Jakob Lorber: 'Naturzeugnisse', S. 113

   03] Bevor wir jedoch diese starre Gegend der Erde mit geistigen Augen ansehen wollen, ist es nötig, dieselbe zuvor mit den Augen des Fleisches näher zu beleuchten.
   04] Ein Pol eines Weltkörpers ist derjenige Punkt, der die meiste Ruhe unter allen Punkten der Erde oder irgend eines Weltkörpers hat. - Er ist immer so gestellt, daß er dem Lichte und der damit verbundenen Wärme aus der Sonne am wenigsten ausgesetzt ist, und steht beinahe in demselben Verhältnisse zu einer Sonne, als so jemand sich vor ein Licht stellen würde, so zwar, daß dasselbe gerade seinem Bauche gegenüber stände.
   05] In dieser Stellung würde dann der Scheitel seines Kopfes den Nordpol, die Sohle seiner Füße aber den Südpol darstellen, und gerade so ist es denn auch mit einem Erdkörper im Verhältnisse zu einer Sonne. Betrachtet ihr nun die Verrichtungen eures Kopfes und in entgegengesetzten Falle auch die eurer Füße, so könnt ihr dennoch schon eine ziemliche Vorstellung vom Nordpole, wie auch von seinem Gegner machen.
   06] Da auf diese Weise weder Licht noch Wärme die Pole der Erde erleuchten und erwärmen kann, so versteht es sich von selbst, daß in Ermangelung dieser Beiden nichts als ewige Kälte und mit der auch eine ununterbrochene Nacht fortwähren muß, welche Nacht nur durch das matte Geschimmer der Sterne und die an solchem Punkte fast beständig fortwährenden Nordlichter erhellet wird. -
   07] Die Gegend des Poles bietet einen großen trichterartigen Krater, der im Durchmesser hundertundachtzig Meilen beträgt (oben am Trichter).
   08] Dieser Krater ist ringsherum von den schroffsten Eisbergen und Klippen umlagert, so zwar, daß es nie auch je einem Sterblichen gelingen wird - in diese geheimnnisvolle Gegend der Erde zu dringen, und da soll jeder verwegene Forscher den Tod seines Leibes dreifach finden. Wird er sich auch verwahren mit Nahrung und Erwärmungsmitteln, so wird ihm doch dieses alles nichts nützen; denn die Kälte ist da so groß, daß selbst was immer für Nahrungsmittel und Brennnmaterialien so sehr erstarren würden, daß sie unmöglich mehr zum Gebrauche geschickt wären; denn selbst ätherische Öle gefrieren dort in einer Sekunde zum festesten Steine, und das Holz wird ebenfalls in eimem Augenblicke durch und durch mit Eis so sehr überzogen, daß es unmöglich mehr zum Brennen kann gebraucht werden; und was mit dem Holze geschieht, das geschieht auch mit jedem andern Brennmateriale, denn so schon Niemand bei euch eine Kälte von 33 Graden nach euerer Messung aushalten kann, was wird er erst machen, wenn die Kälte 90 Grade und daüber erreicht hat?! -
   09] Daher, wie schon erwähnt, wird es Niemand gelingen, jemals diese Gegend mit den Augen des Fleisches anzuschauen; wohl aber der, der in Meiner Gnade und Liebe steht, dessen geistiges Auge wird dahin und weiter noch in größter Klarheit blicken können. -
   10] Jetzt, - woher rührt denn, oder was ist denn eigentlich 'Kälte?'


Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers