
ein wenig schlimm zu sein, will gerne
ich es Dir ja sagen,
daß Du in Deiner Liebe – ich getrau mir's kaum zu sagen!
–
daß Du – ich will's doch sagen – mich willst liebend necken,
um mich
dadurch vor Dir dahier ein wenig zu erschrecken!
Denn was soll mehr und
größer sein, denn Du mein lieber Vater,
ist das nicht mehr denn alle Welt: Du
bist mein lieber Vater!? – – –
109.
JL.Path.000,109] „Und – ob Du besser bist?! – Ist das doch eine
seltne Frage!
Wer soll denn besser sein, denn Du? Nur das mir jemand sage! –
Mein Erdenvater war ein Mensch wie ich so schwach und elend;
das Beste war
an ihm, daß er – wie wen'ge nichts verhehlend
von Dir, Du bester Vater! –
mich schon früh Dich kennen lehrte
und so in mir die Lieb' zu Dir von Tag zu
Tag vermehrte.
Wenn aber das allein an ihm nur ist für gut zu nennen,
daß er
mich Dich, den wahren Vater, früh schon lehrte kennen,
wie möcht er besser
sein? O das wär ein Verlangen! – –
Hat doch, so gut wie ich, ja er auch all's
von Dir empfangen! –
110.
JL.Path.000,110] „Ich weiß so gut wie andre, daß die Sonne Du
erschaffen,
wie auch den Mond und Erde hast, zum Wachen und zum Schlafen
für die, so noch auf Erden wohnen, – doch was klein gefunden
sogar mein
kleines Aug' schon hat und allzeit wohl empfunden,
wie alle diese Dinge einem
nie den Hunger stillen,
wohl aber umgekehrt den Leib mit Hunger nur erfüllen.
–
Und Vater! wenn auf Erden ich recht hungrig bin gewesen
und hatte nicht
auch nur ein kleines Stückchen Brot zu essen,
o dann ließ ich die Sonne, Mond
und Sterne traurig gehen
und wandte mich zu Dir, um – Vater! – Dich um Brot
zu flehen!
111.
JL.Path.000,111] „Die Erde, Sonne, Mond und Sterne, das sind
kleine Dinge,
der stirbt gewiß vor Hunger, dessen Herz an ihnen hinge;
sie
haben keine Lieb' und wahrlich durchaus kein Erbarmen, –
ich mag sie nicht,
sie geben ja kein Brot den schwachen Armen!
Nur wenn ich dachte: Über euch
wird wohl mein Vater wohnen,
und wo die meisten Sterne sind beisammen, wird
ER thronen,
da sind sie freilich mir, ich sag es rund heraus, o Vater,
gar
lieb gewesen, – doch wenn ich in mir die Hungersnatter
verspürte, wollt ich
lieber einen nahen Vater sehen,
denn dieser möcht mich leichter denn der
ferne doch verstehen!
112.
JL.Path.000,112] „Als mir einmal mein Erdenvater Deines Tod's
erwähnte
und mir die bittre Art desselben noch dazu benennte,
da dacht ich
mir: O einen bessren Vater kann's nicht geben
denn Diesen, der für böse
Menschen gibt des Sohnes Leben!
Denn damals wußt ich nicht, daß Sohn und
Vater Eines seien,
auch nicht, daß Du im Sohne kamst, um uns für Dich zu freien!
Doch als ich später hab von einem armen Mann erfahren,
daß Vater, Sohn und
Geist als nur Ein Vater sich erwahren,
daß dieser Eine Vater ist ein
überguter Vater –
da ward das Herz mir heiß vor Lieb' zu Dir, mein guter
Vater! – – –
113.
JL.Path.000,113] „Doch einmal weiß ich, sieh, da ist zu uns ein
Mann gekommen,
fürwahr, der hätt' beinah mir alle Lieb' zu Dir benommen!
Der sagte mir, Du wärst ein schrecklich grausam strenger Richter –
Du wärst
der schwachen Sünder selbst ein ewiger Vernichter. –
O lieber Vater, sieh, da
bin in meinem schwachen Herzen
gewiß und wahr geworden ich ganz voll von
Angst und Schmerzen.
Doch bald darauf ist jener arme Mann zu mir gekommen
und hat mir wieder alle Angst und leere Furcht benommen;
denn, sagte er,
wärst Du so arg, als jener Dich verschrien,
gewiß, wer könnte lieben Dich,
und beten auf den Knien?! – – –
114.
