Gehorsam gegen staatliche und kirchliche Gesetze; Gehorsamsgrenzen. Jesu Richtlinien für Laien und Klerus
Zurück zur Themaübersicht Nachfolge Christi


Gehorsam gegen staatliche und kirchliche Gesetze; Gehorsamsgrenzen

Thematische Textauszüge aus den Offenbarungen Jesu an Jakob Lorber (1800-64)

aus: 'Nachfolger und Stellvertreter Christi - Diener zweier Herren?' Bd. 2,
1. Aufl. 1990, Disk-plus-Buch-Verlag



Gehorsam gegen Gesetze; Gehorsamsgrenzen


Bedeutung der Erziehung zum Gehorsam gegen göttliche Gebote

Bedeutung der Erziehung zu Wahrheit, Selbstdisziplin und Gehorsam gegen göttliche Gebote

Ev08.012,13] »Wenn ein Hausvater und Hausherr die rechte und gute Ordnung in seinem Hause erhalten will, so muß er mit seinem Gesinde nicht gemein werden und sich bald fügen in dessen allerartige Schwächen. Denn tut er das, so wird er ein Gefangener seines losen Hausgesindes, und wenn er dann zu einem oder zum andern sagen wird: "Tue dies!" oder "Tue jenes!", - werden ihm da seine über ihn mächtig gewordenen Diener wohl noch gehorchen? O nein, sie werden ihn nur verhöhnen und verlachen!
Ev08.012,14] Also auch wäre es der Fall mit einem Feldherrn, so er sich unterordnete seinen Kriegern, die ihre Kraft und ihren Mut nur dem Feldherrn verdanken. Es käme der Feind, und er geböte dann den Kriegern, den mächtig drohenden Feind anzugreifen und zu besiegen, würden die Krieger dem schwach gewordenen Feldherrn wohl gehorchen? O nein, sie würden sich sträuben und sagen: "Wie magst du, Schwacher, uns gebieten? Hast du nicht den Mut und den Willen je gehabt, uns ernstlich den Gebrauch der Waffen einüben zu lassen und tändeltest nur mit uns wie ein Spielgefährte, wie kannst du uns nun gegen den Feind führen? Du warst nie unser Meister, sondern wir die deinen! Wie wirst du es nun auf einmal anstellen, uns alten Meistern über dich ein Meister zu werden?"
Ev08.012,15] Sehet, so auch ergeht es einem jeden Menschen, der nicht schon von der frühesten Zeit an von seinen Eltern und Lehrern streng angehalten wird, sich in allen möglichen fleischlichen Leidenschaften selbst zu verleugnen, damit diese nicht die Herren und Meister über seine Seele werden! Denn sind sie einmal der Seele über den Kopf gewachsen, so hat diese dann einen schweren Stand, über alle die Begehrungen und Reizungen ihres Fleisches zu gebieten, weil sie eben in ihrem Fleische schwach und nachgiebig und hinfällig geworden ist.
Ev08.012,16] Wird aber eine Seele schon von Jugend an nach der Wahrheit des klaren Verstandes vernünftig also geleitet und geübt, daß sie stets mehr Herr ihres Fleisches wird und demselben ja nicht mehr gewährt, als was ihm von der Natur aus nach Meiner Ordnung gebührt, so wird solch einer Seele auch von selbst verständlich alle Welt mit ihren Schätzen und ihren andern Lustreizen gleichgültig, und die also nun rein im Geiste starke Seele ist dadurch denn auch nicht nur Herr über ihres Leibes Leidenschaften, sondern auch ein Herr über die gesamte Natur der Welt und somit auch ein Herr über die gesamte Hölle und ihren Fürsten der Lüge und der Finsternis.«

Folgen der Erziehung zu Gehorsam, Demut, Sanftmut und Selbstverleugnung

Ev08.196,01] »Es gibt kein Volk auf der ganzen Erde, dem sich Gott nicht zur rechten Zeit geoffenbart hätte; aber dann hätten nach dem Willen Gottes die Eltern ihre Kinder fortwährend also erziehen sollen, daß diese unverwandt im lebendigen Glauben an den einen, wahren Gott geblieben wären und dadurch auch im Handeln nach dem erkannten Willen Gottes. Aber da nur zu bald den Menschen die rechte Demut und die Selbstverleugnung aus der Liebe zu Gott, wie Ich das schon gesagt habe, zu unbequem ward, so ließen sie davon ab und gingen in die Welt- und Selbstliebe über, was ihre Seelen derart verfinsterte und mit der toten Materie vereinte, daß sie alles Reingeistigen bar wurden; und es haben dann die falschen Propheten ein leichtes Spiel gehabt, die ohnehin schon sehr verfinsterten Menschen noch finsterer zu machen, als sie durch ihre Trägheit schon von der Geburt an waren.
Ev08.196,02] Denn ein jeder Mensch ist infolge dessen, daß er einen völlig freien Willen hat und sich selbst zu bestimmen und geistig auszubilden hat, in die Trägheit von Gott aus gelegt, aber also, daß er dieselbe mit seinem Willen besiegen kann, was ihn anfangs freilich wohl recht viele Mühe und ebenso viele Selbstverleugnung kostet.
Ev08.196,03] Wird der Mensch schon von seiner Kindheit an zur rechten Tätigkeit angehalten und erzogen im Gehorsam, in der Demut, Sanftmut und in der rechten Selbstverleugnung, so wird er in der reinen und wahren Erkenntnis Gottes und in der Liebe zu Ihm bald stark und mächtig werden, und Gott wird Sich ihm dann unbeschadet seiner Willensfreiheit, von neuem offenbaren können, und es wird dann heller und lebendiger in der Seele; aber da die Menschen die ihnen angeborene Trägheit nicht bekämpfen und besiegen lernen, weil dazu schon die Eltern zu lässig sind, so ersticken die Menschen schon lange eher in der ihnen notwendig angeborenen Trägheit, bevor sie nur einen Versuch gemacht haben, dieselbe in sich zu bekämpfen und zu besiegen.«

Wer Gott und eigene Bestimmung kennt, gehorcht leichter

Him1.288,06] » Ein Volk, das Gott und seine Bestimmung erkennt, ist auch ein Volk voll Gehorsams und guten Willens; und Tausende (eines solchen Volkes) können mit einem Federflaume leichter regiert werden als zehn finstere Dümmlinge, die von Mir keine andere Vorstellung haben als jene eines 'vielleicht' existierenden Tyrannen oder eines Wesens, das gleich einem Vampir seinem Gläubigen zuvor den letzten Blutstropfen aussaugt, bis es ihn, auf einer lichten Wolke ewig kniend und anbetend, endlich mit dem ewigen Leben beseligt.«

Willensfreiheit - Gehorsam - Glaubensfreiheit

Grund der Selbstbeschränkung göttlicher Macht zugunsten menschlicher Willensfreiheit; Warum man göttlichen Gesetzen freiwillig gehorchen soll

Ev07.050,07] »Ja«, denket ihr und saget es in euch, »ja, wie sollte denn so etwas möglich sein (Zulassung der vorhergesagten Ermordung Jesu durch Juden)? Gott muß ja alles machen können, was Er nur immer will!« Ja, das kann Gott fürwahr. Aber bei der vollendetsten Freiheit des menschlichen Willens kann und darf Gott nie und nimmer tun, was Er will; denn würde Gott da nur im geringsten dem menschlichen Willen in die Quere treten, so würde der Mensch eine Kinderpuppe, an der Schnur des fixen göttlichen Willens geführt, und könnte dabei ewig nie zu einer Lebensselbständigkeit gelangen. Kann er aber zu dieser aus sich nicht gelangen, so ist es mit dem ewigen Leben seiner Seele notwendigerweise auch für ewig gar.
Ev07.050,08] Der Mensch muß also seine vollkommenste Willensfreiheit haben, die nur durch äußere Gesetze und durch den selbstischen (freiwilligen) Gehorsam zu seinem wahren Vorteile gelangen kann, und dabei darf die göttliche Allmacht wenig oder eigentlich schon gar nichts zu tun haben und muß darum dem Menschen des selbständigen Lebens wegen alles zulassen, wonach es ihn gelüstet...«

Wie Glaubensgehorsam sich entwickeln soll

Ev06.007,04] Als sogestaltig alles zur Ruhe und zur Ordnung gebracht war, da sagte Ich: »Vor allem gebiete Ich euch hier, daß ihr das, was ihr nun hören und sehen werdet, strenge für immerdar bei euch behaltet, auf daß da niemand dadurch mit einem Willens- und Gewissenszwang genötigt werden soll, an Mich und Meine Sendung zu glauben, denn allein durch die dafür bestimmte neue Lehre und durch die durch Meine Weisheit dazu gewählten Zeichen.
Ev06.007,05] Jeder innere, moralische Zwang ist schon an und für sich ein Gericht; denn was ein Mensch nicht annimmt und tut mit seinem freiesten Willen und aus seiner völlig selbstischen (eigenständigen) Erkenntnis und Überzeugung, das gereicht ihm nicht zum Leben, sondern nur zum Gerichte. Soll der Mensch ganz gut und voll des wahren, geistigen Lebens werden, so darf er dazu durch gar kein anderes Zwangsmittel genötigt werden als allein durch seinen eigenen, ganz freien und festen Willen.
Ev06.007,06] Weder Gesetz noch Lohn oder Strafe dürfen ihn irgend dazu bestimmen, sondern allein sein freier Glaube, seine innere Überzeugung, sein reines Erkennen, dann seines Außenmenschen Gehorsam und sein freier Wille, der aus der reinen Liebe zu Gott und zu allem Guten und Wahren hervorgehen muß.
Ev06.007,07] Ich sage es euch als eine allerlichteste Wahrheit darstellend: Ebenso leicht und eigentlich noch leichter hätte Ich in Menschengestalt, und zwar in der riesenhaftesten Größe, begleitet von zahllosen Engelscharen und unter Feuer, Blitz und Donner und Sturm, zur Erde Mich herablassen und mit Berge zertrümmernder Donnerstimme euch verkünden können das neue Wort der Gnade. Da wäre sicher keiner unter euch gewesen, der in sich nur den allergeringsten Zweifel hätte können emporkommen lassen. Denn der höchste Schreck und die höchste Angst hätten ihn augenblicklich derart geknebelt, daß er dabei nicht einmal eines allerbeschränktesten Gedankens fähig gewesen wäre. Würde aber jemandem das zu seiner innern, wahren Freiwerdung etwas genützt haben? Oh, mitnichten! Das wäre ein Gericht für jedes Menschen Seele gewesen und eine Gefangennehmung aller Gemüter, derart, daß sie ordentlich zu den härtesten Steinen geworden wären!
Ev06.007,08] Sehet, darum bin Ich in dieser Niedrigkeit ganz unvermerkt in diese Welt gekommen, wie Ich Mich auch durch den Mund der Propheten also angekündigt habe, auf daß keines Menschen Herz gefangen würde und sie allein durch die segensreiche Macht der Wahrheit Meiner Worte und Lehren Mich liebend erkennen und dann ganz frei ihren Lebenswandel einrichten!
Ev06.007,09] Meine Zeichen sollen nur zur Bekräftigung dessen dienen, daß Ich wirklich Der bin, als der Ich Mich den Menschen darstelle. Darum verwarne Ich euch noch einmal, von dem, was ihr in dieser Nacht alles hören und sehen werdet, ja niemandem etwas zu sagen, damit in seinem Gemüte ja keines Menschen Herz gefangen werde! Ihr selbst aber sollet euch davon auch nicht gefangennehmen lassen in euren Herzen, sondern euch allein leiten lassen durch Mein Wort und dessen Wahrheit.
Ev06.007,10] Denn so ihr frei aus euch heraus allen Meinen Zeichen widersprechet und euch frei füget nach der Wahrheit Meiner Worte, so habet ihr dennoch das ewige Leben in euch und dessen vollste Freiheit; lasset ihr euch aber nur von den Zeichen bestimmen und achtet auf die Wahrheit Meiner Worte nicht, so seid ihr gefangen, stehet im Gerichte, seid nichts als pure Maschinenmenschen ohne inneres, wahres Geistesleben und somit tot, so wie ein Stein tot ist.
Ev06.007,11] Damit ihr euch auch nun danach benehmen könnet in eurem Gemüte, habe Ich als der alleinige Herr und Meister alles Lebens und Seins euch allen solches zum voraus gesagt. Richtet euch danach, so werdet ihr leben!«

Sinn und Nutzen des freiwilligen Gehorsams gegenüber göttlichen Geboten

Ev10.199,06] (Oberstadtrichter zu Raphael:) »Vermagst du auch alles - das versteht sich von selbst, mit der Zulassung des Herrn! -, was der Herr Selbst vermag?«
Ev10.199,07] Sagte Raphael: »Mein lieber Freund und Bruder, das war wohl noch eine sehr menschliche Frage aus deinem Munde! Wir alle, Engel des Himmels, vermögen aus uns ebensowenig wie ihr Menschen auf Erden etwas zu bewirken; aber ich habe dir ja schon gesagt, daß wir gewisserart die Finger an Seiner Hand sind und die Auswirker Seines Willens, und wir sind eben dadurch als durch nichts beschränkte freie Wesen selbst Ausflüsse der göttlichen Kraft und vermögen daher denn auch alles zu bewerkstelligen, was diese Kraft uns offenbart und in uns will, und es ist dann das, was wir bewerkstelligen, nicht unser, sondern allein nur des Herrn Werk.
Ev10.199,08] Wir sind zwar vollkommen selbständig und in allem ebenso vollkommen frei; da aber die größte Vollständigkeit einzig und allein nur in der Weisheit und im Willen des Herrn besteht, so versteht sich das schon von selbst, daß sowohl der Mensch als auch ganz besonders ein Engelsgeist, der im Grunde auch nur ein Mensch ist, sich eben dadurch in der stets größeren Selbständigkeit und Freiheit befindet, je mehr er sich von der Weisheit und von dem Willen des Herrn zu eigen gemacht hat. Ich kann dir damit sogar mit einem irdischen Beispiele dienen, - und so siehe:
Ev10.199,09] Du bist hier ein hoch angesehener Oberstadtrichter und hast nicht nur über diese eine Stadt, sondern über noch vierzehn Städte deine dir vom Kaiser verliehene Gewalt, sogar über Leben und Tod der Menschen, ganz frei und ohne alle Verantwortung auszuüben; ja, wie bist du denn zu dieser bedeutenden irdischen Gewalt gekommen?
Ev10.199,10] Siehe, ich werde es dir erklären! Du hast durch deine Rechtsstudien bei den strengen Prüfungen in Rom vollends an den Tag gelegt, daß du dir des Kaisers Willen, den du durch die Gesetze genau hast kennengelernt, derart zu eigen gemacht hast, daß du deinen eigenen Willen dem Willen des Kaisers vollkommen untergeordnet hast, wodurch du denn auch ein ganz neuer Mensch geworden bist, der du zu Anfang deiner Studien nicht warst. Und weil du dir hernach des Kaisers Gesetz, und also auch seinen Willen, lebendig eingeprägt hast, daß dein alter, scheinbar freier Wille durch den neuen Kaiserwillen in dir völlig in unauflösbare Fesseln und Ketten gelegt wurde, so hast du dabei nicht nur nichts verloren, sondern nur außerordentlich vieles gewonnen; denn mit deinem eigenen, alten Willen wärest du für immerhin ein Sklave des kaiserlichen Willens geblieben. Da du aber des Kaisers Willen zu dem deinigen gemacht hast, so bist du dadurch selbst vollkommen frei geworden und kannst nun tun, was du willst, und du unterliegst keiner Verantwortung; und sollte sich jemand deinem Willen nicht fügen wollen, so hast du vom Kaiser aus das jus gladii (Schwertrecht, Recht über Leben und Tod) in deiner Hand und kannst die Widerspenstigen zum Gehorsam treiben durch des Kaisers Macht und Gewalt.
Ev10.199,11] Und siehe, je mehr du dich bestreben wirst, des Kaisers Willen auf das all-ergenaueste zu erfüllen - wovon der Kaiser in kurzer Zeit in Kenntnis gesetzt werden kann -, ein desto höheres und im Wirkungskreise viel ausgedehnteres Amt wird dir vom Kaiser verliehen werden, in welchem Amte du noch um vieles freier wirst handeln können als jetzt; und so kannst du dich noch gleichfort höher und höher derart hinaufschwingen, daß du am Ende selbst an den Hof des Kaisers gezogen wirst und von dort aus gebietest und handelst also, als wärest du schon nahezu der Kaiser selbst. Frage dich aber nun selbst, wie du zu einer solchen Machthöhe gelangt bist, - und die Antwort wird in dir selbst unmöglich eine andere sein als die also lautende: "Ich habe meinen alten Menschenwillen derart gänzlich verleugnet, daß von ihm nichts übriggeblieben ist als das einzige, daß ich eben durch den alten Willen mich auf das fleißigste bestrebt habe, mir des Kaisers Willen vollkommen zu eigen zu machen."
Ev10.199,12] Und siehe nun, geradeso geht es uns vollkommensten Engelsgeistern! Wir haben auch unseren eigenen, allerfreiesten Willen; aber der ist dessenungeachtet unendlich beschränkter als der allerfreieste Wille des Herrn Selbst.
Ev10.199,13] Und je mehr wir uns dann des Herrn Willen also vollkommen aneignen, als wäre er unser eigenster Wille selbst, desto mehr freie Macht, Kraft und Gewalt wird uns dadurch vollkommen zu eigen, und wir können denn auch alles das bewirken und hervorbringen, was der Herr Selbst bewirkt und hervorbringen kann.
Ev10.199,14] Aber du wirst es nun auch selbst einsehen, daß nicht wir es sind, die das vermögen, sondern nur der Herr in uns und durch uns.
Ev10.199,15] So jemand in deinem Bezirk jemanden beraubt und ermordet hat und wird dann gefangen und vor dich gebracht, so wirst du ihn richten und auch töten lassen, und du hast dabei recht gehandelt, weil du nach dem Willen des Kaisers gehandelt hast, und bist dabei so gut wie der Kaiser selbst Ex Lege (außerhalb des Gesetzes, an kein Gesetz gebunden); der Räuber und Mörder aber hat nach seinem eigenen Willen gehandelt und ist dadurch zugrunde gegangen.
Ev10.199,16] Verstehst du nun, wie auch wir Engelsgeister die Macht und Gewalt besitzen, alles das frei und ohne alle Verantwortung zu tun, was der Herr Selbst tut?«

Folgen des Ungehorsams gegen göttliche Gebote

Laster und Gericht als Folgen von Gebotsübertretungen

Ev07.053,01] (Nikodemus:) »Herr und Meister, warum aber muß erst dann ein solch böses Gericht über ein Volk kommen, so es sein gewisses Maß mit Sünden aller Art und Gattung vollgemacht hat? Und was ist das für ein Maß, und worin besteht es?«
Ev07.053,02] Sagte Ich: »Das ist aber doch etwas sonderbar, daß du als ein Ältester des Tempels und der ganzen Stadt das nicht verstehst, und hast doch die weisen Sprüche Salomos oft und oft für dich und für die andern gelesen! Wenn ein Kind im Mutterleibe einmal vollreif geworden ist, so hat es sein Maß als Fötus voll, und es wird in die Außenwelt geboren. Eine Frucht am Baume hat ihr Maß erreicht, so sie vollreif wird, worauf sie dann vom Baume fällt. Ein Mensch, der des Gesetzes wohl kundig ist, dasselbe vollständig hält und es aus Liebe zu Gott und seinem Nächsten nicht mehr übertritt, hat dadurch das lichtvolle Maß der eigenen Lebensvollendung vollgemacht und ist dadurch schon diesseits ein Bürger der Himmel geworden, da er den geistigen Tod in sich vollkommen besiegt hat und voll des ewigen Lebens aus Gott geworden ist.
Ev07.053,03] Aber ein Mensch, der sich fürs erste schon nie eine rechte Mühe gibt, die Lebensgesetze Gottes näher und heller kennenzulernen - da ihn die Lustbarkeiten der Welt zu sehr abziehen -, und der sich von einem Sinnentaumel in den andern stürzt, der fängt an, Gott zu vergessen, und sein Glaube an Ihn schwindet dadurch mehr und mehr. Sowie er aber des Glaubens an einen Gott bar wird, so werden ihm auch seine Eltern lästig. Er gehorcht ihnen nicht nur nicht mehr, sondern ärgert sie nur durch allen möglichen Ungehorsam, schlägt sie am Ende wohl gar, bestiehlt sie und verläßt sie. Wie er aber seine Eltern nicht achtet, so achtet er seine Nebenmenschen noch weniger. Er treibt Hurerei aller Art und Gattung, wird ein Dieb, ein Räuber und ein Mörder, um sich Mittel zu verschaffen, seinen Sinnen und argen Leidenschaften mehr frönen zu können. Und so hat sich dieser Mensch endlich aller Lebensgesetze ledig gemacht und handelt dann nach den Gesetzen seiner argen und bösen Natur und versündigt sich sogestaltig vollkommen am ganzen Gesetze. Dadurch aber hat er auch das Maß des Bösen erfüllt, ist ein Teufel geworden und hat dadurch denn auch in sich und aus sich das Gericht über sich selbst zum Losbruche gebracht und muß es sich in seiner großen Qual und Pein nun selbst zuschreiben, daß daran niemand als nur er selbst schuld war.
Ev07.053,04] Daß aber auf ein Sündenvollmaß ganz sicher das Gericht - was der eigentliche geistige Tod ist - folgt, das ist von Gott aus schon von Ewigkeit her also verordnet und unabänderlich für alle zukünftige Ewigkeit festgestellt; denn wäre das nicht also, so gäbe es kein Feuer, kein Wasser, keine Erde, keine Sonne und keinen Mond und auch kein Geschöpf auf ihnen.
Ev07.053,05] Das Feuer ist wohl ein böses Element, und so es dich ergriffe, da würde dir das den Tod geben. Soll aber darum kein Feuer sein, weil es auf die Menschen leicht eine tödliche Wirkung ausübt? Siehe, die Erde hat eine gewisse Anziehung, derzufolge jeder Körper schwer wird und unablässig nach ihrem Mittelpunkte strebt! Vermöge dieser Eigenschaft der Erde aber kannst du von einer Höhe herabfallen und dich töten. Ja, soll die Erde diese Eigenschaft nicht besitzen, weil sie dem Menschen den Tod geben kann? Oh, da sähe es bald gar übel mit der Erde aus; denn sie ginge auseinander und löste sich noch völliger auf als ein Stück Eis an der Sonne, und mit allen Geschöpfen auf ihr hätte es ein Ende! Denn wo wohl sollten sie bestehen, so sie keine feste Unterlage hätten? Und siehe, diese notwendige Eigenschaft der Erde und aller ihrer Materie ist auch ein Gericht von Gott aus für alle Materie, ohne das es keine Materie gäbe!
Ev07.053,06] Und so ist alles ein Gericht, von Gott verordnet, was du in dieser Welt nur immer ansehen magst, und wer sich vom Geistigen und somit auch von Gott abwendet und sich in seiner Seele zur Materie der Welt kehrt, der kann doch unmöglich anderswohin als ins alte Gericht und seinen Tod gelangen; denn die Freiheit und die vollste Gerichtslosigkeit ist nur im reinen Geiste aus Gott, den jeder überkommen kann und wird, der nach Meiner Lehre lebt und glaubt, daß Ich in diese Welt von Gott aus als Selbst Gott gekommen bin, um allen Menschen das wahre Lebenslicht und das ewige Leben zu geben. Denn Ich Selbst bin die Wahrheit, das Licht, der Weg und das Leben, (vgl. Joh.14,06) Verstehest du das nun?«

Verlust innerer Freiheit als Sündenfolge

Ev06.199,04] Darauf sagte Ich zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich sage Ich euch: Wer da Sünde tut, der ist auch der Sünde Knecht (vgl. Joh.08,34), wie Ich dessen schon zuvor erwähnt habe! Der Knecht ist aber kein Freier, da er stets den Gelüsten und Leidenschaften seines Fleisches gehorchen muß.«

Selbstverschuldete Not und Qualen; Dauer des Höllenzustandes

Ev10.111,05] »Wenn nun die Menschen auf dieser Erde sich solche Meine Ordnung nicht wollen gefallen lassen und nach ihrem Verstand und freien Willen sich eine andere und vermeintlich bessere und vernünftigere Ordnung schaffen wollen - was gar überhäufig hier- und jenseits der Fall ist -, so müssen sie es sich selbst zuschreiben, wenn sie dadurch in einen statt bessern, nur immer schlimmeren Lebens- und Seinszustand gelangen und sich am Ende so weit verrennen und verarbeiten, daß ihnen nur auf - leider - keine andere Weise mehr beizukommen ist als durch die Empfindung aller erdenklichen Qualzustände, die sie sich selbst bereitet haben; und derartige Empfindungen dauern dann so lange fort, bis eine Seele in sich zu gehen anfängt und stets mehr und mehr einsieht, daß sie durch das Sichsträuben gegen Meine Ordnung sich ihren Zustand ewig nie verbessern, sondern nur verschlimmern muß.
Ev10.111,06] Siehe, du Mein Freund Pellagius, ein solch freiwillig fortgesetztes Streben wider Meine Ordnung ist denn auch die eigentliche Hölle mit all ihrem Finstern, Bösen, Argen und sicher unbeschreibbar Qualvollen!«

Wert des Gehorsams gegenüber Gott

Zusammenhang zwischen Gehorsam und Heil

Ev02.206,02] (Josoe:) »Wohl weiß ich es, daß man Dir, o Herr, sozusagen blindlings gehorchen soll, so Du von jemandem etwas willst; aber hier muß ich mich, und zwar infolge der rechten Demut meines Herzens, als ungehorsam erweisen! Denn gar leicht könnte Dein Verlangen (Aufforderung durch Jesus, über die geistige Führung der Völker zu sprechen), o Herr, für mich auch eine Art Prüfung sein, ob ich mich von meinem angeborenen, mich selbst oft überschätzenden Selbstgefühle werde so weit hinreißen lassen und gleich mit meiner noch obendrauf sehr schlecht bestellten Nachtlampe herausfahren werde, um die Sonne damit etwa doch noch heller zu machen, als sie ist! Aber da sagt mir glücklicherweise mein ruhiges Herz: "Eitler Knabe, nimm dich in acht, der Herr prüft dich! Siehe, daß du in der Gnade bestehst vor Ihm!" Vernehme ich aber so etwas, oh, da kenne ich mich dann aber auch sogleich aus und bleibe auf meinem bescheidenen Platze! - Habe ich recht oder nicht, mich also durchgängig zu verhalten?«
Ev02.206,03] Sage Ich: »Mein lieber Josoe, recht und dennoch nicht ganz recht; denn, wenn Ich von dir etwas verlange, so weiß Ich es sicher warum! Und willst du dein Heil vollends in allem gefordert wissen, so mußt du Mir Folge leisten in allen Dingen, sei es, was es wolle. Und verlangete Ich selbst deines Leibes Leben, so müßtest du es lassen mit Freuden; denn Ich werde niemandes Leibesleben verlangen zum Unheile dessen, der es für Mich lassen würde!«

Vorbildlicher Gehorsam Jesu und seiner Eltern gegen Gott

Ev06.078,15] (Wirt zu Pharisäeroberstem:) » Wir alle kennen den wunderbaren Menschen beinahe von seiner Geburt an und kennen seine Eltern, die da Menschen waren, die allzeit streng nach den Gesetzen lebten und handelten und somit wahre Muster des Gehorsams gegen Gott und gegen alle Seine Anstalten waren. Wenn sie aber das waren, wie sollte dann dieser eine, und zwar nach dem Zeugnisse Josephs, des frommen Zimmermanns, frömmste, wohlerzogenste und gehorsamste Sohn mit dem Beelzebub in Verbindung stehen und seine wahrhaft göttlichen Wunderwerke mit dessen nichtigster Hilfe verrichten?!
Ev06.078,16] Wer über ihn ein vollgültiges Urteil schöpfen will, muß ihn nach allen seinen Seiten und Verhältnissen zu erkennen sich die Mühe geben; dann erst kann er mit Recht sagen und behaupten: "So und so steht es mit dem Menschen!" Das ist so meine Ansicht. Aber einen Menschen gleich zu verdammen, ohne ihn selbst näher kennengelernt zu haben, finde ich gar keiner richterlichen, und am wenigsten einer priesterlichen Klugheit angemessen. Es wundert mich von dir, gleich den alten, bösen Weibern vom bloßen Hörensagen also zu urteilen über jemanden, den du nie gesehen und nie gesprochen hast. Gehe hin, und rede selbst mit ihm, - dann erst urteile über ihn!«

Gehorsam gegen Gottes Gebote als Weg in wahre Kirche

Him1.224,08] »Siehe, 'Gehorsam' ist der Weg in die wahre, lebendige Kirche, welche ist Mein lebendiges Wort, geschrieben und ausgesprochen von Ewigkeit in jedes Menschen und Engels Herz.«

Gehorsam und dessen Grenzen gegenüber Eltern

Pervertierung des vierten Gebotes; Recht auf Gehorsamsverweigerung (Mt.,03 -06)

Ev03.213,05] »Wie aber viele (Tempelsatzungen), so ist auch das Gesetz der Opferung im Tempel an Stelle des Mosaischen bezüglich der Kinderpflichten gegen ihre Eltern ergangen. Im Anfange hat es ein ganz gutes und gerechtes Aussehen gehabt und bezog sich nur auf jene Kinder allein, deren Eltern - wie es häufig der Fall ist - wahre Auswürfe der Menschheit waren. Diese hatten aber merkwürdigerweise oft gar recht gute und brave Kinder, die gottergeben das Kardinalschlechte (Grundschlechte) ihrer Leibeseltern gar wohl erkannten und einsahen. Die Forderungen, die ihre bösen Eltern an sie stellten, machten ihnen die Haare sich zu Berge sträuben; aber im unverstandenen Gesetze Mosis stand, die Eltern vor allem durch Gehorsam zu ehren!
Ev03.213,06] Aus solchen Gründen fragten dann in einer noch ganz guten Tempelzeit solche unglücklichen Kinder im Tempel an, was sie tun sollten, und sagten: "Es sei allerdings wahr, daß Moses aus Gott geboten habe, den Eltern zu gehorchen und sie also hoch zu achten und zu ehren sein Leben lang, auf daß man lange lebe und es einem wohlergehe auf Erden; aber Moses habe auch geboten, nicht zu töten, nicht zu stehlen, kein Falsch zu reden, nicht Unkeuschheit zu treiben mit den Jungfrauen und noch weniger zu begehren des Nächsten Weib. Solches alles aber geböten ihnen nun ihre argen Eltern! Was sollten sie nun tun, um sich an keinem Gebote Mosis zu versündigen?"
Ev03.213,07] Da sprach der vom Geiste Gottes wohl durchströmte Hohepriester: "Stehet ab von solchen euren Leibeseltern, opfert eine Gabe statt dem schlechten Gehorsam und betet zu Gott, und es wird das besser sein für euch und durch die Gnade von oben auch für eure ungeratenen Eltern!"
Ev03.213,08] Und da geschah es denn, daß solche Kinder ihre argen Alten verließen, brachten dem Tempel für sich und für ihre argen Alten ein Opfer und suchten dann bei guten Menschen Dienste zu bekommen, um da ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen.
Ev03.213,09] Bisher und insoweit war dies Gesetz ganz völlig göttlichen Ursprungs. Aber mit der Zeit haben die argen Wölfe, die in Schafspelzen auf den Stühlen Mosis und Aarons saßen, dies Gesetz verallgemeinert, und da konnten denn auch ungeratene Kinder ganz guter und braver Eltern sich durch Opfer von dem Gehorsam gegen ihre Eltern loskaufen, um dann ganz frei und gewissenlos sündigen zu können!
Ev03.213,10] Es ward dadurch das doppelte Gebot Gottes auch zweifach verdrängt und an dessen Stelle eine rein höllisch-menschliche Satzung gestellt, die natürlich vor Gott, weil gänzlich wider Seine Ordnung, ein Greuel der Greuel sein muß; denn da muß ja doch ein nur ein wenig reiner denkender Mensch auf den ersten Blick einsehen, daß solch eine Satzung nie und nimmer göttlichen, sondern nur rein höllischen und satanischen Ursprunges sein kann! Übrigens wird dies alles nun gar bald sein Ende nehmen, und es wird dann dawider nicht viel mehr zu eifern geben.
Ev03.213,11] Es ist ja sonst doch ganz sicher in aller Ordnung, daß ein Schwacher sich von einem Starken führen läßt! Die Eltern aber sind doch allzeit stärker denn ihre Kinder, und es ist darum ganz in aller Ordnung, daß sich die Kinder von ihren Eltern führen lassen; wenn aber der Schwache merkt, daß ihn der Starke in einen verderblichsten Abgrund stürzen will, so tut der Schwache sehr wohl daran, sich dem Starken zu entwinden und einen sichern Ort sich auszusuchen.«

Wann Geltung des Gehorsamsgebotes gegenüber Eltern endet

Ev03.038,13] Sagt Julius, innerlich ganz heiter, aber äußerlich den strengen Richter spielend: »Ihr schiebet, wie es mir vorkommt, alle Schuld (wegen Verbrecherlaufbahn) nun lediglich aufs vierte Gebot Mosis (2.Mose.20,12 .21); aber ich merke, daß ihr dieses Gebot entweder wirklich oder möglich auch geflissentlich nicht verstehet oder nicht verstehen wollet. Denn es steht im Gesetz nur, daß man seine Eltern ehren, nicht aber, daß man ihnen in allem, wie einem Herrscher, gehorchen solle; denn bin ich als Kind und schon Mann ein vielerfahrener und weiser Mensch geworden, so werde ich doch einsehen, daß eine rechte Liebe zu meinen noch lebenden Eltern die rechte Verehrung ist, die Gott durch Moses geboten hat.
Ev03.038,14] Wenn daher irgend schwache Eltern von ihren Kinder etwas verlangen, wodurch sie samt den Kindern in einen großen Nachteil gelangen können, so ist es Pflicht der Kinder, den Eltern das Schädliche ihres Begehrens mit aller Liebe und Geduld so klar als möglich vorzustellen, und die Eltern werden sicher davon abstehen; beharren sie aber, so ist ein Ungehorsam aus wahrer Liebe zu den Eltern wahrlich keine Sünde, weder vor dem höchst weisen Gott, noch vor allen billig denkenden Menschen.
Ev03.038,] Zudem aber hat ja selbst Moses eine Erklärung bezüglich des Gehorsams der Kinder gegen ihre Eltern dahin beigefügt in seinen theokratischen (gottesherrschaftlichen) Verfassungsschriften, welcher ganz klar gehaltener Erklärung zufolge die Kinder ihren Eltern in allem zu gehorchen haben, was nicht wider das Gesetz geht.«
Laod.003,30] (Paulus:) »Und ihr Kinder seid vollkommen gehorsam euren Eltern in allen Dingen, die nicht wider Christum sind; denn das ist Sein Wille und ist Ihm angenehm.«

Gehorsam und dessen Grenzen gegenüber weltlicher Obrigkeit

Sinn und Grenzen des Gehorsamsgebotes gegen Herrscher

Entwicklung der Herrschsucht aus Eigenliebe und Hochmut

Ev04.104,08] »Worin aber besteht das Unkraut, durch dessen Verwesung das Leben gedüngt werden soll? Welche Namen hat denn hernach der in die belebte Form gelegte gegengesetzliche Reiz? Er heißt Eigenliebe, Selbstsucht, Hochmut und am Ende Herrschsucht. Durch die Eigenliebe geht die belebte Form zwar in sich, aber mit einer Habgier, alles in sich zwar aufzunehmen, aber es dann in sich für immer also zu verschließen und zu verwahren, daß es da nie außer sich jemandem zugute kommen solle, und das aus Furcht, ja selbst nie in irgendeinen Mangel zu geraten! Durch solches In-sich-selbst-Verschließen alles dessen, was es von der alles ernährenden und erhaltenden Gottesordnung stets in sich aufnimmt, muß in dem Wesen eine stets wachsende Verdichtung entstehen und eine gewisse zeitweilige Gediegenheit und Präpotenz (Übermacht, Überlegenheit) und dadurch ein besonderes Wohlgefallen an sich selbst, - und das ist im vollwahren Sinne des Wortes und der Bedeutung nach die Selbstsucht, die ihr Selbst als etwas fühlbar Vollgewichtiges über jedes andere Selbst mit aller Kraft und Gewalt zu erheben bemüht ist durch alle ihr zu Diensten stehenden Mittel, und wären sie schon gleich auch von der allerschlechtesten Art.
Ev04.104,09] Hat die Selbstsucht das, was sie wollte, erreicht, dann erhebt sie sich über alles ihr Ähnliche und blickt gewisserart wonnetrunken auf alles mit einer Verachtung herab; und diese Verachtung gleicht dem Ekel eines überfüllten Magens gegen vor ihm stehende Speisen und ist dann das, was man den Hochmut nennt. Darin ist schon sehr viel Materie und ein ganzes Feld voll des schlechtesten Unkrautes.
Ev04.104,10] Der Hochmut aber ist in sich selbst von der größten Unzufriedenheit, weil er noch immer die Wahrnehmung macht, daß ihm noch immer nicht alles zu Diensten steht, wie er es haben möchte. Er prüft nun alle seine Mittel und sonstigen Kräfte und findet, daß er sich alles dienstfertig machen könnte, so er politischermaßen einen Flotten und Freigebigen spielen würde. Gedacht, geprüft und getan! Da es der Hungernden stets mehr gibt als der Gesättigten, so hat der flott gewordene Hochmut ein ganz leichtes Spiel. Bald sammeln sich alle die hungernden Kleinkräfte um ihn und lassen über sich ganz strenge gebieten, weil nun auch sie von dem Reichtume des Hochmutes etwas zu schnappen bekommen. Sie gehorchen nun schon sklavisch dem Hochmute, vermehren dadurch seine Kraft, und der Hochmut trachtet nun schon gleich, sehr vieles oder lieber alles sich dienstund zinsbar zu machen. Und dies unersättliche Trachten ist dann das, was man im wahrsten Sinne die allerverderblichste Herrschsucht nennt, in der keine Liebe mehr waltet.
Ev04.104,11] In solcher Herrschsucht aber spricht sich dann schon die allerdickste Materie aus; mit ihr ist ein ganz zu Granit verhärteter Planet mit allen möglichen bösen Elementen allerbestens versehen. Daß aber die Herrschsucht und mit ihr die wirkliche Herrscherei der allerdichtesten Materie gleich ist, beweisen die überaus festen Burgen und Festungen, hinter denen sich die Herrscher verschanzen. Mehrere Klafter dick müssen die Mauern sein und bestellt mit starken Kämpfern, auf daß da ja niemand imstande sein soll, je zu durchbrechen die allergröbste Materie und zu schmälern den Herrscher in seiner aller-hochmutsvollsten Ruhe. Wehe dem Schwachen, wenn er es wägete, nur einen Stein zu rütteln an des Herrschers Feste; der wird alsbald zermalmt und vernichtet werden!«

Geistig-pädagogische Regentenaufgaben; Jesu Bewertung selbsternannter Tyrannen

Ev04.104,12] »Ich meine aber hier ja nicht jene Herrscher und Regenten, die hier die Ordnung Gottes zur Verminderung der Herrschsucht jedes einzelnen Menschen gesetzt hat zu Pfeilern und Aufrechthaltern der Demut und Bescheidenheit, der Liebe und der Geduld; denn diese von Gott bestellten Regenten der Völker müssen das sein, was sie sind, und können nicht anders, als wie sie zur Besserung der Völker vom Willen des allmächtigen Gottes getrieben und geleitet werden. Es ist hier nur von der allgemeinen wahren Herrschsucht jedes einzelnen Geistes und Menschen die Rede, und ist gezeigt, was sie an und für sich selbst ist. Ja, es gab wohl Herrscher, die man arge Tyrannen nannte! Diese haben sich aus dem Volke erhoben, rebellierten gegen die von Gott gestellten Herrscher, wie dereinst Absalom gegen seinen eigenen Vater David. Solche Herrscher sind nicht von Gott bestellt, sondern durch sich selbst, und sind darum schlecht und ein wahres Unkraut und entsprechende Formen der allerdicksten Materie.«

Zweck von Staatsgesetzen; Begründung des Gehorsamsgebotes; wie lange strenge Erziehung dauern soll

Ev08.022,05] »Was aber eure äußeren Staatsgesetze betrifft, so sollen sie bestehen fürs Fleisch der Menschen; denn solange der Mensch nicht vollends im Geiste wiedergeboren ist, sind ihm äußere Staatsgesetze notwendig, weil sie ihn in der Demut und Geduld üben, die zur Erreichung der vollen Wiedergeburt höchst notwendig sind, andernteils aber den gar finsteren und bösen Menschen abhalten, seinen Nebenmenschen Böses in zu großem Maße zuzufügen, indem sie mit scharfgezogenen Linien jedem das Seinige zuweisen und den mutwillig dawider Handelnden züchtigen.
Ev08.022,06] Ich sage euch darum auch, daß ihr der weltlichen Macht untenan bleibet, ob sie euch minder gut oder auch gar böse dünkte; denn ihre Gewalt ist ihr von oben verliehen. Wer aber einmal im Geiste wiedergeboren ist, den wird so wenig wie Mich Selbst ein weltliches Gesetz mehr beirren.
Ev08.022,07] Die Kinder aber sollen mit wahrer und ernster Liebe behandelt und erzogen werden. Jede Verzärtelung und Nachgiebigkeit von Seiten der Eltern ist ein großer Seelenschaden für die Kinder, der den Eltern als Schuld gerechnet werden wird.
Ev08.022,08] Weise Eltern werden auch mit weisen Kindern gesegnet werden.
Ev08.022,09] Bei der Erziehung der Kinder aber ist ein Muß so lange nötig, bis das Gute der Gesetze zu einem freiwilligen und freudigen Gehorsam geworden ist. Ist der Fall eingetreten, so hat das Kind des Gesetzes Muß in sich selbst aufgehoben und ist zum freien Menschen geworden.«

Gehorsamsgrenzen gegenüber der Obrigkeit

Ev11.238] » Interpretation des Textes, von dem gestern unter euch die Rede war, demnach man jeder Obrigkeit gehorchen solle, gleich ob sie ganz gut oder böse sei, da sie keine Macht hätte, wenn sie ihr nicht von oben gegeben wäre (vgl. Röm.13,01):
Ev11.238] Dieser Text ist zwar richtig an und für sich; aber ein Beisatz, den Ich gestellt habe bei einer Gelegenheit, so wie im Apostel Paulus, ist hinwegelassen worden. Der Beisatz aber lautet: "Solange der Besitz des Geistes der Wahrheit aus Mir den Obrigkeiten innewaltet." -
Ev11.238] Werdet ihr erkennen, daß dies nicht mehr der Fall ist, dann ist es auch Zeit, solchen von der Höhe aus nicht mehr inspirierten Obrigkeiten auf das empfindlichste den Rücken zu kehren, denn wäre das nicht der Fall, so müßte Ich euch allen Ernstes gesagt haben: Seid allen Teufeln untertänig und gehorsam! Das werdet ihr von Mir doch wohl nicht erwarten, indem Ich doch ausdrücklich gesagt habe, daß ihr alles prüfen und nur das gute und Wahre behalten sollet, (vgl. Thessl.02,04)
Ev11.239] Überhaupt ist bei dem Text, der, wie Ich schon gesagt habe, schlecht übersetzt ist, das zu bemerken, daß es statt gut oder böse - mild oder strenge heißen soll (vgl. Röm.13,01). Und so ihr das nun wisset, so werdet ihr damit doch wohl einsehen, daß Ich nicht gesagt habe, ihr sollet auch den Teufeln gehorchen.
Ev11.239] So ihr dieses recht beachtet, so werdet ihr wohl einsehen, daß ein solch krasser Unsinn niemals aus Meinem Munde gegangen ist und nie gehen wird.« -

Gehorsam und dessen Grenzen gegenüber Vorgesetzten


Ev02.008,09] »Ist aber das Herz des Menschen voll Demut, und fühlt er sich glücklich, der Geringste unter den Menschen zu sein, allen zu dienen, seiner selbst der Liebe zu den Brüdern und Schwestern wegen gar nicht zu achten, dem Vorgesetzten willig zu gehorchen in allen guten, den Brüdern so wie so nützenden Dingen, und liebt er also Gott über alles, dann erwächst im Herzen der himmlische Same zu einem wahren, ewig lebendigen Himmel, und der Mensch, der also schon den gesamten Himmel in der Fülle in seinem Herzen birgt voll des wahren Glaubens, der reinsten Hoffnung und Liebe, der kann nach dem Tode des Leibes denn auch unmöglich irgendwo anders hinkommen als ins Himmelreich Gottes, das er in aller Fülle schon lange im Herzen trug! ...«

Laod.003,32] (Paulus:) »Also sage ich auch euch Knechten und Dienern eurer Herren: Seid ihnen gehorsam in allen Dingen, die nicht wider Christum sind, - aber nicht mit alleinigem Augendienste, um dadurch euren Herren zu gefallen, sondern in wahrer Einfalt eures Herzens und in stetiger Gottesfurcht.«

Toleranz- und Gehorsamsgrenzen gegenüber Kirchensatzungen und widergöttlichen Kleruspraktiken


Mißbrauch des Gehorsamsgebotes durch Priester und Herrscher

Volksverdummung durch Gehorsamsverlangen

Ev05.102,02] (Als Grieche getarnter Essäer Roklus:) »Denn weißt du, bei uns Griechen besteht schon seit sehr lange das Sprichwort über einen Menschen, der so etwas recht Blitzdummes herredet oder verrichtet: "Der ist ja noch dümmer als ein jüdischer Pharisäer!" Ich will damit aber gar nicht sagen, als wären gerade die meisten oder gar alle Pharisäer dumm; aber sehr viele aus ihrer großen Anzahl sind es in jedem Falle. Ich will aber geradewegs noch von der Dummheit nicht soviel reden; aber daß die meisten Pharisäer äußerst böse und unversöhnbar rachsüchtige Menschen sind, das ist eine ausgemachte Wahrheit, die durch eine zahllose Reihe der traurigsten und bittersten Erfahrungen eine nur zu unwiderlegbare Bestätigung findet. Und aus diesem Grunde allein bin ich eigentlich ein abgesagtester Feind dieser Menschen; denn mit ihnen hört jede Gemeinschaft und jeder Handel und Wandel rein auf, - da ist nichts, nichts mehr!
Ev05.102,03] Ah, mit den Samaritern ist gut reden und gut handeln, obschon sie auch nach der Lehre Mosis leben! Auch mit den Sadduzäern ist es nicht völlig aus; aber mit den Erzjuden, wie sich die Pharisäer nennen, ist gar nichts anzufangen! Man wird von ihnen nur dann geachtet, wenn man sich von ihnen allzeit auf das alleraußerordentlichste hat breitschlagen lassen. Gib alles, was du hast, den Pharisäern und stirb dann vor ihren fetten Türen Hungers, so bist du dann ein wahres Gotteskind und von den Pharisäern als ein heiliger und hochgeachteter Mensch benamset! Wehe dem, bei dem sie nur einigen Verstand merken, -der wird schon allzeit mit scheelen Blicken angesehen und wird bei den Eifersüchtigen nimmer zu irgendeinem Ansehen gelangen, außer er brächte ihnen ein großes Opfer und ließe sich dann mit seinem hellen Verstände zu den niedrigsten Zwecken zum Wohle der Pharisäer gebrauchen!
Ev05.102,04] Was gibt aber alles das zusammengenommen dem Forscher nach Licht und Wahrheit für einen Aufschluß über die Erzjuden, die da den Amtstitel 'Pharisäer' führen? Keinen andern als den, welchen ich einmal ganz unbemerkt von zwei miteinander dahin-schlendernden und sehr wohlgenährten Pharisäern mit meinen höchst eigenen Ohren vernommen habe! Ich will sie mit A und B nur des Unterschiedes in der Rede wegen bezeichnen.
Ev05.102,05] A sagte zum B mit einer etwas verschleimt rauhen Stimme: »Höre du, die dumme Fabel von Moses, der nie bestand, ist durchaus nicht übel! Von einer Wahrheit ist darin wohl keine Spur, und Jehova ist ein leerer, dichterischer Gedanke, und alles das in unserer Schrift Gebotene ist ein Werk der Menschen, wie diese ein Werk der Natur sind, die gleichfort schafft und wieder zerstört!
Ev05.102,06] Gott und Götter aber sind nur die Menschen, die Kraft und Energie genug dazu besitzen, sich selbst dazu zu machen. Dazu ist nur der Anfang schwer; ist die Sache einmal nach vielen Jahren recht aus- und durchgebildet, so ist dann alles nur eine Spielerei. Mit einigen Scheinwunder läßt sich die ganze Welt breitschlagen. Man erbaue dann nur recht bald berggroße Tempel und schmücke sie von außen und ganz besonders von innen mit allerlei mystischem Quark und lehre die blinde Menschheit einen irgendwo seienden allmächtigen Gott kennen, dessen Diener und Willensvollstrecker natürlich niemand anders als nur wir Priester sein dürfen!
Ev05.102,07] Man muß, um angesehener zu bestehen, die Menschheit auch mit allerlei schwer oder wohl auch gar nicht möglich zu haltenden Gesetzen, als von Gott, unter der schärfsten Sanktion belasten und die Übertreter stets rücksichtslos strafen! Dadurch wird Gehorsam, Furcht und Schwäche des Volkes erzeugt und erhalten; und hat man einmal das durchgesetzt, dann hat man überall gut Herrgott sein.
Ev05.102,08] Aber man muß dabei dennoch stets die größte Aufmerksamkeit dahin wenden, daß im Volke ja keine weitere Aufklärung zustande komme als bloß insoweit nur, daß der Mensch zur Not nur so viel reden kann, daß er unsere Worte versteht. Nur einen Schritt darüber hinaus, und es werden sich gleich Frager vorfinden, die sich nach allerlei erkundigen werden! Wenn aber die Menschen zu fragen anfangen, so beweist das, daß sie auch schon zu denken angefangen haben; Priester und ein von ihnen moralisch beherrschtes, denkendes Volk taugen aber ewig nie füreinander!
Ev05.102,09] Die Menschen dürfen nicht viel mehr Geist besitzen als ein abgerichteter Ochse oder ein folgsamer Esel; über diese Schranken hinaus, - und der Priester Ansehen gleicht bald einem leck gewordenen Schiffe! Das Volk darf ja nie auch nur eine Ahnung von unserem inneren Wissen bekommen; denn wenn das der Fall ist, so wird es darauf mit unserem eigentlichen Sein bald aus sein!
Ev05.102,10] Daher heißt es besonders in dieser Zeit, in der sich allerlei verdammliche Volkserleuchter einzustellen anfangen, ja vor allem darauf schauen, daß sie von der Erde weggeputzt werden! Obwohl da eine Schwalbe noch lange keinen vollen Sommer bringt, so ist sie aber doch ein Fingerzeig, daß ihr ehest mehrere folgen werden. Allein, die Schwalben können kommen, so viele ihrer wollen, so können sie höchstens den Sperlingen gefährlich werden; aber die Aufklärer werden uns gefährlich, - daher nur gleich nieder mit gar einem jeden!«

Taktiken und Zweck der Volksverdummung

Ev10.150,07] Ich aber sagte zu ihm: »Laß das gut sein, - denn auch unter den Griechen, Römern und Juden geht es in dieser Zeit nicht besser; auch ihnen dienen ihre Götter zu nichts anderem, als durch sie mit Hilfe von allerlei Zaubereien soviel als möglich zu blenden und das Volk nach allen seinen Kräften opferwillig zu machen. Sie haben zwar kein jus gladii (Schwertrecht, Recht über Leben und Tod), und kein jus potioris et fortioris (Recht des Mächtigeren und Stärkeren), aber die gegenwärtigen Beherrscher der Völker sehen es gern, so die Priester das Volk recht blind und abergläubisch machen, damit sie, die Könige nämlich, das Volk leichter zum Gehorsam zwingen können und nicht dazu eine große Anzahl der kostspieligen Krieger benötigen.
Ev10.150,08] Um die eigentliche Wesenheit Gottes kümmert sich ein Völkerbeherrscher äußerst wenig oder gar nicht. Er macht dann und wann äußerlich die vorgeschriebenen Zeremonien wohl mit, um das Volk glauben zu machen, wie hoch er selbst dessen Götter verehre; bei sich selbst aber ist und bleibt er - was das Weltleben betrifft - ein Epikureer und - was seinen Glauben betrifft - entweder ein Kyniker oder Sadduzäer, die an ein Fortleben der Seele nach dem Tode nicht glauben. Und wie der Beherrscher für sich denkt, so denken auch besonders die hohen Priester.
Ev10.150,09] Will er mit irgendeinem seiner Nachbarn einen Krieg anfangen, so wissen die hohen Priester schon, wie sie zum voraus seine Völker zu bearbeiten haben, damit diese durch die Unterpriester bearbeitet werden, daß der bevorstehende Krieg von dem Willen der Götter ausgeht und der König, als der Repräsentant seiner Völker vor den Göttern, nicht umhin kann, ihrem durch die hohen Priester kundgegebenen Willen auf das eifrigste nachzukommen.
Ev10.150,10] Dadurch werden die Völker nach der Elle breitgeschlagen, werden willig und eifrig, die von dem König benötigte Kriegsbeisteuer zu bezahlen, und machen sich selbst eine übergroße Ehre daraus, so sie noch bei guten Kräften sind, mit den Waffen in der Hand den Krieg mitzumachen.
Ev10.150,11] Siehe so geht es nun nicht nur in dem Lande, von welchem unsere beiden Fremden in ihrer großen Not gekommen sind, sondern auf der ganzen Erde zu, und es wird noch eine sehr lange Zeit erforderlich sein, bis die Völker zu der Einsicht gelangen werden, daß sie seit den Zeiten Mosis und der auf ihn folgenden Richter Menschenlasttiere der Großen und Mächtigen waren, sind und noch lange sein werden.«

Was vor Gott recht ist, ist wichtiger als Tempelsatzungen; Beispiel Jesu

Ev07.206,09] (Jesus als junger Mann zu Joseph:) »Höre, wenn Ich dereinst Meine große Arbeit beginnen werde, so werde Ich die Priester nicht fragen, ob Ich solch eine große Arbeit, die sehr wider ihre eitlen Tempelsatzungen gerichtet sein wird, werde unternehmen dürfen oder nicht, sondern Ich werde die große und schwere Arbeit unternehmen aus Meiner höchsteigenen Macht und Kraft! Denn was vor Gott recht ist, das muß auch vor allen Menschen recht sein, ob sie das Rechte wollen oder nicht!«

Recht auf Ungehorsam gegen widergöttliche Priestersatzungen

Ev09.069,10] (Wirt:) Nun, wenn man solche Lehre mit dem vergleicht, was Du, o Herr und Meister, mir angeraten und allerhellst erklärt hast, so besteht darin ja ein unendlicher Unterschied. Bei Dir ist alles die volle und lebendige Wahrheit und bei den Pharisäern faule und tote Lüge, durch die wahrlich keine Seele das ewige Leben erreichen kann. Herr, was sollen wir aber in der Folge nun den Pharisäern gegenüber tun?«
Ev09.069,11] Sagte Ich: »Was sie als reines Wort Mosis und der Propheten predigen, das höret an, und tut nach dem reinen Worte; aber an ihre eigenen Satzungen haltet euch nicht, denn diese sind vor Gott ein Greuel« (vgl. Mt.23,03)!

Wann Kirchensatzungen gehorcht werden soll, wann nicht

Him2.375,04] Da ich aber der Jünger Not gar wohl merkte, so sprach Ich zu ihnen: »Wahrlich, auf dem Stuhle Mosis sitzen die Hohenpriester, Schriftgelehrten, Leviten und auch die strengen Pharisäer, so sie aus dem Stamme Levi sind. Was sie euch lehren aus der Schrift, das haltet und befolget! Aber ihren Taten folget nicht und ihren eigenen Satzungen auch nicht! Denn diese sind nicht von Gott, sondern sind eitles Menschenwerk (vgl. Mt.23,02 f.) gegen den Willen Gottes, weil sie, diese Mosisnachfolger, dadurch nur ihre eigenen irdischen Vorteile und nicht im geringsten die Erfüllung des göttlichen Willens bezwecken wollen.
Him2.375,05] Sehet nun aber auch ihr und merket es: Eben das, was Ich den Aposteln und Jüngern dereinst in Bezug auf die Hohenpriester und Schriftgelehrten sagte, dasselbe sage Ich nun auch euch in Bezug auf jede äußere Kirche und ihre Diener:
Him2.375,06] Folget ihrer Lehre, wo sie Mein Wort und die Demut und die Liebe verkündigen. Aber ihren Werken und Satzungen folgt nicht, so sie wider Mein Wort gerichtet sind und nur der Priester irdische und welüiche Vorteile im Schilde führen; und lasset euch von denselben nicht beirren und irgend breitschlagen!«

Gehorsamsgrenzen gegenüber Klerus; Recht auf Klerikerabsetzung

Ev03.213,02] »Sieh, es ist wahr, daß es ein Gebot gibt, aus der Zeit der Richter aber erst, allwo es durch den Mund eines Sehers geboten wird, jene zu hören, die da auf den Stühlen Mosis und Aarons sitzen, und zu tun, was sie aus dem Geiste des Herrn anordnen; aber nur dann, wenn ihre Werke gut sind. Sind deren Werke schlecht, so sollen sie von den Stühlen verstoßen werden von den würdigsten Nachkommen Levis.
Ev03.213,03] Es verstanden aber die auf den erwähnten Stühlen Sitzenden, ihre Werke sehr zu bemänteln. Es saßen und sitzen noch statt der würdigen Nachfolger Mosis und Aarons nur reißende Wölfe in Schafspelzen auf den heiligen Stühlen und haben als solche Gesetze als göttlichen Willen unters Volk geschleudert, vor denen die Welt sogar erschauem muß!«

Recht auf Suche nach Wahrheit außerhalb des Priestertums

Ev07.214,12] »Eure noch so argen und selbstsüchtigen Priester aber sind auch ganz Menschen voll freien Willens und können darum tun, was sie wollen, und das um so mehr, weil eure weltlichen Gesetze ihnen keinen Hemmschuh anlegen und ihr sie anderseits eben also, wie sie sind, fürs Volk gut gebrauchen könnet.
Ev07.214,13] Wer aber von ihrem Joche frei werden will, der suche die Wahrheit und halte sich an sie; denn jeder Mensch kann nur durch die in sich gefundene Wahrheit völlig frei werden von dem Joche der Finsternis, die eine Geburt des tausendköpfigen Aber- oder Wahnglaubens ist.
Ev07.214,14] Wenn ihr das verstanden habt, so tuet auch danach, und eure Priester werden euch erstens keinen Schaden zufügen können und sich fürs zweite selbst aufheben, so sie auf eurem Felde der lichtvollen Wahrheit mit ihren Narrenpossen keinen Anklang mehr finden werden.«

Verhaltenstips gegenüber Falschem bzw. Bösem in der Kirche

Ev01.191,19] »So da jemand einen Acker hat, der ihm viel Frucht bringt, weil er gutes Erdreich hat, hat aber auch einen Acker, der trotz alles Düngens mager bleibt und kaum etwas mehr Frucht bringt, als da in ihn gesät ward, - sage: Was wird der Besitzer tun? Sehet, er wird dem mageren Acker die Frucht, die er spärlich getragen, abnehmen, sie zur guten und reichlichen Frucht des guten Ackers tun und wird im nächsten Jahre in den mageren Acker keine Frucht mehr säen, sondern wird legen allen Samen in den guten Acker! Dieser wird dann alle Frucht tragen, der magere aber wird preisgegeben dem Unkraute, den Disteln und Dornen.
Ev01.191,20] Sehet, das tut ein kluger Hauswirt; soll der Vater im Himmel etwa unklüger handeln als ein kluger Mensch auf dieser vergänglichen Erde?
Ev01.191,21] Darum weiche aus euren Herzen der Gedanke, als könnte der Vater im Himmel ungerecht sein!
Ev01.191,22] So ihr wisset, daß man nur jenen um einen Rat angeht, der irgendeine Weisheit hat, und sich bald von einem Maulreißer abwendet, bei dem man nur zu bald einsieht, daß er ein purer Maulreißer ist, - Frage: Tut man unrecht, wenn man vom Maulreißer den Glauben abzieht und ihn dem recht Weisen gibt, der ohnehin des Vertrauens von allen Seiten her in Überfülle hat?
Ev01.191,23] Oder tut ihr etwa unrecht, so ihr Meine Jünger seid, Mir nachfolget und Tempel und Pharisäer und alle die Schriftgelehrten verlasset, und ihnen dadurch den letzten Funken Vertrauens wegnehmet und es Mir gebet, der Ich durch Meine Taten und Worte ohnehin schon des Vertrauens in schwerer Menge besitze?! Ich meine, daß es euch nun wohl allen klar sein dürfte, daß darin durchaus keine Ungerechtigkeit besteht, wenn Ich zu euch geredet habe, wie einst dem, der nicht hat, wie Ich es euch mit der Zahl angedeutet habe, auch genommen wird, das er hat. (vgl. Mt.13,12)
Ev01.191,24] Was Ich aber rede, gilt dem Geiste und nicht der Materie, da es wohl eine Ungerechtigkeit wäre, so man dem wenig Habenden die kleine Habe wegnähme und sie gäbe einem Reichen, dessen Speicher und Kammern ohnehin überfüllt sind. Darum gilt alles, das Ich zu euch rede, nur dem Geiste und nie der Materie «

Priestereid auf Kirchenobrigkeit; soll Priester im Konfliktfalle Gott oder Obrigkeit gehorchen?


Ev01.119,01] (Schriftgelehrter zu Jesus:) »Freund, du wagst viel, daß du uns sagst solche Dinge, auf deren Verrat vom Tempel aus der Tod gesetzt ist! Dein Glück aber ist, daß du unserem Obersten (Jairus) eine so große Tat (Erweckung seiner toten Tochter) erwiesen hast, sonst möchte es dir nicht am besten ergehen; denn wir sind an den Tempel durch einen mächtigen Schwur gebunden!«
Ev01.119,02] Sage Ich: »Den ihr brechen könnt, wann ihr wollt; denn Gott habt ihr den Schwur nicht geleistet, sondern dem Tempel, der von Menschenhänden gemacht ist, und in dem Gott nicht mehr wohnt!
Ev01.119,03] Wo aber Gott nicht wohnt, da wohnt der alte Fürst der Lüge und alles Bösen, und diesem Fürsten und nunmaligen Herrn des Tempels könnt ihr ohne Scheu den Schwur brechen!
Ev01.119,04] So ihr möchtet dem Tempel euren nichtigsten Schwur brechen, so würdet ihr Gott dem Herrn Wohlgefallen, und Er würde euch geben, was Er vom Anfange der Welt Mir gegeben hat, das ihr nun anstaunet und nicht begreifet, wie Ich Werke verrichte, die eurer eigenen Aussage zufolge nur Gott allein möglich sind! Fürchtet ihr aber den Tempel mehr denn Gott, den ihr nicht kennt, dann bleibet ihr gleichwohl am Tempel hängen und seid darum vor Gott ein Greuel!
Ev01.119,05] Glaubet ihr aber das nicht Meinen schlichten Worten, so glaubt Mir doch um der Werke willen, die Ich vor euch verrichte zu eurem Wohle, und von denen ihr selbst saget, daß sie nur Gott allein möglich seien!«

Zurück zur Themaübersicht Nachfolge Christi