Jakob Lorber: "Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits"
90. Kapitel: Jesus als Herr, als Vater und als Bruder. Gleichnis vom Fürsten und den Ministern. Ehrfurcht und Liebe.
01] Rede Ich: »Stehe auf, lieber Bruder, und denke nicht an Meine Herrlichkeit beständig, sondern nur daran, daß du nun in der Liebe völlig Mein Bruder bist, so wirst du Meine Nähe leicht ertragen! Ich bin ein Herr nur denen, die da sind abtrünnig Meinen Worten und sich dennoch in aller Weisheit groß dünken. Denen aber, die ihr Herz mit aller Liebe erfülit haben, bin Ich kein Herr, sondern ein allmächtiger Bruder nur und gebe ihnen als ein wahrster Vater alles, was Ich habe! Darum also, liebster Bruder, erhebe dich und habe fürder keine solch unbegrenzte Heiligscheu vor Mir!
02] Siehe, so auf der Welt ein mächtiger Fürst zu seinen weisen Ministern tritt, da fallen diese vor lauter Achtung ihm zu den Füßen. Und es ist recht, daß sie also tun ihrem Fürsten; denn solange sie seine Diener sind, ist er auch ihr Herr! Wenn aber solche Diener ihren Fürsten lieben über die Maßen und zu ihm sagen: "Herr, du bist ein überguter Fürst! Nicht nur unsere höchste Achtung verdienst du im Vollmaße, sondern alle unsere Liebe! Darum nimm fürder unsere getreuesten Dienste ohne allen Entgelt an! Wir aber wollen, weil wir dich nun mehr lieben denn unser Leben, dir auch dienen mit jeder Fiber unseres Lebens! Und so du von uns hundert Leben verlangen möchtest, wollen wir sie dir geben, darum du nun ein wahrer Fürst unserer Herzen geworden bist!" - was meinst du, Bruder, wird wohl der Fürst solchen Dienern tun?
03] Siehe, solche wahre Liebe wird ihn ergreifen in seines Lebens innersten Kammern und er wird zu ihnen sagen: "O meine liebsten Freunde, da ihr mir nicht nur in euerem Kopfe, sondern auch in euerem Herzen einen so herrlichen Thron errichtet habt, herrsche ich nun nicht mehr durch meine Gewalt und Macht über euch, sondern durch eure so große Liebe zu mir in euch! Ihr alle tragt mich nun in euren Herzen, die nun geheiligt sind durch die Gegenwart meiner Hoheit in ihnen. Ihr alle tragt also nun den in euch, den ich selbst in mir trage. Aus dem Grunde aber seid ihr alle nun auch das, was ich selbst bin, also meine innigsten Brüder. Darum aber sollet ihr mit mir auch alles haben, was ich selbst habe!"
04] Siehe nun, gleichwie so ein weiser Fürst zu seinen Dienern spräche und sie adeln möchte, da sie ihn so sehr in ihre Herzen aufgenommen hätten, so rede und spreche auch Ich zu allen jenen, die Mich gleich dir in ihre Herzen aufgenommen haben! Denen also, die Mich über alles lieben und Mich völlig in ihren Herzen tragen, die darum durch und durch geheiligt sind durch Mich Selbst in ihnen, bin Ich kein Herr mehr, so wenig als Ich Mir Selbst ein Herr bin, sondern ein innigster Bruder ewig! Und was Ich habe, das auch haben sie, weil sie Mich Selbst in sich haben durch ihre große Liebe!
05] Erkennst du, lieber Bruder, nun, was das heißt, so Ich dich 'Bruder' nenne, wie Ich einst auch Meine zwölf Apostel Brüder genannt habe? Begreifst du das nun, da richte dich auf und führe mit Mir diese Armen in dein Haus! Aber nur verrate Mich in deinem Hause deinen Gästen nicht zu vorschnell! Diese hundert hier wissen ohnehin noch lange nicht, daß Ich der Herr bin. Denn es sind Chinesen, die auf der Welt auf dem Punkte standen, Mein Zeugnis - freilich wohl sehr entstellt - anzunehmen, weshalb sie auch alle hingerichtet wurden samt dem Missionar. Was sie auf der Welt sonach nicht erreichen konnten, soll ihnen hier im Vollmaße zuteil werden. Nun weißt du alles; daher erhebe dich schnell, und handle mit Mir - denn von nun an wird Mein und dein Haus in ein Haus vereint werden!«
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