Jakob Lorber: "Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits"

100. Kapitel: Jesu Rüge und Verhaltenswinke an Bischof Martin.

   01] Rede Ich: »Habe Ich dir nicht Borem zum Muster gestellt? Warum mußt du denn in einem fort plaudern und reden für nichts und wieder nichts! Jetzt, da du dich in eine Klemme hineingeredet hast, möchtest du dich wieder mit Ehren aus derselben ziehen. Aber siehe, es wird sich die Sache nicht so leicht machen als du glaubst!
   02] Die Chinesin ist nun durch Mein notwendiges Wunderwerk und durch deine Reden überaus erregt. Ihr Herz wittert Meine Nähe und ihr Geist wird wacher und wacher. Du hast ihr noch dazu durch das Definieren, wie du Lamas Winke selbst von der leisesten Art sogleich verstehst, Kopf wie Herz in einen noch heftigeren Brand versetzt. Was wunder, daß sie dich nun auf Mord und Brand angeht? Aber selbst schaffen, selbst dulden!
   03] Ich habe dir schon einmal bemerkt, daß uns diese Chinesen noch manches werden zu schaffen machen, aber da sahst du die Sache nicht ein. Da du nun aber durch deine Wichtigtuerei die kritische Sache vor der Zeit herbeigeführt hast, so fechte nun als ein Mann. Und siehe zu, die Sache mit der Chanchah wieder ins Gleichgewicht zn bringen, während Ich diese übrigen hundert Chinesen bearbeite; sind diese in der Ordnung, dann werde Ich schon auch mit Chanchah wieder rechte Ordnung machen! - Gehe nun und tue also!«
   04] Martin kratzt sich nun hinter den Ohren und sagt nach einer Weile: »O Du mein H- -, oha, hätte mich bald wieder verschnappt! O Du mein Bruder, wenn es Dir nichts macht und ich tun darf nach meinem Gutdünken - freilich unter Deinem geheimen Einflusse -, da werde ich mit dieser Chinesin wohl bald und leicht fertig werden!«
   05] Sage Ich: »Tue, was und wie du willst; aber diese Chinesin mußt du Mir auf jeden Fall wieder in die Ordnung bringen!«
   06] Spricht Bischof Martin: »Ja, wenn so, Du mein H- - Bruder, wollt ich sagen -, da werde ich die Sache mit der Chanchah schon ausfechten. Ich bin nur froh, daß ich nun ein bißchen mehr Mut bekommen habe, ohne den es mir wohl recht schlecht hätte ergehen können!«
   07] Spricht Borem: »Bruder, sieh nur zu, daß dir am Ende der Mut nicht zu kurz wird! Ich schmecke schon im voraus den Braten und wünsche nur, daß du nicht den kürzeren ziehst! Mit den Chinesen, in denen ein stoischer Geist herrscht, ist der Umgang sehr kitzlig; denn wo du eins sagst, da haben sie hundert dawider! Verstehst du das?
   08] Diese Chanchah ist zwar ein selten reines Wesen voll echt morgenländisch feuersprühender, Ambra-Äther duftender Anmut. Aber eine Chinesin ist sie im vollsten Sinne des Wortes dennoch bei alledem. Sei daher außerordentlich vorsichtig mit jedem Worte, sonst wird sie dir zur unerträglichen Laus in deinem Rocke, und du wirst zu tun haben, sie auf eine gute Art loszuwerden!«
   09] Spricht Bischof Martin: »Ja, was soll ich aber tun? Etwas muß doch geschehen? Aber was, das ist freilich eine ganz andere Sache! Ich will es doch versuchen und sehen, ob ich sie nicht nach der Anforderung (leise) des Herrn in die Ordnung bringen kann!«


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