Jakob Lorber: 'Naturzeugnisse', S. 121 (Fortsetzung)


   13] Jedoch, was die Umfassung des Südpoles betrifft, so ist dieser nicht von so schroffem Eis- und Felsenriffen umlagert wie der Nordpol; sondern die Umlagerung müßt ihr euch denken wie aus großen halbzerdrückten Kugeln bestehend, welche teils aus einer gewissen Kalkmasse, mehrenteils aber aus ewigem Eise bestehen. - Wie sind denn aber diese Krater nebeneinander geordnet?
  &nbs p;14] Wenn es je einem Sterblichen möglich wäre, diesen großen Pol der Erde zu überschauen, so würde er in der Mitte einen großen Krater entdecken, der in sich in zwei schneckenartigen Gewinden in einen großen Trichter einmündet; dann aber ebenfalls mit solchen zerquetschten Kugeln rings herum umlagert ist, über welcher Umlagerung sechs Krater sich fast zellartig befinden, welche ebenfalls wieder mit ähnlichen zerquetschten Kugeln auch schon früher erwähntermaßen umlagert sind, und ihre Mündungen in einem hornartigem Gebiege nach auswärts von dem Hauptkrater gewendet haben.
   15] Der Durchmesser des Hauptkraters beträgt fünfzig deutsche Meilen. Die Zwischenlagerungen machen im Durchschnitte zehn deutsche Meilen aus, und der Durchmesser der kleineren Krater beträgt dreißig deutsche Meilen, nach welchen alsobald die große Hauptumlagerung aus erwähnten Massen einen Durchmesser von vierzig deutschen Meilen ausmacht.
   16] So ihr nun alle diese Durchmesser zusammen addieren wollet, so wird euch der Gesamt-Durchmesser des ganzen Poles bekannt. Jedoch was hier das Licht betrifft, so ist diese Gegend daran außerordentlich arm, denn die Polarlichter, die am Nordpol zu sehen sind, die kommen hier nur sehr selten vor; und da eben diese Südpolsphäre, besonders zur Winterszeit, (was bei euch eigentlich der höchste Sommer ist) von den gewaltigen Stürmen heimgesucht wird, so ist diese Gegend immerwährend von den dichtesten Nebeln und Dünsten umlagert -, daß auch nicht der leiseste Strahl dahin zu dringen vermag.
   17] Wenn die Luft zu dieser Zeit sich ebenfalls sehr verdichtet, so entstehen zwar wohl auch Entzündungen; allein ihr Licht hat viel zu wenig Intensität, als daß es fähig wäre, die umdunstete Gegend zu erleuchten, und gleicht mehr dem Lichte einer Spirituslampe; auch ist diese Luft aus naturmäßigen Rücksichten deswegen bei der größten Kompression weniger entzündbar, da ihr Stickstoffgehalt den Sauerstoff bei weitem überwiegt, was bei den nördlichen Polargegenden gerade der umgekehrte Fall ist.
   18] Aus dieser Ursache ist auch der Südpol noch um viele Grade kälter, als der Nordpol, weil die Luft aus Ermanglung des ätherischen Sauer- oder Lebensstoffes noch viel mehr zusammenpreßbar ist, ehe es zu irgend einer Entzündung kommt, als wie die des Nordpols; daher auch das Eis des Südpols weiter heraus reicht, als das Eis des Nordpols, und daher auch der Südpol noch viel weniger je von irgend einem verwegenen Landsucher erreicht wird, als selbst der Nordpol.
   19] Wenn der Nordpol auch selbst bis zu seinem Klippenrande erklommen würde, so wird aber doch Niemand ohne den sicheren Verlust seines Leibeslebens je nur die terra incognita erreichen, außer er müßte nur auf Mein Geheiß und unter Meinem Schutze hinreisen. -


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