JL.Path.000,114] „Und weiter hat er mich und meinen Vater noch
belehret,
und dieses hat mein Herz dann ganz und gar zu Dir gekehret!
Denn,
sagte er: Nicht der Gerechten, Frommen, Treuen willen
ist Gott in aller Liebe
– um die Erd' mit Gnad' zu füllen –
als Mensch und Vater und Erlöser auf die
Welt gekommen.
Wohl aber hat Er aller Sünder Schuld auf Sich genommen,
um
derentwillen Er allein gekommen ist zur Erde,
und ging mit ihnen um, trug
duldend jegliche Beschwerde.
Er lud zu Sich, die da mühselig waren und
beladen,
und nahm gar jeden Sünder auf in aller Lieb' und Gnaden! –
115.
JL.Path.000,115] „Noch ferner sagte er, der gute fromme arme
Alte:
O sieh, mein lieber Knabe, daß da Gott mit Sündern halte,
mußt nimmer
denken dir; doch wie Er mit den Sündern handelt,
soll dir ein kleines
Beispiel zeigen: Es hat sich einst gehandelt,
daß eine große Sünderin hätt'
sollen gesteinigt werden;
sie ward gar schnöd zum Herrn gebracht, versteht
sich, auf der Erden.
Die Richter fragten listig Ihn: Was soll mit der
geschehen? –
Da schrieb in Sand Er ihre Schuld und sprach: Werd't Mich
verstehen?
Wer ohne Sünde ist aus euch, soll sich den Arm schärfen,
um nach
der Sünderin gerecht den ersten Stein zu werfen!
116.
JL.Path.000,116] „Und, sprach der Arme weiter: Keiner wollt den
Rücken beugen,
um durch den ersten Wurf der Sünderin die Schuld zu zeigen! –
Da sprach der Herr: Laßt ihr sie frei, will Ich sie auch nicht richten.
Nicht um zu richten und die ganze Erde zu vernichten
bin Ich gekommen,
sondern das Verlorne aufzusuchen, –
nicht so wie ihr, will Ich der armen
schwachen Sünder fluchen,
wohl aber trösten, stärken, retten alle, die
gefangen
im harten Joch der Sünde, doch im Herzen oft verlangen
befreit zu
werden, – alle will Ich auf die Schulter nehmen,
sie bergen in Mein Herz, und
so den Weg der Sünde hemmen! –
117.
JL.Path.000,117] „O lieber bester Vater! – Als da solches ich
gehöret,
hat sich die Lieb' zu Dir in mir unendlichmal vermehret.
Ich
mochte schlafen nimmer, denn die Liebe ließ nicht ruhen,
noch essen mich und
trinken, noch was Weltliches zu tuen;
nur immer fragte ich: Wo ist denn
dieser gute Vater?
Ich muß Ihn finden, diesen überguten, guten Vater! – –
Da sprach der alte Arme, wieder kommend zu mir Armen:
O suche nicht den
Vater, denn du ruhst in Seinen Armen;
denn kannst mit deinen Augen, Kleiner,
du Ihn auch nicht sehen,
doch wohl verspüren magst du Seine Liebe um dich
wehen." – – –
118.
JL.Path.000,118] O sieh, Mein lieber Pathiel, du hast Mir viel
erzählet
und hast in deinen Worten Mir das Kleinste nicht verhehlet;
darum
sollst du bei Mir in deiner Unschuld ewig bleiben
und da – in deines Vaters
Hause – dir die Weil vertreiben.
Das ist, Mein lieber Pathiel, nicht so wie
auf der Erden,
allda die meisten Kinder töricht nur verdorben werden
durch
nicht'ge eitle Dinge, – sondern würdig zu belehren
all deine Brüder, um
dadurch die Liebe zu vermehren
auf Erden wie im Himmel, sieh, so wirst dich
unterhalten,
indem du wirst so manches Bruderherz ganz neu umstalten. –
119.
JL.Path.000,119] Doch da der Sünden du in deinen Worten hast
erwähnet
und hast sogar die Sünderin aus Meiner Zeit genennet,
so sage Mir:
Diewelche Menschen hältst denn du für Sünder?
Und sind denn Sünder schon wie
du so junge kleine Kinder? –
„O lieber guter Vater! – Ich hab oft gehört den
Namen,
doch nie konnt ich erfahren, wie die Menschen dazu kamen.
Da kam der
arme Alte wieder, den hab ich gefraget,
auf daß er sage mir, was denn ,ein
Sünder' wohl besaget?
Da sprach er: Siehe, deren Herz den Vater nicht will
lieben,
sind Sünder, wenn auch Kinder, – weil sie Dich, wie ich, nicht
lieben!" –
120.
JL.Path.000,120] Wie wußte denn der arme Alte, wie du Mich
geliebet
in deinem Herzen hast? – „O Vater! wenn mich was betrübet
auf
Erden hat, so weinte ich, weil ich Dich nicht konnt finden,
um meine Not und
Liebe Dir, dem Vater, zu verkünden.
Und klagte meinem Erdenvater ich mein
Leid im Herzen,
so fand ich ihn bedrängt von selber Not und selben Schmerzen!
Und wenn uns beiden öfter dann recht schlecht anfing zu gehen,
so durften
lange wir um uns fürwahr wohl niemals spähen;
der arme Alte kam gewiß, um
unser Herz zu trösten,
und stärkte uns so lang, bis vollends wieder wir
genesten!
121.
JL.Path.000,121] „Und wenn dann wir in unsren Herzen wieder uns
gefunden,
da sprach der Alte: So ist's recht! Wer Gott also umwunden
mit
seiner Liebe hat, wie ihr in eurer Not und Leiden,
an dem hat Gott, der gute
Vater, wohl die größten Freuden! –
Und wenn dann solches ich vernommen hab
zur frohen Kunde
aus meines lieben armen Alten liebefrommem Munde,
da fing
sobald zu hüpfen ich aus Lieb' zu Dir vor Freuden –
fürwahr, ich glaubte oft,
die Engel müßten mich beneiden!
Wenn ich so recht in meinen Liebestaumel bin
gekommen,
da hätt' der Tod mir nimmer meine Fröhlichkeit benommen!" – – –
122.
JL.Path.000,122] Fürwahr, also war's recht, wie dir der Alte hat
verkündet;
denn wer sich so wie du zu Mir in seiner Lieb' entzündet,
der
hat in seiner Liebe schon das Höchste treu gefunden –
und hat den Tod schon
lang in Meiner Liebe überwunden.
Doch sieh, Mein lieber Pathiel, – wenn Ich
zur Erde schaue,
da seh Ich viele Menschen gleich dem lockern Morgentaue,
sie glänzen wohl durch manche Tugend an dem Lebensfaden,
allein, will prüfend
Ich sie überliebend zu Mir laden,
da fallen sie von Mir, dem Vater, all die
schlechten Kinder
und werden nach und nach recht arge liebelose Sünder! –
123.
JL.Path.000,123] Ja lieber Pathiel! – Es gibt noch andre auf der
Erden,
die Mich anstatt zu lieben nur verachten! – Solche werden
wohl
schwerlich je, wie du, zu Meinen Kindern aufgenommen,
zu denen werd Ich
einstens wohl als strenger Richter kommen!
Was meinst du wohl, was solche
bösen Kinder denn verdienen? –
„Fürwahr, o lieber Vater, Deine Lieb' wohl
nicht; doch ihnen,
wie mir, wirst Du zur rechten Zeit so einen Alten senden,
und dieser wird sie dann, wie mich, in Deiner Lieb' vollenden.
Hab ich ja
auch nie etwas Gutes sonderlich verrichtet,
und Du, o lieber Vater, hast mich
dennoch nicht gerichtet!" – – –
124.
JL.Path.000,124] Das ist wohl wahr, Mein lieber Pathiel, hast
wohl entschieden!
Doch was soll jenen denn geschehen, die der Liebe Frieden
samt Mich gar fluchend fliehen und von Mir nichts hören wollen? –
„O Vater!
Gibt's denn solche?! – Diesen könnt ich selber grollen!
Doch wenn auch diesen
Du den rechten Lehrer möchtest senden –
sie sind ja Kinder auch, er möchte
sie gewiß vollenden!
Was wär vielleicht aus mir, hätt'st Du mich nicht
geführt, geworden?
Gewiß ich wär vielleicht der Ärgste liebeloser Horden!
Nur Deine übergroße Lieb' hat mich zum Kind erhoben,
so laß geschehen, daß,
wie ich, Dich alle möchten loben!" – –
125.
JL.Path.000,125] Doch, lieber Pathiel, hast du bisher alles wohl
bezeuget,
wenn aber du es wüßtest, wer an Meiner Lieb' noch säuget
und Mir
in allem Ernste nach dem Leben listig trachtet
und Meine große Lieb' mit
wahrem festem Hohn verachtet –
was möchtest du dazu denn sagen, wie mit ihm
verfahren? –
„O lieber Vater, gäb's auch irgend so ein arg's Verharren,
was
wird es einem solchen blinden Toren denn wohl nützen?
Hat er die Liebe nicht,
worauf will seine Macht er stützen? –
Fürwahr, laß kommen ihn, dem will ich
seine Torheit brechen
und ihm den blinden Groll aus seinem bösen Herzen
stechen!" –
126.
JL.Path.000,126] O lieber Pathiel, der Feind, auch keiner Macht
gewärtig,
ist überlistig doch und gleich mit was recht Bösem fertig.
O
sieh, wenn Meine Macht ihn nicht zurücke halten möchte
und ihn zum starren
Tod's Gehorsam gleich den Steinen brächte –
die Engel alle wären lange schon
verleitet worden
und glichen seinen überbösen Satansengel-Horden!
Doch
solches ist nicht möglich mehr in Meiner neuen Waltungssphäre,
denn Meine
Lieb' hat ihm schon lange angelegt die Sperre;
doch auch in ihm wallt freies
Leben, dieses muß ja bleiben
und möcht er wüten gleich den Löwen und noch
Ärgres treiben.
127.
JL.Path.000,127] O sieh, auch dieser Feind war einst ein Kind von
Meiner Gnade,
er kennt sogar all Meiner Lieb' und Gnad' Erbarmungspfade, –
doch sieh, nicht Ich und alle Engel können ihn bekehren,
nur stets und stets
pflegt er gen Mich den bittren Haß zu mehren.
Denn als Ich einstens ihn wie
dich zum Kinde machen wollte,
auf daß er Mir wie du jetzt hier der Freuden
höchste zollte, –
doch als zu lösen ihm die Freiheit, Ich von Mir ihn wandte
und ihn voll Licht in Meines Lebens freie Schule sandte,
da hat er sich voll
Stolz und großer Eigenlieb' entzündet –
und hat dadurch von Meiner Liebe ewig
sich entbündet!
128.
JL.Path.000,128] Was sagst du nun, Mein Pathiel, was hat er wohl
verdienet –
und umso mehr, da er sich nie der Bosheit hat besinnet,
die er
an Mir und allen deinen Brüdern hat verübet,
wodurch er höhnend Mich am
Kreuze gar noch hat betrübet!
Nun sage, Pathiel, was soll nun aus dem Feinde
werden?
Soll länger tragen Ich des Kreuzes Tod-Beschwerden?
Denn siehe, so
wie jetzt die Dinge stehen, kann's nicht bleiben,
nicht länger soll der Böse
seinen großen Frevel treiben!
Darum, Mein lieber Pathiel, versuche zu
entscheiden,
was da geschehen soll, – geh, geh und mache Mir die Freuden! – –
–
129.
JL.Path.000,129] „O lieber guter Vater! Daß der Feind so arg! so
böse!
konnt ich nicht wissen, – gäb's ein Mittel nur, daß er genese,
ich
wär viel froher, als daß Du ihn werdest richten müssen –
fürwahr, würd'
besser er, ich möchte alles für ihn büßen! – –
Wie sieht er denn doch aus,
der Arme, dürft ich ihn wohl sehen?"
O ja, in Meinem Schoß wird dir von ihm
nicht Leid's geschehen! –
Da sehe hin, auf Meinen Ruf wird er sogleich
erscheinen,
und zwar in allen seiner großen Bosheit harten Feuer-Peinen.
Doch mußt dich fürchten nicht zu sehr und schrecken vor dem Bösen, –
nur aber
mußt du schauen ihn, nicht seine Zunge lösen!
130.
JL.Path.000,130] Nun sieh, da kommt er schon, belast't von
schwersten Feuerketten!
„O Vater! Vater! wie gar schrecklich! welch Gestalt!
– die – Ketten! – –
Es sieht ja keinem Menschen gleich, voll Eiter, Schwür'
und Beulen!
Wer wird und möcht ihn wohl zu einem g'sunden Menschen heilen? –
–
O wie er gar so schrecklich grimmig tut mit seinen Augen!
Fürwahr, der
möchte nimmer doch für Deinen Himmel taugen!
O wie er nun anfängt gar
fürchterlich an sich zu reißen,
sogar als wenn er wütend wär, ach! ach! – um
sich zu beißen;
auch möcht er schreien gar! – was ist's, er fängt sich an zu
krümmen?
O weh, er heulet ja, – es ist, als hört ich tausend Stimmen! – ? – –
–
131.
JL.Path.000,131] „O lieber Vater! laß dies Schreckensbild von
hier entweichen
und ihn den Ort, von Dir für ihn bestimmt, sobald erreichen;
denn, lieber Vater, Du bist heilig; – mir wird angst und bange!
Für diesen!
– nein – o Vater – ich wohl keine Lös verlange! – –
Denn wäre diesem je an
Deiner Lieb' etwas gelegen,
gewiß, er wäre nicht so trotzig fürchterlich
verwegen!
O lieber heil'ger Vater! Ist denn der noch nicht gerichtet? –
Ach
ja, er lebt ja noch, so ist er auch nicht voll gerichtet!
Oh! Oh! – jetzt
geht er, wie um ihn der Rauch und Flammen schlagen!
O schrecklich,
schrecklich! Was sind das für unerhörte Plagen!?" – –
132.
JL.Path.000,132] Nun lieber Pathiel! Was sagst du jetzt zu Meinem
Feinde,
taugt dieser ewig je in unsre heilige Gemeinde?
Für den Ich
Ewigkeiten Meine Liebe hab verschwendet!
O sieh, wohin des ungeacht't sich
dieser hat gewendet! – – –
Da alles nichts gefruchtet hat bei diesem bösen
Kinde,
ob streng Ich war zu ihm als Vater, oder ob gelinde;
so werd Ich
bald das Letzte tun und ihn mit allen richten,
die solche Tat wie er in
Meinem Angesicht verrichten, –
denn sieh, gar viele Millionen hat er schon
zerrissen
und mehre noch als haßerfüllter Drache Mir zerbissen!
133.
JL.Path.000,133] O sieh, Mein Pathiel, bei solchen Dingen tut's
vonnöten,
durch ein Gericht all solche Frevler durch den Fluch zu töten;
das heißt: denselben alle Gnade, Macht und Kraft benehmen
und sie dadurch für
Ewigkeiten in der Bosheit hemmen,
und sie dazu noch über alles
schmerzempfindlich machen
und um die Nackten ein stark brennend Feuer
anzufachen – –
zum Lohne, da sie allzeit Meiner Liebe mochten höhnen,
da
sollen sie im ew'gen Feuer überschmerzvoll brennen. –
Vielleicht wird ihnen
Meiner Gottheit Zorn mehr behagen
und ihnen Meine Rache mehr denn Meine Gnad'
zusagen! – – –
134.
JL.Path.000,134] Nicht wahr, Mein Pathiel, – also wird's recht
wohl sein entschieden?
Und soll mit Mir auch sein die Bosheit noch so
unzufrieden,
so wird sie Mein Urteil doch ewig nimmer ändern können
und
schwerlich ewig je mit Meiner Liebe sich versöhnen! – – –
Was sagst du,
Pathiel? – Bist doch mit Mir ganz einverstanden?! –
„O ja, mein liebster
Vater, – bin mit Dir ganz einverstanden!" –
Doch Pathiel, Ich sehe, deine
Augen sind voll Tränen,
was fehlet dir? – Möchtst das Mir, deinem Vater,
nicht bekennen?
Du hast etwas an deinem kindlich lieberfüllten Herzen;
o
sage Mir nur, was dich drückt, bekenn Mir deine Schmerzen! –
135.
JL.Path.000,135] „O lieber Vater, sieh! ich bin mit Dir ganz
einverstanden,
nur eines muß ich sagen Dir, das hab ich nicht verstanden –
und dieses ist, daß Du den argen Feind willst ewig strafen.
Wenn er schon
tatlos ist geworden, warum ihn noch strafen? –
Ich weiß, Du guter Vater hast
nicht Freud', wenn Kinder leiden;
Du sagst, hast Freude nur an aller Deiner
Kinder Freuden!
So laß den bösen Feind auch bloß nur tat- und schadlos
werden;
erlasse ihm die ew'ge Strafe, laß nur tot ihn werden! –
O lieber
Vater! – tue, was Dir bestens möchte dünken,
doch laß den Bösen nicht noch
tiefer in die Bosheit sinken!"
136.
JL.Path.000,136] O hört und seht ihr Engel, Menschen, Sonnen,
alle Welten!
Vernehmt es ihr auch alle treu aus Meiner Gnad' Beseelten!
Des
heil'gen ew'gen Vaters Liebe-Tiefe widerstrahlen
aus dieses armen Kindleins
Herzen in die Sonnen-Allen!
O Liebe, große heil'ge Liebe, Du Mein eigen
Wesen,
du kannst, du wirst noch selbst den Tod vom Tode einst erlösen! –
O
Pathiel, Mein Kind, Mein Sohn! – aus deinem Aug' die Tränen,
wie groß sind
sie! wie heilig fromm ihr sanft gerechtes Sehnen! –
O sei nur ruhig, sieh,
was hart in dir du mochtst empfinden,
wird übersanft dereinst des großen
Vaters Lieb' entbinden! – – –
137.
JL.Path.000,137] Und nun, Mein lieber Pathiel, bist wohl mit Mir
zufrieden;
denn du magst nun schon ahnen, wo dahin sich kehrt Mein Frieden –
der Frieden Meiner Liebe, der an alle ist ergangen,
die nur ein wenig je
zur innren Lebensfreiheit drangen,
die doch wohl freilich nur in hehrer Fülle
dir ist eigen –
und allen deinesgleichen, die Mir deine Liebe zeigen.
Doch
aber kann sie jeder, wär er auch ein großer Sünder,
durch Buß und Reu
erreichen, wenn genommen er den Zünder,
den Ich gestreuet hab getreu durch
Wort und Tat auf Erden,
damit die festen Glaubens sind, schon können selig
werden. –
138.
JL.Path.000,138] „O lieber Vater! – Laß Dich auch von mir ein
wenig fragen,
Du wirst wohl leichter doch, denn ich, so was in Dir ertragen.
–
O sieh, noch bin ins Klare ich wohl keineswegs gekommen,
darum ist mir
die Angst und Furcht auch ganz noch nicht benommen.
Da Du allhier mit Deiner
Lieb' die meine hast erwecket
und hast auch Deine Gnad' gar weit hinab nach
mir gestrecket,
so mach zufrieden mich und höre meine schwache Stimme,
die
da hervor noch geht aus einer kleinen Herzenskrümme;
denn vordem wußt ich
nicht, was all's im Herzen ist verborgen,
und lerne solches nun allhier im
ew'gen Lebensmorgen. –
139.
JL.Path.000,139] „Was wird denn nach gar langen Zeiten aus dem
Feinde werden?
O sage, lieber Vater mir, erleichtre die Beschwerden,
die
noch mein kindisch Herz gar sehr in engen Grenzen halten, –
o sag, wird er im
Tod verhärten oder nur veralten?
Wird wohl nach Ewigkeiten werden er ein bessres
Wesen,
wird je ihn Deine Barmherzigkeit vom Tod erlösen?
Was wird mit
denen, die er hat verdorben, wohl geschehen,
o werden diese einstens von dem
Tode auch erstehen?
Und gibt es eine Zeit, der Qualen Dauer zu bemessen? –
O sage Vater mir! Mußt Letztes aber nicht vergessen!" – – –
140.
JL.Path.000,140] O lieber Pathiel, du schuldlos Kind! In deinen
Fragen
wird ohne Antwort schon die schönste Antwort lieblich tagen.
Nicht
wie auf Erden dient allhier, die Dauer zu bestimmen,
die flücht'ge Zeit nach
Stunden, Tagen, Monden, Jahresprimen;
denn hier ist keine Zeit, wohl aber
wonnevollstes Leben,
nach diesem wird der Dauer Maß-Zustand getreu gegeben.
Nun denke dir im Herzen, was die Liebe mag erfinden
in höchster Lebenswonne,
wird der Freuden Maß verkünden:
Von einer Edeltat zur andern wird allhier
bemessen
die Dauer höchster Freuden – und wird nicht des Feinds vergessen.
141.
