Jakob Lorber: "Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits"
200. Kapitel: Satan gerät in die Enge und verwickelt sich in Widersprüche. Satan, der Verderber und Versucher. Neuer Friedenskontrakt zwischen Johannes und Satan. Bischof Martins Vollendung.
01] Spricht Johannes: »Höre, du sprichst, daß es dich vor der Erde ärger denn vor einem ekelhaftesten Aase graue! Das kommt mir ganz sonderbar vor! Bist du es doch, der mit seiner tiefsten Weisheit und großherrlichsten Meisterschaft die Erde so zugerichtet hat, wie sie nun bestellt ist! Wie kann es dich dann gar so ekeln vor deiner Weisheit Meisterwerke?
02] Siehe, ich habe durch die Gnade des Herrn auch schon so manchem Werkchen ein Dasein bereitet. Aber ich habe noch bei keinem irgendeinen Grund gefunden, mich desselben zu schämen oder gar einen Ekel vor ihm zu haben!
03] Derselbe Fall ist auch bei meinen zahllosen himmlischen Brüdern und Schwestern, und doch hat sich noch nie eines von uns gleich dir mit übergöttlicher Weisheit und Macht gebrüstet. Wir alle rühmen uns nie außer der Gnade des Herrn. Alle unsere Werke sind lieblich vor dem Herrn und herrlich in jeder Art und Weise, und wir haben die gerechteste Ursache, uns ihrer zu freuen! Wie kommt es hernach, daß dir deine hochweisen Machwerke ein Ekel sind?«
04] Spricht Satan: »Ist denn die Erde mein Werk? Steht es nicht geschrieben: 'Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde?' Wie wäre denn dann die Erde mein Werk?«
05] Spricht Johannes: »Oho, wie wechselst denn du nun deine Rede? Sagtest du nicht wie oft schon, daß du nicht nur der eigentliche Schöpfer der Erde und der ganzen Unendlichkeit seist, sondern das alles wärst du im Grunde selbst!
06] So weiß ich mich auch gut zu erinnern jener großen Zeit der Zeiten der Erde, wo du dir die allerfrechste Freiheit nahmst, den Herrn, deinen Gott und Schöpfer, auf eines hohen Berges Spitze zu führen und da Ihm zu sagen: 'Siehe, das alles ist mein! Alle Reiche dieser Erde will ich dir geben, so du vor mir niederfällst und mich anbetest!' - So du aber da die Erde dein nanntest, wie ist sie denn hernach nun wieder ein Werk des Herrn? Sage, wann hast du gelogen: damals oder jetzt?«
07] Spricht Satan: »Ich bitte dich, beschäme mich nun nicht so gewaltig! Ich gestehe ja, daß ich damals und auch jetzt mehr oder weniger gelogen habe, weil es schon so in meiner Natur liegt! Ich gestehe auch, daß ich viel schuld daran bin, daß nun die Erde so ekelhaft aussieht. Aber verschone mich nun mit derlei Vorhaltungen und gib mir Ruhe! In Zukunft wirst du nie wieder Ursache haben, mit mir armem Teufel so zu grollen!«
08] Spricht Johannes: »Welche Garantie aber gibst du uns nun, daß wir dir glauben könnten?«
09] Spricht Satan: »Du weißt ja, daß es schon von altersher gelautet hat, daß in mir keine Wahrheit ist. Wenn aber also, womit könnte ich dir Garantie leisten? Dein Wille sei mein Gericht, so ich mein Wort breche! Das ist alles, was ich dir zur Sicherung meines Versprechens geben kann!«
10] Spricht Johannes: »Nicht mein, sondern des Herrn Wille sei dein Gericht, und so bleibe denn nach deiner Bitte!«
11] Hierauf beruft Johannes alle Anwesenden und spricht zu ihnen: »Brüder, ihr wißt, daß ein Kontrakt zwischen einem Redlichen und einem der Unredlichkeit Verdächtigen Zeugen benötigt, damit durch sie der Kontrakt volle Rechtskraft erhält. Ihr habt nun alles gehört und gesehen, was hier vorgefallen ist und geredet wurde und zu welchem Zweck. Des Zeugnisses halber seid ihr vom Herrn aus hierher mitgekommen, so wie Martin und ich des Wortes und der Schlichtung und auch des Zeugnisses wegen. Darum sollt ihr alle ein ewiges lebendiges Zeugnis verbleiben dessen, das ihr hier gesehen und gehört habt. Und euer Zeugnis soll wahr sein ewig vor dem Herrn und vor allen Seinen Himmeln und Kindern!«
12] Sprechen die Zeugen einmütig: »Ja, so wahr unser Leben ist ein Leben aus Gott!«
13] Spricht darauf Johannes zum Satan: »Unser Kontrakt ist nun durch ewig wahrhaftige Zeugen bekräftigt und sanktioniert; daher halte dein Versprechen! Wehe dir aber, dreimal Wehe, so du nach deiner alten Art dein Versprechen nicht halten wirst!«
14] Spricht Satan: »Wozu so viel Aufhebens? Zeige mir nur einen Platz an, und ich sage dir: komme nach Dezillionen Sonnenjahren und du wirst mich finden, wie du mich nun verlassen wirst!«
15] Spricht Johannes: »Gut, also sei es denn! Dort zwischen den zwei Bergen siehst du einen Rasen, ganz hoffnungsgrün. Dorthin begib dich, und ruhe im Namen des Herrn Jesu, des Gesalbten von Ewigkeit!«
16] Bei dem Namen 'Jesus' springt der Satan wie ein Blitz von dannen und nimmt unter einem starken Geheul den angezeigten Platz ein. Alle die Gesandten aber kehren nun wieder heim.
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