JL.Path.000,141] Daher kann nicht nach Zeit allhier bestimmt die
Löse werden;
doch soll so lang der Staub geläutert werden auf der Erden,
bis aus derselben alles Lebens letzte Spur genommen
und endlich alles
Geist'ge ist ans Gnadenlicht gekommen.
Das Wesenböse aber wird sich in dem
Feuer lösen
wie eine harte Schrift, die unverstanden ward gelesen –
in
einem Flammenherzen, das die Lebenskeime treibet,
in welchen sich am End die
harte Schal' zu Nichts zerreibet,
da sie zu nichts mehr nütze, muß auch
selbst zunichte werden.
Wie mit der Schale, so dereinst mit Sonnen und mit
Erden! – – –
142.
JL.Path.000,142] Hast Mich verstanden, lieber Pathiel, und wohl
begriffen?
Hast wohl gefunden dich in Meiner Weisheit endlos' Tiefen? –
O
sag Mir nur, du darfst vor deinem Vater dich nicht scheuen,
denn jede Antwort
deines Herzens kann Mich nur erfreuen, –
darum sollst ohne Scheu Mir alles,
aber treulich sagen,
so wirst du nimmerdar in deinem Herzen weinend klagen! –
– –
„Ob ich's verstanden hab! – kann Dich nicht jeder so verstehen? –
Ich
hab's aus allem dem gar hell und überklar entnommen:
Daß Du der liebe, gute
Vater bist! hab ich entnommen;
mehr kann und darf und brauch ich ewig nimmer
zu verstehen! – – –
143.
JL.Path.000,143] „Ich denke jetzt – und werde ewig so im Herzen
denken:
Du, lieber Vater, wirst wohl all's zum rechten Ziele lenken! –
Was
möchte und was könnte wohl dem schwachen Menschen frommen,
hätt' er endlose
Höhen auch in Deinem Licht erklommen;
wenn er Dich aber dennoch ewig nimmer
mag erreichen,
auf daß er vollends Dir in allen Dingen möchte gleichen!
Und
wer das täte, würde der den Feind nicht übertreffen,
indem er diesem gleich
die Macht des Vaters möchte äffen? –
Fürwahr, der Satan sucht vielleicht bis
jetzt gar noch Dein Ende –
wie töricht muß er sein, nicht ahnend, daß in Dir
kein Ende! – – –
144.
JL.Path.000,144] „Ist's nicht also, Du lieber Vater: Wer die
Lieb' erwählet,
hat sich gewiß mit Deinem Gnadenlichte auch vermählet;
wer
aber nur nach Deinem Gnadenlichte möchte trachten,
dabei die Liebe aber als
ein nutzlos Ding verachten,
dem wird gewiß des Gnadenlichtes möglichst
sparsam werden,
sowohl allhier im Reich des Geistes, wie zuvor auf Erden.
Daher will ich nie mehr und weniger von Dir erkennen,
als nur: Mein lieber
Vater – Dich in aller Lieb' zu nennen;
und soll dazu noch nötig sein, zu
schaun des Lichtes Helle,
wird schwer nicht sein für den, der allzeit sitzet
an der Quelle!" – – –
145.
JL.Path.000,145] Mein lieber Pathiel, erst jetzt hast du es ganz
erraten!
Das ist die größte aller Meiner großen Liebetaten,
daß Ich der
endlos ewig große Gott mit Kindern wandle,
ja Selbst als liebevollster Vater
mit den Sündern handle,
der Ich doch heilig, heilig, heilig bin durch
Ewigkeiten,
und stehe doch den Sündern bei, sie alle zu geleiten
dahin Ich
Selbst gegangen, um das Größte zu vollbringen –
als Herr der Ewigkeiten mit
dem Tode Selbst zu ringen.
O sehet alle Engel, Menschen, Erden, Monde,
Sonnen!
Das Größte ist, daß Ich bei kleinen Kindern pfleg zu wohnen! – – –
146.
JL.Path.000,146] Ein leichtes ist, zahllose Sonnenheere zu
erschaffen,
ein leichtes ist, die Faulen mit der Nichtung zu erstrafen,
was
Leichtes ist's, aus Sich zu rufen aller Arten Wesen,
dem übermächt'gen Gott
ist alles dieses leicht zu lösen;
es braucht nicht mehr, als auszusprechen
nur den heil'gen Willen –
und jeder Raum wird gleich zahlloses Sein in sich
verhüllen.
Zu geben doch die Freiheit Meiner Lieb' erschaffnen Wesen
und
sie vom Drucke Meiner ew'gen Macht Selbst zu erlösen,
darum als Gott ein
Mensch zu werden auf dem Weltenstaube,
zu sterben schmählich gar! – Das zeug
als Größt's von Mir der Glaube! – – –
147.
JL.Path.000,147] Damit ihr aber dieses möchtet vollends klar
erfassen
und so von allem eurem alten Irrtum gänzlich lassen,
so sag Ich
euch fürs erste: Alles, was allhier Ich fragte,
wenn selbes auch bei weitem
über eure Sinne ragte –
als Menschen, Erden, wie auch alle euch bekannten
Sonnen,
auch alles Volk der Himmel, Kind, und eure Lebenszonen –
ist nur in
euch zu suchen, – da müßt ihr die Weisen finden!
Die Erde wie die Sonnen
werdet ihr im Kopf entbinden,
wie auch die Weisen in den Augen, Ohren, Mund
und Nasen;
befragt sie nur, ihr werd't erkennen sie an ihrem Rasen! –
148.
JL.Path.000,148] Die ,Engel' sind Erkenntnisse in euch aus Meinem
Worte,
sie lehren, führen euch zu Meines Reiches Gnadenpforte;
doch wenn's
aufs Leben kommt, wie möchten sie euch solches geben!?
Dasselbe muß die reine
Liebe erst in euch erheben.
Und diese Liebe ist ,das Kind', in ihr ist es
verborgen,
in ihr die große Zeit, in ihr des Lebens ew'ger Morgen – –
und
da in ihr der ganzen Schöpfung Zweck nur ist vorhanden,
erlöset schon durch
Meine größte Tat von allen Banden,
so ist die größte Tat darin ja nur
erschöpft vollendet,
wofür der ganzen Schöpfung Zwecke sind für Eins
verwendet! – – –
149.
JL.Path.000,149] So aber Ich als Gott, der ewig heilig ist ohn
Ende,
euch, den Geschöpfen, nun als Vater biete Herz und Hände,
ja selbst,
um euch aus Lieb' als solcher möglich doch zu werden,
Mich Selbst gefangen
nehme, um mit euch ein Mensch auf Erden
zu sein – und das der Fülle Meiner
Gottheit unbeachtet,
so wird fürs zweite schwer nicht werden, so ihr das
betrachtet,
auf einen Blick zu finden, wo die größte Tat sich kündet:
gewiß
nur da, wo sich die Lieb' ein neues Haus gegründet!
Ist nicht ein fertig Haus
des Bauwerks größte aller Taten,
so seht auf Meine Liebe denn – sie wird euch
all's verraten! – – –
150.
JL.Path.000,150] Und da ihr solches habt erfahren, sollt ihr
fröhlich beten:
„O lieber Vater, komm zu uns, wir haben Dein vonnöten,
kein
andrer denn Dein Wille soll in uns die Herzen lenken,
auf daß dadurch Dein
Name in dieselben sich möcht senken,
um da geheiliget zu werden in dem neuen
Hause;
auch Brot des Lebens gib uns, Vater, zu dem Liebeschmause!
Vergesse
nicht, o Vater! – Sünder sind auch Deine Kinder,
vergebe uns! Wir alle sind
vor Dir ja nichts denn Sünder!
Mit gar zu harten Proben wolle gnädigst uns
verschonen
und laß dafür uns all in Deiner Vaterliebe wohnen!" –
151.
JL.Path.000,151] Wenn ihr also gebetet habt in Meiner Liebe Namen,
so werde Ich hinzu als lieber Vater sagen Amen.
Doch müßt ihr barmherzig
sein gen alle eure Brüder,
dann werd Ich allzeit freulich hören eure
Lobeslieder! –
Was ihr, erbarmend euch der Brüder, möcht't in Meinem Namen,
o glaubt's, fürwahr, dazu werd mächtig sagen Ich das Amen!
Und wenn ihr mehre
seid vereint für was in Meinem Namen –
um was ihr immer bitten werdet, werd
Ich sagen Amen!
Und endlich, daß ihr trauen möcht't der Macht in Meinem
Namen,
sag Ich als euer Vater heilig liebevollst das Amen.